Wirtschaft:Gute Note für den Landkreis

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Bei einer Umfrage äußern sich die meisten Betriebe recht zufrieden mit dem wirtschaftlichen Umfeld

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Die Betriebe im Landkreis sind mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zufrieden. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern aus dem Frühjahr. Dabei erhält der Landkreis die Note 1,9 und verbessert sich gegenüber der Umfrage im Jahr 2015 geringfügig. Damals bewerteten die Befragten den Standort mit 2,0. Michael Steinbauer, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Fürstenfeldbruck, spricht von einem "Spitzenzeugnis", das die Betriebe dem Landkreis ausgestellt haben. Dennoch bleibe einiges zu tun.

Etwas mehr als 100 Betriebe haben sich an der Umfrage beteiligt. Laut Steinbauer sind die Ergebnisse dennoch repräsentativ, denn es haben große und kleine Firmen aus Industrie, Handel oder Gastgewerbe mitgemacht. Gut 85 Prozent der Betriebe haben zwischen einem und 49 Mitarbeiter, mehr als 47 Prozent sind Dienstleister. Etwa 85 Prozent der Unternehmen, die den IHK-Fragebogen beantwortet haben, würden ihren Firmensitz wieder im Landkreis nehmen, wenn sie sich für eine Ansiedlung entscheiden müssten. Gute Noten geben die Firmen vor allem der Anbindung an das Fernstraßennetz, der Energieversorgung und der Loyalität und Motivation der Mitarbeiter. Konkret verbessert hat sich im Vergleich zu 2015 laut Steinbauer die Breitbandversorgung. Ein schnelles und leistungsfähiges Internet ist den Unternehmen wichtig und wird inzwischen mit der Note 2,5 auch ganz gut bewertet.

Viel weniger gefallen den Betrieben dagegen die Anbindung an den Güterverkehr auf der Schiene sowie Preise und Mieten für Gewerberäume. Verbesserungen wünschen sich die Unternehmen, was die Kosten und die Verfügbarkeit von Gewerbeflächen und -gebäuden angeht. Schließlich planen 30 Prozent der Betriebe, sich in den kommenden drei Jahren zu erweitern oder am Standort umfangreich zu investieren. Lediglich zwei Prozent möchten sich verkleinern. Auch beim Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, speziell des Busnetzes, sieht Steinbauer noch "Ausbaupotenzial".

Außerdem sähen es die Befragten gerne, wenn die kommunalen Verwaltungen bürokratische Anforderungen abbauen würden. Als Beispiele für bürokratische Hürden nennen die Befragten die Dauer von Genehmigungsverfahren, vor allem wenn es um die Belange des Immissionsschutzes geht. Steinbauer wünscht sich, dass diese und andere Verfahren zügig abgewickelt werden, denn davon lebe eine "agile Wirtschaft". Lange Verfahren hingegen kosteten Zeit und Geld. Richtige Wachstumshindernisse sehen die Firmen momentan aber noch nicht. Nur 18 Prozent der Befragten haben angegeben, Standortnachteile hätten Wachstumsverzögerungen bedeutet. Das ist der niedrigste Wert in ganz Oberbayern. Von den Verwaltungen erwartet der Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses auch eine stärkere Dienstleistungsmentalität und einen Ausbau der Digitalisierung, also eine Verlagerung der Verwaltungsvorgänge weg vom Papier und hin zum Computer.

Zunehmende Probleme bereiten den Firmen auch die steigenden Preise für Gewerbeflächen im Landkreis. Könnten sich klein- und mittelständische Betriebe keine Gewerbegrundstücke mehr leisten, dann werde darunter auch das Wirtschaftswachstum im Landkreis leiden, prognostizierte Steinbauer. Ähnliches gilt laut IHK-Vorsitzendem auch für den Wohnraum. Dessen Knappheit kostet die Betriebe ebenfalls Geld, und zwar dann, wenn sie Mitarbeitern auf den Lohn einen Zuschuss zu den Mietkosten drauflegen.

Was die Gewinnung und Bindung von Fachkräften angeht, haben die Firmen aber nicht nur die Vor- und Nachteile des Standorts im Blick. Sie seien auch gefordert, sich zu "attraktiven Arbeitgebern" zu machen, sagt Michael Steinbauer. Aus diesem Grund möchte er die duale Ausbildung stärken und für die handwerklichen Berufe werben. Zudem gehört die betriebliche Weiterbildung für ihn zu den wichtigen Vorhaben für die Zukunft, ebenso wie die Steigerung des Anteils von Frauen unter den Erwerbstätigen. Auch Migranten will Steinbauer eine Chance auf dem Arbeitsmarkt geben. Dafür fordert er die Umsetzung des Modells "Drei-plus-zwei". Das bedeutet, dass auch Flüchtlinge, deren Aufenthaltsstatus noch ungeklärt ist, nach einer Ausbildung noch mindestens zwei Jahre in einem Betrieb weiterarbeiten dürfen und in dieser Zeit nicht abgeschoben werden.

© SZ vom 06.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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