Waldorf-Kindergarten:Nachbarn lehnen Zuschuss ab

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Neubau von Tagesstätte in Grafrath unterstützen nur zwei Gemeinden

Von Manfred Amann, Grafrath

Die finanzielle Unterstützung für den Waldorf-Kindergartenverein Marthashofen beim Bau einer neuen Tagesstätte mit 75 Kindergarten- und zwölf Krippen finanziell wird die Gemeinde Grafrath voraussichtlich erheblich teurer kommen, als geplant. Andere Kommunen, aus denen Eltern ihre Kinder ebenfalls nach Marthashofen schickten und vermutlich auch zukünftig schicken werden, wollen sich nämlich nicht an den Kosten beteiligen. Dadurch würde Grafrath statt des bisher kalkulierten Anteils nicht 700 000 Euro, sondern eine Million Euro bezahlen müssen.

Bürgermeister Markus Kennerknecht (parteifrei) will mit dem Waldorf-Verein aber noch über Möglichkeiten der Kosteneinsparung verhandeln. Es sei "enttäuschend, dass sich Nachbarn drücken", beklagte Kennerknecht und setzte sich dafür ein, das Vorhaben dennoch nicht in Frage zu stellen. Wie Kennerknecht im Zuge der Haushaltsberatungen erläuterte, ist nur die Gemeinde Moorenweis bereit, den Bedarf an Betreuungsplätzen anzuerkennen und den Bau mitzufinanzieren. Im Vermögensetat 2016 sollen daher 80 000 Euro aus Moorenweis als Einnahme vorgemerkt werden.

Die Kämmerei hat aufgeschlüsselt, dass sich neben Moorenweis idealerweise die Stadt Fürstenfeldbruck mit gut 100 000 Euro, Türkenfeld mit etwa 72 000 sowie Schöngeising, Kottgeisering und Wörthsee (Landkreis Starnberg) mit knapp 52 000 Euro beteiligen sollen. Da diese Kommunen jedoch die Mitfinanzierung abgelehnt und laut Kennerknecht "Grafrath im Stich gelassen" hätten, muss die Gemeinde tiefer in die Tasche greifen, außer es kommt in Verhandlungen mit dem Waldorf-Verein noch zu günstigeren Ergebnissen. Aus der Gemeinde Grafrath besuchen jährlich 40 bis 50 Kinder die Marthashofener Betreuungseinrichtung. Und weil diese in die Jahre gekommen, marode und nicht mehr zeitgemäß ist, soll eine neue Einrichtung gebaut werden. "Wenn wir da aussteigen, müssen wir selbst die erforderlichen Plätze vorhalten, und das wird bestimmt deutlich teurer", befand Kennerknecht, nachdem Bernd Traut angeregt hatte, angesichts der veränderten Lage an die Errichtung einer eigenen Betreuungseinrichtung zu denken. Man wisse auch nicht, ob Marthashofen irgendwann die Betreuung einstellt, warnte der Ortspolitiker der Grafrather Einigkeit und forderte mit Rücksicht auf die neue Lage, "alles auf null" zu setzen und neu zu verhandeln. Bislang gilt, dass Grafrath höchstens 1,8 Millionen der Kosten übernimmt. Abzüglich der Beteiligungen der übrigen Kommunen, die bis auf den Anteil Moorenweis nun wegfallen, und eines staatlichen Zuschusses sollten tatsächlich nur noch etwa 700000 Euro für die Gemeinde übrig blieben. Bei der Berechnung ging man noch von einer 50-prozentigen Förderung aus, aus der laut Kennerknecht aber nichts wird, weil eine angekündigte Gesetzesänderung nicht gekommen sei. Man rechne nur noch mit 40 Prozent Fördermitteln, wodurch der gemeindliche Anteil noch weiter in die Höhe geschraubt werde.

© SZ vom 28.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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