Weihnachtszeit:Besinnlich oder aktiv

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Es geht in Riesenschritten auf Weihnachten zu. Und doch zeigt ein Blick auf die vielen Angebote an diesem Wochenende, dass es Alternativen gibt zum obligatorischen Einkaufsbummel

Es geht auf Weihnachten zu, das ist beim Blick auf die Veranstaltungen an diesem Wochenende gar nicht zu übersehen. Wem der Besuch des altbekannten Glühweinstands vor der Haustür zu fad ist, der findet freilich genügend Alternativen im ganzen Landkreis. Der kann zur Axt greifen und sich einen Christbaum schlagen, der kann sich mit dem Partner im Kreise drehen. Oder er kann in diesen bisweilen hektischen Tagen zur Ruhe kommen - besinnlich gemeinsam mit Anhängerin verschiedener Religionen oder den Klängen der spanischen Gitarre lauschen bei der lateinamerikanischen Weihnacht.

Benefiz-Christbäume

Am Samstag dürfen auch Baumfreunde im Grafrather Wald guten Gewissens mit der Axt Maß nehmen. Wie in den vergangenen Jahren verkauft der Rotary Club Fürstenfeldbruck in Zusammenarbeit mit den Bayerischen Staatsforsten von neun bis 16 Uhr Christbäume, auch zum Selberschlagen. Mit dem Erlös werden soziale Projekte des Vereins unterstützt: Ein Teil der Einnahmen fließt in die langjährige Patenschaft mit der Mittelschule West, das die Schüler berufsvorbereitend unterstützt. "Wir helfen ihnen bei der Suche nach Ausbildungsplätzen, üben Bewerbungsgespräche und stellen den Kontakt zu Firmen aus der Region her", so Waldbesitzer und Förster Gottfried Haug von den Rotariern. Zusätzlich unterstützt der Christbaumverkauf ein Kinderflüchtlingslager im Libanon, das von verschiedenen internationalen Rotaryklubs mitfinanziert wird. Für das leibliche Wohl sorgt die Rotary-Jugend mit Bratwürsten, weihnachtlichem Gebäck und Glühwein. Holzschnitzer von der Bayerischen Staatsforsten arbeiten Figuren und Skulpturen aus dem Holz heraus, die man gegen eine Spende erwerben kann. In dem Waldstück gibt es Armin Glasl von den Bayerischen Staatsforsten zufolge die Auswahl unter mehreren Nadelbaumarten: die Fichte als "der" typische bayerische Christbaum, die in Skandinavien und Norddeutschland beheimatete Nordmanntanne aus mit ihren weichen Nadeln und die schimmernde, stachlige Blaufichte. Handsägen können ausgeliehen werden, bei Bedarf stehen Helfer bereit. Glasl empfiehlt, den Baum, sofern man ihn noch nicht aufstellen möchte, im Freien zu lagern. Anschließend sollte man ihn im Wohnraum in einen Christbaumständer mit Wasser stellen. Somit halten die Bäume lange und nadeln wenig.

Integrationsglühwein

Fast stand die Weihnachtsfeier im Schwaigfeld auf der Kippe. Schon im vergangenen Jahr musste die Bürgervereinigung Schwaigfeld (Büsch) ihr Fest ausfallen lassen, und das, obwohl die "O-Tannenbaum"-Feier im ersten Veranstaltungsjahr noch so gut bei den Gästen angekommen war. Das Problem: Es fehlten Organisatoren. In diesem Jahr hat die Bürgervereinigung aber mit der Kolpingsfamilie Olching neue Mitorganisatoren gefunden. Und auch die Freiwillige Feuerwehr Geiselbullach hilft in diesem Jahr wieder mit. Deshalb kann die Feier am Samstag von 14 bis 18 Uhr am Grünanger Weiher also doch noch steigen. "Die Zusammenarbeit mit der Kolpingsfamilie hat dem Projekt wieder frischen Wind gegeben. Die Arbeit verteilt sich so auf drei Organisationen und damit auch auf mehrere Köpfe und Hände", sagt Büsch-Vorsitzender Michael Metschkoll. Wie beim Adventsfest 2015 sollen auch in diesem Jahr die Olchinger am See im Grünanger zusammenkommen, sich austauschen und sich bei Glühwein oder Kinderpunsch und der ein oder anderen Leckerei auf die Weihnachtszeit einstimmen. Wichtig ist es Maximilian Gigl, dem Vorsitzenden der Kolpingsfamilie Olching, dass das Fest alteingesessene Einwohner und Zugezogene miteinander verbindet. Neben einer Feuerwehrshow und einem Weihnachtsspiel für Kinder soll der Besuch des Nikolaus' der Höhepunkt des Festes werden.

Andacht für den Weltfrieden

"Die Einheit Gottes, der Religion und der Menschheit geht nur mit allen zusammen. Das ist ein Prinzip, das die Bahai leben." Das sagt Harald Hackländer, der einmal pro Monat bei sich Zuhause Bahai-Andachten organisiert. Zu diesen Zeremonien ist jeder eingeladen, egal welcher Religion er angehört. Hackländer selbst ist Mitglied der Bahai-Religion, ein weltweit verbreiteter, ursprünglich aus Iran stammender Glaube mit acht Millionen Anhängern. Grundgedanke ist, dass alle Menschen gleich wertvoll sind, egal welches Geschlecht sie haben, wie alt sie sind oder welcher Nation sie angehören. Das Ziel der Bahai ist, wie Hackländer erklärt, der Weltfrieden, "oder welchen Namen man dem geben möchte". Bis das erreicht ist, dauere es sicher noch einige Zeit. "Aber man muss irgendwo anfangen", sagt der Germeringer. Und wo sonst, wenn nicht bei sich selbst. Genau dafür sind die regelmäßigen Andachten da. Die Zusammenkünfte sollen "geistige Nahrung" sein, Austausch und Diskussionen zu bestimmten Themen ermöglichen. Die Andacht am Samstag wird unter dem Motto "Wahrhaftigkeit ist die Grundlage aller Tugenden" stehen. Eingeleitet werden die Treffen mit Musik, danach wird aus Bahai-Schriften gelesen und über das Thema des jeweiligen Textes diskutiert. "Jeder hat eine bestimmte Erfahrung zum Thema und trägt so zur Diskussion bei. So kann jeder einzelne aus der Fülle der Erfahrungen und Gedanken etwas mitnehmen", sagt Hackländer. Der Austausch ermögliche Perspektivwechsel. Und das sei ein ganz zentraler Punkt. Dafür ist Offenheit wichtig und die gehe so weit, dass man zu bestimmten Themen die heiligen Schriften vieler anderer Religionen zu Rate ziehe. Die Andacht beginnt um 18 Uhr, Anmeldung unter Telefon 089/85 63 63 60 oder unter germering@bahai.de.

Mitsingen im Freien

Jedes Jahr kommen die Besucher des Olchinger Weihnachtsmarkts zusammen und lauschen den etwa 30 Sängern und Sängerinnen des Gesangvereins Harmonie Olching. Das rund halbstündige Konzert, das der Chor am Samstag auf dem Olchinger Christkindlmarkt gibt, hat Tradition, erklärt Sprecherin Judith Hartl. Ebenso Tradition hat der Auftritt zuvor im Pflegeheim Laurentiushaus. "Als Verein möchte man sich natürlich wohltätig zeigen", sagt Hartl. "Es ist selbstverständlich, dass wir auch in Alten- und Pflegeheime gehen und für die singen, die nicht mehr so mobil sind." In der Pflegeeinrichtung werde der Chor unter der Leitung von Brian Hamilton immer sehr herzlich empfangen. Viele der Bewohner freuen sich über das kleine Konzert und stimmen in die Weihnachtsklassiker mit ein. Das ist freilich auch bei dem Auftritt auf dem Christkindlmarkt erlaubt.

Schwungvolle Beine

Ob Walzer, Cha-Cha-Cha oder Rumba - Tanzen geht in jedem Alter. Beim monatlichen Tanztee in der Stadthalle, der abermals an diesem Sonntag von 14.30 bis 17.30 Uhr stattfindet, liebt die Stammkundschaft besonders die flotten Rhythmen. Rock 'n' Roll, Jive oder Twist locken vor allem die etwas reiferen Semester auf die Tanzfläche, die diese Tänze aus ihrer Jugendzeit in den Fünfziger- und Sechzigerjahren bestens kennen. Georg Kohlmann kümmert sich um die Musik. Die macht der Profimusiker mit Hilfe des Keyboards und seiner Musikmaschine. Alleinunterhalter Kohlmann schöpft aus einem riesigen Repertoire. Mit Interpreten wie Bill Haley, Elvis Presley oder Harry Belafonte, aber auch mit Jonny Cash, Udo Jürgens, Wolfgang Ambros und Schlagern aus Bella Italia bietet er - auch gesanglich unterstützt - beste Tanzmusik. Kohlmann hat das Duo "Die Zwei" abgelöst, die viele Jahre die Musik beim Tanztee gemacht haben. Annemarie Fackler und Ernst Korbinian, beide jenseits der 80, haben sich aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen. Korbinian war dafür bekannt gewesen, die Lieder von Andrea Berg virtuos nachzusingen. Gab es in den Sommermonaten einige Lücken auf der großen Tanzfläche in der Stadthalle, rechnen die Organisatoren um Helga Betz vom Germeringer Seniorenbeirat jetzt wieder mit einem vollen Haus. Der Seniorenbeirat hat diese Tanznachmittage bei Kaffee und Kuchen unter das Motto: "Gemeinsam statt einsam" gestellt. Diese Überschrift hat ihre Berechtigung, ist aber etwas unglücklich gewählt, weil sie den Teilnehmerkreis zu sehr auf die Ü60-Generation verengt. Jüngere Paare sind dann auch eher selten anzutreffen.

Fiesta de Navidad

Was rhythmisch, lateinamerikanisch und ziemlich gitarrenlastig beginnt, mündet schließlich in die vertrauten Melodien traditioneller Weihnachtslieder. Danach folgt der wahrscheinlich von vielen Kindern lang ersehnte Auftritt des Weihnachtsmannes, also des amerikanischen Nikolaus-Gegenentwurfs. Während sich die Kinder von der weihnachtlichen Atmosphäre langsam verzaubern lassen, haben die Erwachsenen die Möglichkeit sich an dem typisch spanischen Buffet, zu dem sie auch gerne selbst etwas beisteuern können, zu bedienen. Dieses Programm erwartet die Gäste der "Fiesta de Navidad" - des jährlich stattfindenden lateinamerikanischen Weihnachtsfestes - am Samstag von 15 bis 18 Uhr im Brucker Veranstaltungsforum. Ebenso wie im vergangenen Jahr soll es ein besonders buntes Fest werden, betont Kerstin Jäger, die Sprecherin des seit 1972 bestehenden Vereins. Deshalb ist diese Veranstaltung eine gute Möglichkeit, sich einmal die Mischung von exotischen Bräuchen aus dem fernen Lateinamerika mit altbekannten Traditionen aus Deutschland anzusehen. Auch in diesem Jahr ist der Eintritt frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Bummeln durch Gassen

Die beiden Weihnachtsmärkte mit dem wohl schönsten Ambiente können an diesem Wochenende besucht werden: Im Kloster Fürstenfeld öffnet noch einmal der Adventsmarkt, und die Türkenfelder Bergweihnacht lädt zum ersten Mal in diesem Advent zum Besuch ein. Auf dem Steingassenberg bei Türkenfeld bilden die Hütten von Kunsthandwerkern und Speisenanbietern mehrere Gassen, durch die die Besucher bummeln können. Der Duft von Glühwein, Hirschwürsteln und Maroni liegt in der Luft, die Figuren von Josef, Maria und den Hirten, Christbaumkugeln oder Feuershows fangen die Blicke der Besucher. Kinder können über die Nummern des Schulzirkus' des Viscardi-Gymnasiums staunen, Erwachsene sich an den Klängen erfreuen, die Bigbands und Blasorchester auf der Bühne erzeugen. Höhepunkt ist der Auftritt von Andreas Martin Hofmeir, der die Tuba-Matinee gestaltet. Auf den Steingassenberg kommt man vom Bahnhof Türkenfeld aus zu Fuß oder mit einem Shuttle-Bus. Dieser kann auch Kinderwagen, Rollatoren oder Rollstühle transportieren. Ein bisschen einfacher zu erreichen ist der Adventsmarkt im Kloster Fürstenfeld. An mehreren Dutzend Ständen gibt es Christbaumschmuck, Dekorationsartikel, Spielzeug, Kerzen und Keramik. Zu bestaunen sind etliche Krippen, die der Münchner Krippenverein aufgebaut hat. Der Fürstenfelder Adventsmarkt ist vom Wetter unabhängiger als andere Märkte, denn er findet nicht nur im Stadtsaalhof, also unter freiem Himmel, statt, sondern auch in der gemütlich hergerichteten Tenne.

© SZ vom 08.12.2017 / PRKA, BERJ, KWG, JUHU, ANO - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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