Fürstenfeldbruck:Windkraft soll Geld in die Kasse bringen

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Höchst profitabler Betrieb: Die beiden bislang einzigen Windräder im Landkreis bei Mammendorf und Malching. (Foto: Jana Islinger)

Freie Wähler plädieren für einen möglichst schnellen Ausbau durch die Stadtwerke und hoffen, mit den Erlösen die neue Amperoase finanzieren zu können.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Fürstenfeldbrucker Stadtwerke wollen einen großen Beitrag leisten zur Energiewende - mit dem Ziel, den Landkreis unabhängig von fossilen Brennstoffen zu machen. Damit geraten sie aber auch in die Zwickmühle. Denn der Spielraum bei der Finanzierung ist begrenzt: Erst im Juli 2019 war die 17,5 Millionen Euro teure Firmenzentrale im Brucker Westen eingeweiht worden. Und am Neubau der maroden Amperoase, der mehr als 60 Millionen Euro kosten könnte, müssten sich die Stadtwerke zumindest mit einem ansehnlichen Betrag beteiligen.

Mehr als 20 Millionen Euro sind nach Einschätzung des Geschäftsführers Jan Hoppenstedt in der aktuellen Situation wohl nicht möglich. Auch deshalb scheint aus Sicht der Stadtwerke und der Stadträte einiges dafür zu sprechen, das Neubauprojekt erst mal auf Eis zu legen und den Altbau zumindest so weit zu sanieren, dass er noch ein paar Jahre funktionstüchtig bleibt.

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Rückendeckung erhält Hoppenstedt nun von den Freien Wählern, deren Fraktionsvorsitzender Markus Droth sich in einem Brief an Stadtverwaltung und Stadträte sehr deutlich für einen möglichst schnellen Ausbau der Windkraft ausspricht. Die Investitionen seien äußerst rentabel - und mit den Einnahmen könne man künftig andere Wünsche finanzieren, heißt es sinngemäß. Droth: "Investitionen in Wind- und Solarenergie lohnen sich - ökologisch und ökonomisch." So seien aus den beiden bislang einzigen großen Anlagen, die von den Stadtwerke betrieben werden, 2021 vor Steuern etwa 128 000 Euro Gewinn erwirtschaftet worden.

Gewinn von 200 000 Euro

In Mammendorf sind die Stadtwerke mit 40 Prozent, in Malching sogar mit 80 Prozent beteiligt. Konservativ gerechnet lässt sich mit einer Windkraftanlage nach Berechnung Droths ein Gewinn von rund 200 000 Euro im Jahr erwirtschaften, in guten Jahren sogar 300 000 Euro. Droths Schluss: "Wir als Stadt sind gehalten, Standorte für Windkraftanlagen auszuweisen" - bis Mitte des Jahres könnten einige für die Aufnahme in den Regionalplan vorgeschlagen werden - sofern Windräder nicht ohnehin in Waldgebieten liegen, für die vereinfachte Verfahren gelten.

Hier denken die Freien Wähler nicht zuletzt an den Teil des Rothschwaiger Forsts, der eigentlich für den Kiesabbau gerodet werden soll. Das Kies-Unternehmen, so die Hoffnung, könne sich auf ein Kompensationsgeschäft einlassen: Verzicht auf einen Teil der weiteren Rodung, im Gegenzug dort Bau eines lukrativen Windrads.

Langfristig ein Fass ohne Boden, für ein paar Jahre aber wohl noch funktionstüchtig zu halten: die Amperoase (hier das undichte Becken). (Foto: Carmen Voxbrunner)

Droth mahnt also die baldige Debatte in den Gremien des Stadtrates über Standorte für Windkraftanlagen im Stadtgebiet an, möglicherweise im Verbund mit anderen Landkreiskommunen. Als Grundlage verweist er auf das Konzept des Landkreises, das nach Einführung der Zehn-H-Regel in der Schublade verschwunden war.

Die Stadtwerke dürften das grundsätzlich ähnlich sehen. "Generell passen die Windkraftanlagen zur Erzeugungsstrategie der Stadtwerke und bringen ein signifikantes Betriebsergebnis ein", heißt es in einer Stellungnahme. Aktuell sind Windräder in Pfaffenhofen an der Glonn, Rottbach in der Gemeinde Maisach sowie interkommunale Anlagen im Bereich von Alling, Gilching und Schöngeising geplant.

Eine weitere Photovoltaik-Großflächenanlage ist in Türkenfeld geplant, seit 2023 speisen die PV-Anlagen in Kottgeisering und Windach mit Leistungen von 2,2 und drei Megawatt ins Netz ein. Um die Akzeptanz solcher Projekte zu erhöhen, wollen die Stadtwerke Gemeinden und Bürgern Beteiligungsmöglichkeiten anbieten, der Rest der verbleibenden Investitionssumme wird mit Eigenmitteln sowie Krediten finanziert.

Fünf Jahre fürs Hallenbad

Bliebe also die Frage des Hallenbadneubaus. Droth beruft sich auf Aussagen Hoppenstedts, das Hallenbad könne noch bis zu fünf Jahre betrieben werden. Diese Zeit müsse genutzt werden für den Bau von Windrädern, deren Erlöse die Finanzierung des Neubaus am aktuellen Standort ermöglichen sollen. Bis die aktuell angedachten Windräder fertig geplant, genehmigt und in Betrieb genommen worden sind, kann es freilich ebenfalls noch vier bis fünf Jahre dauern.

Zu gewährleisten sei in der Amperoase vor allem "die Verkehrssicherheitspflicht, um niemanden zu gefährden", heißt es auf eine Anfrage der SZ. Aktuell erscheine die Sanierung als die sinnvollste Lösung. Die größten Baustellen: die Hallendecke, das undichte Becken, insbesondere die komplette Überlaufrinne, alle Duschen nebst Warmwasserrohren.

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