Winterärger:Sisyphosarbeit mit schwerem Gerät

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Der Brucker Bauhof kommt nicht mit dem Räumen und Streuen nach. Das liegt nicht immer am Schnee, sondern manchmal auch an zugeparkten Straßen. Offenbar häufen sich Klagen von Anwohnern

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Wenn man erleben will, wie Peter Langenegger so richtig in Rage gerät, dann muss man ihn nur auf den Winterdienst ansprechen. Oder noch besser: auf die Klagen darüber, dass in Nebenstraßen nicht ordentlich geräumt werde. Dann packt den Chef des Fürstenfeldbrucker Bauhofs so etwas wie der heilige Zorn.

Langenegger ist von kräftiger Statur und hat einen Händedruck wie Schraubzwingen. Er weiß, wie man anpackt und was man schaffen kann. Eine Garantie, das gesamte Straßennetz der Kreisstadt bei starken Schneefällen freizuräumen? Die gehört eindeutig zu den Dingen, die man nicht schaffen kann. Da muss sich Langenegger sichtlich beherrschen. Als der Name Mirko Pötzsch fällt, schnauft er tief. Und das, obwohl der Verkehrsreferent des Stadtrats ausdrücklich betont, dass er lediglich eine Debatte aus den sozialen Medien aufgreife und er den Mitarbeitern des Bauhofs bescheinigt, "unentwegt im Einsatz" gewesen zu sein. Dafür gebühre ihnen Dank. Gleichwohl regt der SPD-Stadtrat in einem an Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) adressierten Brief an, der Bauhofchef möge doch am 6. Februar persönlich in der Sitzung des Verkehrsausschusses eine Einschätzung abgeben. Pötzsch spricht von einer "großen Anzahl von Beschwerden über das Schneeräumen der städtischen Straßen" in den zurückliegenden zwei Wochen und fragt sich, ob es sein könne, dass "auch relativ wichtige innerstädtische Nebenstraßen überhaupt nicht geräumt wurden". Als Beispiel nennt er die Holzstraße. Dort sei dann auch der Müll nicht abgeholt worden.

Um drei Uhr in der Früh beginnt die erste Schicht des Bauhofs mit der Arbeit. Zapfenstreich ist oftmals erst um 22 Uhr. (Foto: Günther Reger)

Das freilich könnte daran liegen, dass immer mehr Nebenstraßen zugeparkt sind. Das ist aus Sicht Langeneggers schon mal das erste Problem. Selbst wer eine eigene Garage hat, so der Eindruck des Bauhofchefs, parke sein Auto oft lieber am Straßenrand. Und dann wird es manchmal so eng, dass gar nichts mehr geht für die breiten Räumfahrzeuge. Wie eng das werden kann, davon hat sich jüngst CSU-Ortschef Andreas Lohde überzeugt. Vor zwei Wochen fuhr er selbst ein paar Stunden in einem der Räumfahrzeuge mit. Den Einsatz der Bauhofmitarbeiter lobt Lohde ausdrücklich - auch wenn das Gerät teils recht betagt sei. Mehr Lastwagen und vor allem mehr Personal freilich kann sich die hoch verschuldete Stadt gar nicht leisten. Für die paar Tage, an denen es wirklich unaufhörlich schneit, würde sich dies wohl auch kaum lohnen. An jenen Mittwoch, als der Schneepflug in der Holzstraße nicht mehr durchkam, erinnert sich Langenegger durchaus. Da seien innerhalb einer Stunde zehn Zentimeter Schnee gefallen. Da konnten die Schneepflüge am Ende ihrer Tour gleich wieder am Startpunkt anfangen - eine schier aussichtslose Sisyphosarbeit. Für den Abtransport der Schneehaufen, die sich am Straßenrand ansammeln, fehlt meist die Kapazität. Priorität haben Hauptverkehrsstraße, gefährliche Bereiche und vor allem das Gebiet rund um die Schulen. Dort wird dann auch gesalzen. In kleinen Straßen wie der Schwaben- oder der Frankenstraße könne es schon mal vorkommen, dass der Schneepflug erst am Folgetag komme, räumt Langenegger ein.

Feuchtsalz an Bord nehmen regelmäßig drei der acht großen Lastwagen oder Schlepper des Bauhofs, die vor allem sicherstellen sollen, dass der Berufsverkehr durchkommt. Bis zu fünf kleinere Fahrzeuge sind für weitere Nebenstraßen und vor allem für Geh- und Radwege zuständig. 17 Mann starten um drei Uhr in der Früh, um 7 Uhr folgt bei Bedarf dann noch Verstärkung. Bushaltestellen, Treppen oder Kreuzungen müssen oftmals zusätzlich in Handarbeit geräumt werden. Nach der Ablösung dauern Einsätze auf den Straßen durchaus bis 22 Uhr und damit zwei Stunden länger als gesetzlich vorgeschrieben. Deshalb kann Langenegger nur mit dem Kopf schütteln, wenn ihm die Mitarbeiterin berichtet, dass sich am Telefon mal wieder ein verärgerter Bürger im Ton vergriffen hat. Manchmal klingelt es auch gleich beim Oberbürgermeister - drei Beschwerden gingen in den letzten Wochen bei ihm im Rathaus ein. So klagte jüngst eine 75-jährige Frau, der Schneepflug habe ihre selbst freigeräumte Einfahrt wieder zugeschüttet. Raff warb bei ihr für Verständnis, machte aber auch deutlich, dass die Fahrer der Schneepflüge nicht an jeder Einfahrt das Räumschild umstellen können. In solchen Fällen helfe wohl oft nur nachbarschaftliche Hilfe.

© SZ vom 30.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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