Wortakrobatik:Kabarett-Quartett

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Der Münchner Bumillo gehört zu den vier Finalisten. In der Poetry-Slam-Szene hat er sich bereits einen Namen gemacht (Foto: Harry Wolfsbauer)

Finale des Paulaner-Solo-Wettbewerbs

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Vier Nachwuchskabarettisten kämpfen an diesem Wochenende um einen der begehrtesten Preise der Szene: Den Paulaner Solo Plus. In zwei Vorrunden haben sie sich jeweils gegen die Konkurrenz durchgesetzt, nun treffen die Sieger aufeinander. Und am Ende darf sich einer von ihnen über den Preis der Jury freuen, dazu kommt noch der Publikumspreis.

Aus der ersten Vorrunde Mitte März konnten sich der Münchner Bumillo als Jurysieger und der Bremer Nagelritz als Publikumsliebling durchsetzen. Bumillo hat sich den vergangenen Jahren vor allem als Poetry-Slammer bereits einen Namen gemacht, war fünfmal bei den deutschsprachigen Meisterschaften dabei. Mit dem Trio "PauL" hat er unter anderem 2009 das Passauer Scharfrichterbeil gewonnen. Seit 2014 ist Christian Bumeder, wie Bumillo mit bürgerlichem Namen heißt, auch als Kabarettist auf der Bühne zu sehen. Der promovierte Künstler ist Mitglied der Münchner Turmschreiber. Die Vorrunden-Jury lobte ihn vor allem für seinen oberbayerischen Witz und seine hörenswerte Sprachkunst.

Ganz anders ist das, was Dirk Langer alias Nagelritz den Besuchen präsentieren wird. Wie es sein Künstlername bereits vermuten lässt, ist er ein großen Fan des Lyrikers Joachim Ringelnatz. Dessen Texte gehören ebenso zum Programm wie ein altes Schifferklavier, also eine Ziehharmonika. Dabei heraus kommt feinstes Seemannsgarn, das mal Comedy ist, mal Kabarett und dann wieder Chanson. Nicht selten löst er damit bei seinen Zuhörern neben einem tiefen Drang zu lachen vor allem großes Fernweh aus.

In der zweiten Vorrunde konnte sich das Duo Blömer/Tillack den Preis der Jury sichern. Das Publikum sorgte mit seiner Entscheidung dann dafür, dass mit Liza Kos zumindest eine Frau im Finale vertreten ist. Jurysprecher Winfried Frey betonte nach der zweiten Vorrunde, dass er sich kaum an eine Runde erinnern könne, die ein ähnlich hohes Niveau gehabt habe, entsprechend schwer und knapp sei das Ergebnis ausgefallen. Die Wahl fiel dann eben auf das Wort-Akrobatenduo Blömer/Tillack, das durch seine gut durchdachten Texte, eine hintersinnige Präsentation, perfektes Timing und Professionalität überzeugt habe. Dabei sind die beiden eben nicht nur Wort-Akrobaten, sondern geben auch körperlich in ihrer Show alles. Da wird auf der Bühne auch schon mal ein perfektes Rad geschlagen. Beim Vorrunden-Publikum kam dieser Einsatz bestens an.

Nur Liza Kos konnte die Besucher dann noch etwas mehr begeistern und sich damit einen Finalplatz für Sonntag sichern. In ihrem Programm schlüpft die gebürtige Russin virtuos in verschiedene Rollen und spielt dabei so unterhaltsam mit kulturellen Klischees, dass es dem Besucher leicht fällt, sich eigene Vorurteile einzugestehen und sie sogleich zu hinterfragen. Das alles natürlich mit vielen Lachern. Kos hat ihre Karriere 2011 als Singer-Songwriterin begonnen, schon damals hat sie neben ernsteren Liedern vor allem Unterhaltsames geschrieben. 2015 dann ist sie erstmals mit einem Comedy-Programm mit dem Titel "Was glaub' ich, wer ich bin?!" aufgetreten. Es folgten einige TV-Auftritte und 2016 die Auszeichnung mit dem Kleinkunstpreis Ostfriesland. Seit zwei Jahren moderiert sie außerdem in ihrer Heimatstadt Aachen eine monatliche Comedy-Show.

Die Finalisten beweisen die Vielfalt der Kabarettszene. Wer talentierten Unterhaltungsnachwuchs sehen will, ist hier also richtig.

Finale des Kabarettwettbewerbs Paula ner Solo Plus, Sonntag, 28. Oktober, 19 Uhr, Veranstaltungsforum Fürstenfeld, Karten zu 19 und 21 Euro an der Abendkasse.

© SZ vom 27.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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