Wettbewerb:Schneidige Böcke, süße Lämmer

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Bei der Maisacher Schafschau geht es für die Schafhalter um den Sieg bei den Prämierungen. Das übrige Publikum erfreut sich an den Tieren - und am guten Essen

Von Heike A. Batzer, Maisach

Vielleicht ist es dieses Stoische, das Ruhige, Gelassene, das Schafe ausstrahlen und das die Menschen gerade in diesen von Tempo und Hektik geprägten Zeiten fasziniert. Vielleicht sind sie deshalb so nett anzusehen. Große Schafe, kleine Schafe, Böcke mit beeindruckendem Gehörn, liebliche Lämmer. Zwischendurch ist ein "Mäh" zu hören, ansonsten geben die Schafe an diesem Sonntag bereitwillig das Fotomotiv, lassen sich von Juroren beurteilen und von unbekannten Besuchern streicheln und warten geduldig auf den Moment, an dem es wieder nach Hause geht. Knapp hundert Schafe sind zur diesjährigen Ausstellung mit Prämierung nach Maisach gekommen. Brillenschafe, braune und schwarze Bergschafe, alpine Steinschafe, Skudden, Juraschafe, Rhönschafe, Waldschafe, Texel, schwarzköpfige Fleischschafe und viele Rassen mehr.

Imposante Erscheinung: ein Skuddenwidder bei der Maisacher Schafschau. (Foto: Günther Reger)

Die große Vielfalt an Rassen zeichne die Maisacher Veranstaltung aus, sagt Michael Strauß, zweiter Vorsitzende des Maisacher Schäferstammtisches, der die Schafschau im 36. Jahr organisiert. "Wir freuen uns, dass wir das Schaf so bewerben können", sagt er. Es kommen Fachleute auf die große Wiese beim Bauhof unweit des Volksfestplatzes, aber vor allem auch Laien, die die Tiere einfach nur anschauen wollen.

Großeltern mit ihren Enkeln sind darunter. Kleinkinder huschen um die Gatter herum, die die tierischen Bewerber voneinander trennen. Die Blicke der Laien zieht schnell ein Skuddenbock mit seinem imposanten schneckenförmigen Gehörn auf sich, drei Lämmer - zwei schwarze, ein weißes - sind auch mit in dem Gatter. Auf Augenhöhe stehen zwei kleine Menschenkinder, deuten hinein. Die Lämmer liegen gerade gemütlich im Gras.

Fachkundige Blicke: Max Wagenpfeil (von links) und Josef Öfner beurteilen die Schafe. Martin Schrüfer vom Maisacher Schäferstammtisch hilft mit. (Foto: Günther Reger)

Drei bis vier Schafe stehen in jedem der Karrees. Dann kommen die Prüfer vorbei, gut zu erkennen an ihren langen, schwarzen Schäfermänteln. Zwei Zweiergruppen geben die Urteile ab, eine davon sind Max Wagenpfeil, staatlicher Fachberater, und Züchter Josef Öfner. Sie begutachten jedes einzelne Schaf, zuerst dessen Zähne, denn daran können sie das Alter abschätzen. Bewertet werden sodann Wolle, Bemuskelung, wie die Fachleute sagen, und äußeres Erscheinungsbild des Tieres.

Neben der Prämierung der Tiere gibt es bei der Ausstellung auch Schafprodukte bis hin zum Lammbraten. (Foto: Günther Reger)

Filippo macht einen guten Eindruck. "So einen Widder sieht man selten", sagt Josef Öfner: "Der hat so was Schneidiges!" Filippo ist ein Brillenschaf. Er gehört Stephan Kreuzer aus Windach im Landkreis Landsberg. Filippo sei bereits in die Zucht aufgenommen worden, sagt Wagenpfeil. Er kennt das Tier, weil er selbst Brillenschafe züchtet. Auch Kreuzer hat Brillenschafe, seit zwei Jahren erst. Die weißen Schafe mit der typischen dunklen Pigmentierung um die Augen und an den Hängeohren gefielen ihm, sagt der 25-Jährige, und sie seien eine "robuste Rasse, die bei uns gut gedeiht". Kreuzer lehnt am Gatter und schaut den Prüfern bei der Arbeit zu. "Wie gemalt", findet Kreuzer, stehe sein Brillenschafbock da - "ein Charakterkopf". Das Tier verdient sich gute Noten, sogar eine Neun für den Glanz in der Wolle - die Höchstwertung. "Die Neun gibt's schon, aber man ist sparsam damit", hatte Wagenpfeil zuvor noch gesagt. Für Bemuskelung und den äußeren Eindruck, der doppelt zählt, gibt es jeweils eine 8,5 - zusammengerechnet ein Spitzenwert.

Ihren Ursprung haben solche Prämierungen in den Almabtrieben. Immer wenn dort die Tiere wieder ihren Besitzern zugeführt würden, würden die besten Tiere ausgewählt und zu Prämierungen angemeldet, erzählt Wagenpfeil. Der Maisacher Schäferstammtisch richtet seine Schafschau, die nebenher auch Hühner und Tauben zeigt, schon zum 36. Mal aus. Das Wetter an diesem ersten Maisacher Volksfestsonntag sei ideal, findet Michael Strauß. Nicht zu heiß wie zuletzt, aber auch kein Regen - "und weiß-blauer Himmel". Drüben auf dem Bauhofgelände gibt es Produkte rund ums Schaf, auch solche zum Essen. Die Schlange beim Lammbraten ist lang, von den vielen dort aufgestellten Biertischen sind die meisten besetzt.

Max Wagenpfeil und Josef Öfner begutachten jetzt den Kopf von Filippo. "Es ist ja wie bei einem Schönheitswettbewerb", sagt Wagenpfeil und lacht. Ein wuchtiger, breiter Schädel gilt als Merkmal der Böcke, den wollen die Prüfer dann auch sehen. Um die äußere Erscheinung beurteilen zu können, sollte sich das Schaf am besten auch ein wenig bewegen. Manche Schafe tun das in der Prüfungssituation eher ungern. Die Unsicheren unter ihnen drücken sich in die Ecke. Die Prüfer merken, ob ein Tier schon an derartigen Wettbewerben teilgenommen hat. "Tiere, die Ausstellungen gewohnt sind, präsentieren sich anders", weiß Wagenpfeil. Filippo macht sich gut. Als am Nachmittag dann die Siegerehrung in den Kategorien Berg-, Land- und Wirtschaftsschafe stattfindet, ist es offiziell: Filippo, das Brillenschaf, ist der beste Bock unter allen Bergschafen.

© SZ vom 27.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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