Wahl:Wächter über das Geld

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Am Wochenende wählen die Katholiken im Landkreis ihre Vertreter in den Kirchenverwaltungen

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Die Katholiken sind zum zweiten Mal in diesem Jahr zu einer Wahl aufgerufen. Am Wochenende bestimmen sie die Mitglieder der Kirchenverwaltung in ihren Pfarreien, neben den Pfarrgemeinderäten das zweite Gremium der Mitbestimmung der Laien. Die Kirchenverwaltungen kümmern sich um sämtliche Gebäude einer Pfarrei, sind zuständig für das nicht seelsorgerisch tätige Personal und verwalten das Vermögen, während die Pfarrgemeinderäte die seelsorgerische Arbeit unterstützen. Mehr als 73 000 Katholiken im Landkreis sind zu den Wahlen aufgerufen, sie bestimmen die Verwaltungsgremien für etwa drei Dutzend Pfarreien und Filialkirchen. Die Mitglieder der Verwaltungsgremien werden für sechs Jahre gewählt. Abgestimmt wird in vielen Pfarreien am Samstag und Sonntag vor und nach den Gottesdiensten.

Landkreisdekan Martin Bickl ruft die Mitglieder der Pfarreien dazu auf, wählen zu gehen. Auch diejenigen, die nicht regelmäßig eine Messe besuchen, seien von den Entscheidungen der Kirchenverwaltung betroffen, sagte der Pfarrer von Eichenau und Alling. Das gilt beispielsweise dann, wenn eine Pfarrei Träger eines Kindergartens ist. Dann bestimmt die Kirchenverwaltung über Betrieb, Gebäude und Personal der Einrichtung. Wahlberechtigt sind sämtliche Katholiken, die 18 Jahre alt sind. Je nach Größe der Pfarrei schicken sie vier, sechs oder acht Vertreter in das Verwaltungsgremium. Diesem gehören zudem der Pfarrer oder sein Vertreter an. Beschäftigt die Pfarrei oder der Pfarrverband, zu dem sie gehört, einen Verwaltungsleiter, wie es beispielsweise in Germering, Fürstenfeldbruck und Olching der Fall ist, kann dieser den Pfarrer vertreten. Zu dem Gremium gehört auch ein Kirchenpfleger, der sich vor allem um die Kassenführung kümmert.

Marianne Schwojer ist Kirchenpflegerin in Sankt Peter und Paul in Olching. Seit fast 20 Jahren hat sie das Amt inne, wird von den Mitgliedern der Kirchenverwaltung immer wieder dafür gewählt. Mitglied der Kirchenverwaltung ist sie, weil sie für ihre Pfarrei Verantwortung empfindet und das Gremium wichtige Entscheidungen treffen muss. So stellt es den Haushalt einer Pfarrei auf. Zu den Einnahmen gehören das Kirchgeld und der Inhalte der Opferstöcke. Weil das für große Sprünge nicht reichen würde, steuert das Ordinariat in jedem Jahr den Hauptteil der Einnahmen zu. Berechnet wird die Summe, die aus München kommt, nach der Gläubigenzahl. Manche Pfarreien haben überdies Einnahmen aus Vermietungen oder Erbpacht. Das ist beispielsweise in der Stadtpfarrei Germering so, wie die dortige Verwaltungsleiterin Ines Berens sagt.

Auf der Ausgabenseite stehen die Gehälter für die nicht-seelsorgerisch tätigen Mitarbeiter, also für Mesner, Organisten oder die Erzieherinnen in einer von der Kirche getragenen Kinderbetreuung. Auch der Unterhalt der Gebäude muss finanziert werden, ebenso die seelsorgerischen Angebote. Wegen all dieser Aufgaben spricht Berens der Kirchenverwaltung deshalb eine "tragende Funktion" für das Pfarrleben zu, auch wenn sie ein relativ unbekanntes Gremium sei.

Die Mitglieder der Kirchenverwaltung diskutieren und entscheiden auch über Sanierungen und Neubauten. So möchte die Pfarrei Sankt Peter und Paul das Behelfspfarrheim im Schwaigfeld durch einen Neubau ersetzen. Bislang ist das Pfarrheim in einem Container untergebracht, der früher als Kindergarten diente. Dem Container sehe man an, dass er in die Jahre gekommen ist, sagt Schwojer. Große Hoffnung auf einen Neubau gibt es aber noch nicht, denn dafür braucht man Geld aus dem Ordinariat. Dort aber steht das Projekt ziemlich weit hinten. Dringendere Fälle, beispielsweise baufällige Kirchen, haben Vorrang. Es wird also einige Zeit dauern, so wie bei der Sanierung der Pfarrkirche. Doch auch die ist schließlich gelungen.

© SZ vom 17.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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