Wohnungsbaugesellschaft I:Grafrath bleibt auf Solopfaden

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Mehrheit im Gemeinderat lehnt Beteiligung ab, weil man nicht über eigene Grundstücke und Mietwohnungen verfüge

Von Manfred Amann, Grafrath

Der Gemeinderat von Grafrath lehnt mehrheitlich die Beteiligung an einer interkommunalen Wohnungsbaugesellschaft (WBG) des Landkreises ab. Unbestritten sei, dass bezahlbarer Wohnraum dringend geschaffen werden müsse, "aber für Grafrath wäre es nicht der richtige Weg", sagte Bürgermeister Markus Kennerknecht (parteifreie). "Wir brauchen für Grafrath eine andere Konzeption". Für die Städte und Gemeinden im östlichen Landkreis, die bereits über Immobilienvermögen in Form von Mietwohnungen und potenziellem Baugrund verfügten, sei eine WBG sicher ein sinnvoller Weg, bei der Bebauung von Grundstücken oder der bei Wohnungsverwaltung Synergieeffekte zu nutzen. Für Grafrath hätte eine WBG zumindest aktuell und auf absehbare Zeit keinen positiven Effekt. Als Begründung führte der Bürgermeister an, dass die Gemeinde weder geeigneten Baugrund in Aussicht habe, auf denen man Geschoßwohnungsbauten errichten könnte, noch im Besitz von vermietbaren Wohnungen sei. Außerdem seien im Zuge der Ortentwicklungsplanung Richtlinien dafür geschaffen worden, wie man hinsichtlich Wohnraumversorgung in der Gemeinde vorgehen wolle. Im Ortsteil Mauern habe man 14 Bauparzellen ausgewiesen, die fast alle an Einheimische vergeben worden seien, man habe eher Ein- und Zweifamilienhäuser im Blick als große Mehrfamilienhäuser. Und über dem neuen Supermarkt in der Ortsmitte würden gerade Wohnungen für Menschen mit besonderem Wohnbedarf geschaffen. "Mit dem Beitritt könnte man aber ein Signal dafür setzen, dass wir bezahlbaren Wohnraum haben wollen", wandte Roger Struzena (Grüne) ein. Auch wenn Grafrath aktuell keinen geeigneten Baugrund in Aussicht habe, mittelfristig könnten sich aber Möglichkeiten, zum Beispiel an der Villenstraße Nord auf dem ehemaligen Freizeitgelände der evangelischen Kirche, ergeben.

"Es wäre dann sicher leichter, sich der WBG anzuschließen, wenn man schon mit dabei ist", befand der Sprecher der Grünen. Sollte man einen eigenen Weg gehen, müsse man auch die Zusatzbelastung für die Verwaltung berücksichtigen. Acht kleinere Kommunen aus dem westlichen Landkreis seien bereits beigetreten, obwohl ihre Situation hinsichtlich verfügbarem Baugrund und Bestandswohnungen ähnlich sei, so Struzena. Dass Kennerknecht anführte, auch zu berücksichtigen, dass Grundstücke, die man für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum einbringt, sicherlich dichter bebaut würden, als man dies im Sinne der Ortsentwicklung wolle, störte Altbürgermeister Hartwig Hagenguth (Bürger für Grafrath), weil man dies weder vorhersehen noch beeinflussen könne. Diese Haltung wiederum wollten Gerald Kurz (CSU) und Bernd Traut (GE) nicht akzeptieren. Anzunehmen, man könnte bei den teuren Bodenpreisen bezahlbaren Wohnraum schaffen, ohne den Grund optimal zu nutzen, sei "reine Traumtänzerei" sagte Traut. Und Kurz verlangte, nicht länger über eine solche "Luftnummer" zu diskutieren. Hagenguth und Burghard von Hoyer (BFG) gaben zudem zu bedenken, dass Grund, den man in eine Wohnungsbaugesellschaft einbringe, in kommunalem Besitz bleibe, während dieser beim Verkauf an einen Investor in Privatbesitz übergehe.

© SZ vom 17.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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