Winterliches Chaos:Schneefrei im Landkreis

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Der Unterricht an den Schulen fällt an diesem Freitag aus. Turnhallen und Friedhöfe sind gesperrt. Einige Buslinien sind eingestellt, weil glatte und zu enge Straßen nicht zu bewältigen sind. Die Feuerwehr warnt davor, Dächer selbst abzuräumen

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Die heftigen Schneefälle führen nun auch im Landkreis zu Einschränkungen. Schulen bleiben geschlossen, Turnhallen wurden gesperrt. Einige Buslinien fielen am Donnerstag aus. Räumdienste und Abschleppunternehmen sind im Dauereinsatz.

Schneeferien

Am Freitag entfällt an den öffentlichen Schulen im Landkreis der Unterricht. Das hat ein Krisenteam am Donnerstag beschlossen. Grund sind die andauernden Schneefälle, die dem Landratsamt zufolge Probleme im Busverkehr verursachen. "Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Schulbusse nicht durchkommen", erklärt Sprecherin Ines Roellecke. Die Schulen seien aber nicht geschlossen, die Lehrer hätten Dienstpflicht. Kinder, die in die Schule kämen, würden betreut. Selbst wenn die Hälfte der Kinder es in die Schule schaffe, sei es wenig sinnvoll, Unterricht abzuhalten. Auch im privaten Landschulheim Grunertshofen und an der Waldorfschule Gröbenzell entfällt der Unterricht. Für wie lange, steht noch nicht fest. Viele Eltern, die zur Arbeit müssen, stellt der Ausfall vor Probleme, weil sie eine Kinderbetreuung organisieren müssen. Manche Arbeitgeber erlauben, dass die Kinder mitgebracht werden. Die Firma Kiddi-Car, die in Fürstenfeldbruck einen Verkehrsübungsplatz betreibt, nutzt die Gunst der Stunde und öffnet am Freitag von 10 bis 15 Uhr. Kinder von sechs bis zwölf Jahren können mit ihren Eltern kommen und mit Kinderfahrzeugen das Fahren auf Schnee üben.

Hallen und Friedhöfe gesperrt

Die öffentlichen Turnhallen sind bis auf Weiteres gesperrt, und das nicht nur für den Schulsport, sondern auch für die Vereine. Das haben Landkreis und Kommunen am Donnerstag mitgeteilt. Aber es gibt Ausnahmen: In der Halle der Gemeinde Eichenau finden die Konzerte des Musikvereins am Wochenende nach derzeitigem Stand statt. Absagen veröffentlicht der Musikverein auf seiner Homepage. "Eine Besonderheit der Turnhallendächer ist ihre große Spannweite von mehr als zwölf Metern", heißt es in der Mitteilung des Landratsamts. Bei der hohen und zunehmenden Belastung durch Schnee sollten Risiken minimiert und niemand gefährdet werden. Roellecke zufolge ist von der Dreifachturnhalle an der Realschule Maisach bekannt, dass die Baufirma bei der Berechnung der Statik geschludert und am Material gespart hat. Die Halle stammt aus den Siebzigerjahren. Germering und Puchheim haben die städtischen Friedhöfe gesperrt und raten davon ab, Parks und Wälder zu besuchen.

In Puchheim bleibt das Sportzentrum samt Schwimmbad zu. Bei Kindergärten, Krippen und Horten entscheiden die jeweiligen Träger, ob die Einrichtung am Freitag öffnet oder nicht. Axel Geißendörfer, beim Bezirksverband der Arbeiterwohlfahrt für die Kitas zuständig, hat den Einrichtungen freigestellt, je nach Situation zu entscheiden. Es gehe vor allem um die Frage, ob das Personal den Weg in die Kita schafft. "Die Einrichtungen informieren die Eltern gezielt", verspricht Geißendörfer, eine Notbetreuung werde angeboten. In Fürstenfeldbruck öffnen am Freitag alle städtischen Kitas, für die Kitas anderer Träger in der Stadt gilt, dass sie eine Notbetreuung anbieten müssen.

Öffentlicher Verkehr

Die Buslinie 820, die Fürstenfeldbruck mit Seefeld-Hechendorf verbindet, konnte am Donnerstag nicht verkehren. Grund war laut Hermann Seifert, der im Landratsamt für den Öffentlichen Nahverkehr zuständig ist, dass es fast auf der gesamten Strecke Probleme gab: Die Senserbergstraße in Fürstenfeldbruck war demnach fast komplett dicht, die steilen Abschnitte in Grafrath-Marthashofen nicht zu befahren. In Inning war der Kreisverkehr gesperrt und auch die weitere Strecke war Seifert zufolge kritisch. Der Busunternehmer Neumeyr aus Dünzelhofen, der im westlichen Landkreis zahlreiche Linien bedient, stellte zwischen sieben und neun Uhr den Verkehr größtenteils ein. Die Busse hätten auf ungesalzenen und nicht gestreuten, steilen Steigungen nicht fahren können, erklärt Stefanie Neumeyr. Sonst verkehrten die Busse, wenn auch teils mit Verspätungen. Auch bei der S-Bahn gab es Verspätungen.

Wie Seifert erklärt, haben es die Räumdienste schwerer als vor 15 oder 20 Jahren, rechtzeitig die Straßen zu räumen. Grund sei der enorm gestiegene Individualverkehr. Dadurch kämen zum einen die Räumfahrzeuge schlechter durch. Zum anderen werde der Schnee durch die vielen Autos so festgefahren, dass er sich nur schlecht wegschieben lasse. Wegen der Schneemassen, die an den Haltestellen liegen, ist Seifert zufolge die Barrierefreiheit nicht mehr gewährleistet. Gleichzeitig stellten die Schneehaufen eine Gefahr für Kinder dar, die auf ihnen herumkletterten.

Hilfsdienste

"Bei uns ist die Hölle los", sagt Florian Steinberger von Auto Schweitzer. "Seit vorigen Freitag sind wir im Dauereinsatz." Die Wagen des Abschlepp-Unternehmens werden gerufen, um Autos aus Gräben oder Schneehaufen zu ziehen oder um nach Unfällen kaputte Wagen zu bergen. Steinberger hat keine Zeit um länger Auskunft zu gebe. Ständig klingeln die Telefone, weil wieder jemand Hilfe braucht. Bei der Fürstenfeldbrucker Feuerwehr war es dagegen am Donnerstag noch eher ruhig. Nur einmal hätten sie wegen Schnee ausrücken müssen, berichtet Manuel Mai, der stellvertretende Kommandant: um in der Livry-Gargan-Straße ein Schneebrett vom Dach eines fünfstöckigen Hauses gezielt zum Absturz zu bringen. Mai warnt Hausbesitzer davor, selbst aufs Dach zu steigen, um die Schneehöhe zu kontrollieren oder den Schnee zu entfernen. Das müsse man auf jeden Fall Experten überlassen, sagt er. Und bevor jemand hinauf steige, müsse geprüft werden, ob das Dach die zusätzliche Last überhaupt tragen können.

© SZ vom 11.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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