Wertstoffe:Zu viele Küchenabfälle, zu viel Plastik

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Was die Landkreisbürger in die Restmülltonne schmeißen, darüber gibt eine neue Untersucht Auskunft. (Foto: Günther Reger)

Die zweite Abfallanalyse im Landkreis Fürstenfeldbruck bringt ähnliche Ergebnisse wie die erste: Viele Wertstoffe werden gar nicht aussortiert

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Was werfen die Landkreisbürger eigentlich so alles in ihre Restmülltonne? Und wie viele Wertstoffe sind darunter? Vor zwei Jahren hatte der Landkreis dies schon einmal untersuchen lassen. Nun wurde die Restmüllanalyse wiederholt. Die Ergebnisse gleichen sich: Noch immer finden sich darin viel Biomüll, Leichtverpackungen und sogenannte stoffgleiche Nichtverpackungen.

Erneut hatte das beauftragte Institut für Abfall, Abwasser und Infrastrukturmanagement (Infa) aus Ahlen stichprobenartig Restmüll von Haushalten aus der Sankt-Nikolaus-Straße im Moorenweiser Ortsteil Dünzelbach, aus verschiedenen Straßen im Olchinger Schwaigfeld, aus der Lochhauser Straße in Puchheim und der Richard-Wagner-Straße in Germering untersucht und damit die Bereiche alt-ländliche und neu-ländliche Struktur, städtische Wohnstruktur und Großwohnanlagen erfasst. Eine Erkenntnis wiederholt sich dabei: Mit zunehmender Bebauungsdichte steigen in den Tonnen die nicht in den Restabfall gehörenden Wertstoffmengen.

Insgesamt erhöhte sich die gesamte Restabfallmenge seit der ersten Analyse vor zwei Jahren geringfügig: von 132 Kilogramm pro Einwohner pro Jahr auf 135 Kilogramm. Damit liegt der Landkreis Fürstenfeldbruck acht Kilo über dem bundesweiten Durchschnittswert von 127 Kilo. Größter Anteil im Restmüll ist mit 9700 Tonnen pro Jahr - das entspricht 44 Kilo pro Einwohner - die Organik, also Küchenabfälle und Lebensmittelreste. 71 Prozent davon - 31 Kilo pro Person - gelten als grundsätzlich verwertbar. Zu den nicht verwertbaren Bestandteilen zählen elf Kilo verpackte Lebensmittel, die durchschnittlich jeder Landkreisbürger im Jahr in die Restmülltonne wirft. "Dass man den abgelaufenen Joghurt, der schon unter Druck steht, nicht mehr anpackt, ist klar", sagt Manfred Santjer von Infa, der die Untersuchung geleitet hat, im Werkausschuss des Kreistags. Aber man finde in den Tonnen etwa auch Brot, das originalverpackt in der Tüte stecke. Santjer weiß aber auch, dass "eine hundertprozentige Abschöpfung der Wertstoffe nur theoretisch ist".

Auch von anderen Wertstofffraktionen bleiben im Landkreis "überdurchschnittlich hohe Mengen" (Santjer) in den Restmülltonnen: etwa bei den Leichtverpackungen. Die Erfassungsquoten für Leichtverpackungen aus Kunststoff, Verbundstoffen, Aluminium, Weißblech oder Verbundmaterial liegen nur bei 36 Prozent. Bei den Gegenständen, die unter den sperrigen Begriff stoffgleiche Nichtverpackungen fallen, also Wertstoffe aus gleichem Material, die aber keine Verpackungen sind - eine Plastikschüssel zum Beispiel oder eine Alu-Pfanne -, werden gar nur 28 Prozent erfasst. Auch der Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt untermauert das: Gerade bei Kunststoffen findet sich mit knapp 18 Kilo fast die doppelte Menge im Restmüll wie im Bundesschnitt (neun Kilo). Ähnlich ist das Bild bei Papier, Pappe und Karton. Zehn Kilo davon werfen die Landkreisbürger in den Restmüll, knapp sechs Kilo sind es bundesweit. Und das obwohl die Sammelquoten bei Altpapier und Altglas mit jeweils 88 Prozent als sehr gut gelten. Besser sind sie im Landkreis nur noch bei den Grünabfällen mit 96 Prozent.

Infa wirft deshalb die Frage auf, ob denn nicht eine haushaltsnahe Erfassung bei den Kunststoffen zu einer besseren Abschöpfung dieser Wertstoffe führen könnte. Das würde bedeuten, sie an der Haustür abholen zu lassen statt sie getrennt gesammelt an die Wertstoffhöfe zu bringen. Allerdings gibt es das mit der türkisfarbenen Wertstofftonne bereits. Die aber darf aus vergaberechtlichen Gründen nicht eigens beworben werden.

© SZ vom 22.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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