Richtig interessant wird es bei der Jahreshauptversammlung des TuS Fürstenfeldbruck erst beim Tagesordnungspunkt "Verschiedenes". "Was macht der TuS in Sachen Halle?", sagt Dirk Zahn, und seine Frage an den TuS-Präsidenten Helmut Becker klingt nicht gerade freundlich. Zahn ist Leiter der Tanzsportabteilung und klagt, die Realschulturnhalle sei ständig geschlossen, die Übungsstunden müssten mangels Alternative häufig ausfallen. Stadtrat Georg Stockinger (Freie Wähler), der Sportreferent Martin Kellerer vertritt, stellt sich mutig dem verbalen Sturm, den Zahn entfacht.
Stockinger, Referent für den Fliegerhorst und für Kommunikation im Stadtrat, erläutert den 66 TuS-Delegierten aus 25 Turn- und Sportabteilungen noch einmal, warum mit der vereinseigenen Halle nichts vorangeht. So hatte die Kommunalaufsicht den von der Stadt Fürstenfeldbruck beschlossenen Haushalt für das Jahr 2019 abgelehnt und eine Kürzung der freiwilligen Leistungen gefordert. Gekürzt wurde der Bau des Sportzentrums III von acht auf 4,5 Millionen Euro. Der Kürzung ist die TuS-Halle zum Opfer gefallen. Vom Rest sollen das Vereinsheim und Außenanlagen für den TSV Fürstenfeldbruck-West gebaut werden. Die etwa 8,5 Millionen Euro für die TuS-Halle sollten ursprünglich von der Stadt (4,5 Millionen), dem Verein und durch eine Förderung des Bayerischen Landes-Sportverbandes (BLSV) aufgebracht werden.
Stockingers Erklärung überzeugt Dirk Zahn keineswegs. "Wir sind mit 3179 Mitgliedern der größte Sportverein in der Stadt. Sogar in kleinen Dörfern wird mehr für einen Sportverein getan als hier. Das ist eine Frechheit!", schmettert er dem Stadtrat unter Applaus der Versammlung empört entgegen. "Wenn gesagt wird, die Stadt macht viel für die Jugend: Das stimmt nicht." Auch die Kegler um Abteilungsleiterin Rita Krüger melden sich zu Wort. Das Frauenteam ist gerade in die zweite Bundesliga aufgestiegen, doch es fehlt ihr eine heimatliche Bahn. Ihre Heimspiele müssen sie voraussichtlich in Lohhof oder Augsburg austragen. Oder gar im Dorf Landsberied, was sie als besonderes Armutszeugnis empfänden. "Sport ist in Fürstenfeldbruck Fußball, wir fallen jedes Mal hinten runter", sagt Ehrenmitglied Eugen Saur. "Das ist eine Lachnummer."
Georg Stockinger, der als Vorsitzender des Puchheimer Tanzsportclubs Alemana durchaus ein Herz für Sport jenseits des Fußballs hat, kann die Argumente der TuS-Delegierten gut verstehen, weiß aber auch keine Lösung. Er räumt ein, dass der Sport "in den vergangenen Jahren in Bruck hinter der Kultur runtergefallen ist". Seine Aussage, dass "die Fläche für die TuS-Halle freigehalten werde", versandet schon im allgemeinen Palaver im Saal der Gaststätte auf der Lände. Stockingers Hinweis, der Fliegerhorst stehe als mögliches Sportstättenareal wohl erst im Jahre 2024 zur Verfügung, wirkt ernüchternd. Präsident und Schachspieler Becker versichert, er werde sich weiterhin vehement für den bau einer Turnhalle einsetzen. Helmut Becker hatte zuvor erklärt, dem Verein gehe es in "sportlicher und finanzieller Hinsicht gut". Das bestätigt Schatzmeister Michael Schneck, als er von einem kumulierten Überschuss aus den Jahren 2017 und 2018 von 72 000 Euro berichtet.
Becker, seit 2016 im Präsidentenamt, hat auch einen Appell an seinen langjährigen Vorgänger Herbert Thoma gerichtet, der nach 32 Jahren aus dem Verein ausgetreten ist und im Juli 2018 den TuS-Ehrenvorsitz zurückgegeben hat. In der Hallenfrage hatte er sich vom Verein nicht ausreichend unterstützt gefühlt. "Lieber Herbert", beginnt Becker, "ich bedauere deine Entscheidung sehr. Obwohl ich nicht voll hinter deinen Leserbriefen stehen kann, wäre ich froh, wenn du wieder in Deinen Verein zurückfinden könntest. Die Tür steht offen."