Wenn sich jemand mit Weihnachtsgeschichten auskennt, dann Helma Dreher. Denn seit sie vor vielen Jahrzehnten eine Schallplatte mit weihnachtlichen Erzählungen, gelesen vom Schauspieler Hans Bauer, gehört hat, ist sie dem Genre verfallen. "Ich fand das damals so wahnsinnig nett für meine Tochter. Also habe ich mit meinem Mann zusammen die Geschichten von der Platte aufgeschrieben. Seitdem sammle ich", erzählt Dreher. Eine Auswahl aus ihrer Sammlung präsentiert sie nun gemeinsam mit Luzia Graf und Philipp Reil in der Grafrather Nikolauskapelle.
Eine passende Sammlung für Lesungen aus all den vielen Geschichten heraus zu suchen, sei dabei keine einfache Sache, sagt Dreher. "Ich kaufe jedes Jahr mehrere Bücher mit Weihnachtsgeschichten. Davon nehme ich ein oder zwei Texte in meine Vorlese-Sammlung auf". Dabei hat sie klare Auswahlkriterien: So müssen die Geschichten spannend sein, fröhlich und auch liebevoll. Dazu sollten sie gut auf Bairisch vorlesbar sein. "Ich kann mich im Bairischen am Besten ausdrücken. Wenn ich eine Geschichte auf Hochdeutsch habe, die mir gefällt, dann verändere ich sie einfach."
Aber Dreher sucht nicht nur während der Adventszeit im Buchhandel nach neuen Texten, sondern auch regelmäßig im Internet. "Da ist allerdings schon viel Käse dabei. Gut sind eigentlich immer die Geschichten von Autoren, die nicht mehr leben. Da gibt es schon schöne Sachen, zum Beispiel auch von Sigi Sommer." Nicht fehlen dürfen in ihrer Sammlung auch die Geschichten des Österreichers Karl Heinrich Waggerl, die bis heute auch außerhalb seiner Heimat äußerst populär sind. Weniger präsent dagegen sind seine Rolle als Landesobmann der Reichsschrifttumskammer Salzburg unter den Nationalsozialisten und seine Hitler-Verehrung.
Für die Lesung am Freitag in Grafrath hat Dreher eine Mischung ganz unterschiedlicher Werke ausgesucht, unter anderem die Geschichte einer Christbaumversteigerung von Lena Christ. Unterstützt wird sie bei der vom Rassoburg-Theater organisierten Veranstaltungen von Luzia Graf und Philipp Reil. Die Drei lesen die Texte im Wechsel, dazwischen gibt es Stubenmusi. Damit auch alle Besucher begeistert sind, hat sich Dreher genau überlegt, welche Geschichten sie aus ihrer Sammlung mitbringt. "Manchmal ist es besser, lebendigere und frechere Texte zu präsentieren, manchmal sollte es etwas ruhiger sein." Nur eine Konstante gibt es: Kein Teil sollte länger als vier Minuten dauern. "Das ist die ideale Zeit. Ab fünf, sechs Minuten wird es mit der Aufmerksamkeit grenzwertig", sagt die erfahrene Vorleserin. "Ich denke durch Fernsehen und Internet sind die Leute einfach schnellere Takte gewöhnt. Das merke ich gerade bei Kindern. Nur ältere Leute haben etwas mehr Geduld und haben auch längere Geschichten gern."
In der Weihnachtszeit liest Dreher überall dort, wo sie eingeladen ist. Vor Kindern, Senioren, Freunden oder bei Veranstaltungen wie der in Grafrath. Da ist es nicht verwunderlich, dass bei den Drehers eine kurze Lesung zum Ritual am Weihnachtsabend gehört. Und am ersten Feiertag kommt sie dann noch einmal bei einer privaten Feier bei einem Bekannten zum Einsatz. Danach allerdings reicht es ihr dann auch erst einmal wieder. "Ich mag Weihnachten gerne, aber vergleiche es immer mit Erdbeeren. Die haben auch für eine bestimmte Zeit Saison. Da will ich mich bis an die Grenze damit voll essen. Aber dann ist auch wieder gut und ich freue mich aufs nächste Jahr."
L esung mit Adventsgeschichten, Freitag, 22. Dezember, von 19 Uhr an, Nikolauskapelle Grafrath. Eintritt frei, um Spenden zu Gunsten des Vereins "Helfer vor Ort" wird gebeten.