Warten auf Regen:April ohne Niederschlag

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Obwohl der Monat als regenreich gilt, ist bislang fast kein Tropfen vom Himmel gefallen. Das Wasserwirtschaftsamt meldet niedrige Pegelstände, Landwirte hoffen auf das Nass von oben. Sorgen bereitet die Zunahme der Extreme

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Gartenbesitzern mag es bereits aufgefallen sein: Der letzte Regen ist schon länger her, der Boden trocknet zunehmend aus. Wer seinen Rasen grün mag oder gerade junge Setzlinge gepflanzt hat, der muss nun regelmäßig gießen. Sonst vertrocknet der Rasen, die frisch gesäten Jungpflanzen sterben ab. Oder auch die jungen Bäumchen. Landwirten und Waldbesitzern geht es da nicht anders als dem Hobbygärtner mit seinem Hochbeet. Nur dass Letzterer relativ unproblematisch - was die technische und die finanzielle Seite angeht - selbst etwas Regenähnliches liefern kann. Die professionellen Nahrungsmittel- und Holzerzeuger können nicht so einfach zum Gartenschlauch greifen. Und was Land- und Forstwirten sowie dem Wasserwirtschaftsamt wirklich Sorgen macht, sind die immer extremer werdenden Wetterereignisse, egal ob Trockenperiode oder Starkregen.

Problematisch sind die immer häufiger auftretenden Schwankungen zwischen extremer Dürre und dann wieder extrem hohem Niederschlag. (Foto: Matthias F. Döring)

Allerdings weiß Günter Biermayer auch von Waldbesitzern, die in solchen Trockenperioden bereits selbst aktiv werden. Wer aktuell junge Bäume hochziehen wolle - gepflanzt werden sie meist schon im Herbst - dem bleibe gar keine andere Möglichkeit, als selbst für ausreichend Wasser zu sorgen, erläutert der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Fürstenfeldbruck. Sonst würden die Pflanzen verdorren und absterben, die Investition sowie die ganze Arbeit wären umsonst gewesen. Wer die Möglichkeit habe, mit einem Wassertank auf seinem Traktor in den Wald zu fahren und die Jungpflanzen zu wässern, der tue das in diesen immer häufiger werdenden trockenen Frühjahren. "Und das machen manche", weiß Biermayer. Andere würden auch die Feuerwehr bitten: eine Ladung Wasser gegen eine Brotzeit.

Die anhaltende Trockenheit bereitet Landwirten Sorgen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

"Systemisch" nennt der Forstamtsleiter die immer länger andauernden Trockenperioden. Die Bezeichnung wählt er, da sie immer wieder kommen, so auch in diesem Frühjahr. Die Wetterstation in Puch hat für den ganzen April keinen Niederschlag gemessen. Und das, wo der "April schon relativ regenstark ist", wie der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes, Christian Leeb, bemerkt. Doch in den letzten Jahren ändert sich das zunehmend. Lange Dürreperioden im Frühjahr, aber auch im Sommer, Herbst oder Winter kommen Leeb zufolge immer öfter vor. "Wir stellen schon fest, dass die Trockenphasen immer länger anhalten", erläutert er. Und erinnert an eine Periode Ende 2018: "Da hatten wir fast kein Wasser mehr in der Isar." Aktuell etwa gebe es "teilweise Niedrigwasserstände im Landkreis Fürstenfeldbruck", etwa an Amper und Maisach.

Auch Waldbesitzern macht die Trockenheit zu schaffen. (Foto: Matthias F. Döring)

Die lang anhaltenden Trockenphasen, kombiniert mit heftigen Starkregenfällen, sind nach Beobachtung des Chefs des Wasserwirtschaftsamtes "schon ein bayernweites Problem". Denn wenn der Boden ausgedörrt ist und es schnell viel regnet, wird mehr Erde davon geschwemmt, als dass das Wasser in den Boden eindringen, in tiefere Schichten sickern und dort als Vorrat verharren könnte. Diese Entwicklung beobachtet auch Georg Huber aus Puchheim. Der Kreisobmann der Landwirte mit einem Ackerbaubetrieb und Pferdepensionshaltung stellt fest, dass die extremen Wetterphasen mit all ihren Folgen in den letzten Jahren zunehmen. "Gerade die Niederschlagsverteilung macht mir schon Sorgen", räumt er ein.

Auch AELF-Chef Biermayer bezeichnet die "unregelmäßige Witterung" als erschwerenden Faktor für die Landwirtschaft. Was die aktuelle Trockenperiode für Landwirte bedeute, lasse sich momentan noch nicht sagen. Prognosen seien "ganz schwierig so früh in der Vegetationsphase", erklärt Huber. Zumal es sehr auf die Bodenbeschaffenheit - die Speicherfähigkeit für Wasser ist auf den Lehmböden im westlichen Landkreis wesentlich besser als auf den kiesigen im östlichen - und die Pflanzen ankomme. Für Kartoffeln und Mais etwa ist trockener Boden gut. Der bereits wachsende Raps bräuchte jetzt Wasser für eine ertragreiche Ernte. Frost in vielen Nächten habe aber bislang akuten Wassermangel verhindert. Aktuell sei er also noch gelassen, sagt Huber. "Was mir mehr Sorgen bereitet, dass die ganzen nächsten zwei Wochen kein Regen vorhergesagt ist."

© SZ vom 17.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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