Energie:Werbung für die Wärmewende

Lesezeit: 2 min

Thomas König von der GfA (von links), Jürgen Honold, Energieberater der Handwerkskammer und Tim Hennig von der Klimaagentur geben Tipps zur Wärmewende. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Auf Einladung der Klima- und Energieagentur der Landkreise informieren in Landsberied Experten über die Gesetzesänderungen und optimale Lösungen.

Von Manfred Amann, Landsberied

Die Planung, mit Hilfe von Sonne und Wind Strom zu erzeugen, hat Fahrt aufgenommen. Ein klägliches Dasein fristet indes noch immer das Bestreben, eine Wärmewende, weg vom Verbrauch fossiler Brennstoffe, anzupacken. Um auch hier voranzukommen, hat die Klima- und Energieagentur der Landkreise Starnberg, Fürstenfeldbruck und Landsberg am Lech mit Unterstützung des Landratsamtes nun die Vortragsreihe "Gemeinsam Wärme planen" gestartet, um Privathaushalte, Unternehmen und Kommunen zum Umbau der Wärmeversorgung zu motivieren und zu unterstützen.

Dabei geht es laut Tim Hennig von der Klimaagentur auch darum, den Menschen die Verunsicherung zu nehmen, die durch die unglückliche Diskussion über das sogenannte Heizungsgesetz aufgekommen war. Zur ersten Informationsveranstaltung im Dorfwirt in Landsberied, die insbesondere für Moorenweis, Jesenwang, Adelshofen und Landsberied angeboten worden war, kamen knapp 40 Interessierte, deutlich weniger als die etwa hundert, die laut Agentur-Geschäftsführer Andreas Weigand im Landkreis Landsberg durchschnittlich der Einladung gefolgt waren.

Hennig, der die Gesetzeslage erklärte, wies darauf hin, dass mehr als die Hälfte des privaten Energieverbrauchs der Wärmerzeugung dient und es daher immens wichtig sei, auch dort konsequent anzusetzen. "Wärmeerzeugung muss und wird Teil der kommunalen Daseinsvorsorge werden." Die Klimaagentur wolle beraten und bei der Entscheidung helfen, welche Lösung für das jeweilige Gebäude am nachhaltigsten und am wirtschaftlichsten ist. Auch wenn Wärmenetze, dezentrale Heizungsanlagen und Geothermie an Bedeutung gewännen, müssten die meisten Hausbesitzer nach individuellen Lösungen suchen. Durch das Klimaschutzgesetz des Bundes, das bis 2045 Treibhausgasneutralität zum Ziel habe, das Gebäudeenergiegesetz, das insbesondere auf Wohnungseigentümer abziele, und das Wärmeplanungsgesetz, das die Kommunen im Blick habe, beide von 2024 an gültig, sei ein Rahmen geschaffen worden, der eine zügige Abkehr von Gas und Öl ermöglichen soll.

Durch Förderprogramme steht eine staatliche Unterstützung bis zu 75 Prozent in Aussicht

Außerdem seien mittlerweile Programme aufgelegt oder in Planung, die eine staatliche Förderung bis zu 75 Prozent in Aussicht stellten. Mit dem Einbau alternativer Heizsysteme sei es aber nicht getan, findet der Energieberater der Handwerkskammer, Jürgen Honold, der dazu aufforderte, auch die Möglichkeiten des Energiesparens zu nutzen. Durch eine Fassadendämmung zum Beispiel ließe sich der Wärmebedarf um bis zu 22 Prozent reduzieren und durch die Dämmung der Kellerdecke um weitere rund zehn Prozent. Die Restwärme, die trotz Dämmung und Verbesserung der Anlagentechnik noch erforderlich sei, lasse sich mit Wärmepumpen erzeugen. "Der Strom dafür sollte idealerweise selbst zum Beispiel über Photovoltaikanalgen auf dem Dach erzeugt werden". Hennig und Honold mahnten, nicht in Panik zu verfallen, "denn Hausbesitzer haben ausreichend Zeit, nach der optimalsten Lösung zu suchen". Auf Wasserstoffheizungen zu warten, sei keine Option, stattdessen sollte mit Unterstützung eines Energieberaters ein Sanierungsplan erarbeitet werden.

"Das lohnt sich und macht sich auch bezahlt, lasst euch aber Zeit und überlegt, was für euer Haus am besten ist", appellierte Honold. Für die Nutzung von Fernwärme sprach sich Thomas König aus. Der Geschäftsführer der GfA (Gemeinsames Kommunalunternehmen für Abfallwirtschaft) in Olching, richtete die Bitte an Bürgermeister und Gemeinderäte, bei allen Infrastruktur-Vorhaben wie Kanalsanierung oder Straßenbau zu überlegen, ob für eine Fernwärme-Versorgung Voraussetzungen geschaffen werden können. "Fernwärme geht nicht nur in Städten, sondern in jedem Dorf, man muss es nur angehen", befand König. Egal ob im Wohnungs- oder im Gewerbebau, bei jeder Planung sollte eine Wärmeversorgung von einer Heizzentrale aus geprüft werden. Kommunalpolitiker sollten "vorausschauend denken", könnten mit Nachbargemeinden "kommunale Verbünde schaffen" und gemeinsam Fernwärmenetze aufbauen. Wärmeerzeugung in kommunaler Hand halte die Wertschöpfung in der Region und mache unabhängig.

Die nächsten Info-Veranstaltungen finden am 14. November in Grafrath im Bürgerstadl (für Kottgeisering, Schöngeising, Türkenfeld und Grafrath), am 30. November in Mammendorf im Bürgerhaus (für Egenhofen und Mammendorf) sowie am 7. Dezember im Emmeringer Bürgerhaus (für Fürstenfeldbruck und Emmering) statt. Weitere Termine folgen im Januar 2024. Details dazu sind unter www.klimahochdrei.bayern/veranstaltungen zu finden.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusIm Reich der Biber
:Unbeliebter Naturschützer

Die Biber, die schon ausgerottet waren, sind zurück - fast jedes Revier in Bayern ist besetzt. Doch nicht jeder freut sich darüber. Dabei helfen die größten Nagetiere Europas Klima und Artenvielfalt.

Von Ingrid Hügenell und Johannes Simon

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: