Volkshochschule Olching:Bildungsangebote für Flüchtlinge

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Die Volkshochschule Olching leidet aus vielerlei Gründen unter einem Rückgang der Teilnehmerzahlen. Alphabetisierungs-, Deutsch- und Integrationskurse sollen ein neues Geschäftsmodell werden

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Alphabetisierungs-, Deutsch- und Integrationskurse für Flüchtlinge und Asylbewerber sollen der neue Geschäftszweig der Olchinger Volkshochschule (VHS) werden. So jedenfalls formulierte es Geschäftsführerin Sonja Hofer bei der Jahresversammlung der VHS, bei der auch die sinkenden Teilnehmerzahlen zur Sprache kamen. Möglicherweise sei das nur eine vorübergehende Erscheinung ist, die neuesten Anmeldezahlen stimmen die Verantwortlichen wieder zuversichtlich.

"Wir hatten besonders im Herbst einen Einbruch bei den Angeboten im Gesundheitsbereich", erläuterte Hofer in ihrem Bericht. Die Teilnehmerzahlen waren gegenüber dem Frühjahr um 26 Prozent zurückgegangen. "Das hat sich jetzt wieder auf dem früheren Niveau eingependelt." Unter "Gesundheit", dem finanziellen Standbein der Einrichtung, firmieren bei der VHS diverse besonders von Frauen gut besuchte Entspannung- und Bewegungskurse, wie autogenes Training, Yoga, Qigong, Feldenkrais oder Gymnastik- und Fitnesskurse. Ohne Frauen ginge bei der Olchinger VHS sowieso nicht viel. Sie stellen 77 Prozent aller Teilnehmer.

Der doch eklatante Teilnehmerrückgang von etwa 10 000 auf unter 8000 Teilnehmern pro Jahr begann bereits 2013, als die EU-Projekte mit etwa tausend Teilnehmern wegfielen. Das Minus im Gesundheitsbereich hatte neben dem Ausscheiden von beliebten Kursleitern auch mit den Problemen in der neuen Mittelschule im Schwaigfeld zu tun. "Der Umzug von der Heckenstraße an den Stadtrand hat zunächst viele Teilnehmer abgeschreckt", analysierte Geschäftsführerin Hofer, die seit September 2014 die Geschäftsstelle leitet. Dann gab es die Probleme mit der Schließanlage. Hofer: "Die Leute standen vor der Tür und kamen nicht rein, das gab Ärger." Im Februar dieses Jahres war zum Ende des Semesters der Gymnastikraum an der Mittelschule drei Wochen lang gesperrt, weil das Flachdach undicht gewesen war.

Insgesamt mussten 2015 etwa 33 Prozent der angebotenen Kurse mangels Teilnehmer abgesagt werden. Besonders der EDV-Bereich ist das Sorgenkind der VHS; hier fielen 75 Prozent der Kurse aus, weil die Olchinger höchstens noch an Excel-Kursen oder an der Funktionsweise von Smartphones oder Tablet-PCs interessiert sind. Mit dem vorhandenen Finanzpolster von über 60 000 Euro konnte das Defizit von 5300 Euro gut aufgefangen werden. Die wiedergewählte Schatzmeisterin Marianne Meskendahl-Münch freute sich vor allem darüber, dass bei den Teilnehmerbeiträgen auch 2015 die 300 000-Euro-Grenze erneut überboten wurde.

Ohne Jung- und Altsenioren könnte die VHS jedoch kaum existieren, machen die doch fast 40 Prozent aller Teilnehmer aus. "Der Anteil der 15 bis 25-Jährigen beträgt nur drei Prozent, die erreichen wir kaum", bedauerte Hofer.

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die in Containern am Gymnasium wohnen, erreicht die VHS jedoch. Das Landratsamt finanziert für die jungen Menschen Deutschkurse, die vier Mal wöchentlich in der Heckenstraße stattfinden. "Diese Kurse sind eine Herausforderung für uns", sagte dann auch Hélène Sajons, die einstimmig für drei Jahre wiedergewählte Vorsitzende der VHS. "Einen besseren Partner als die VHS gibt es dafür nicht."

Zuvor fanden zwei Kurse für Flüchtlinge statt, die mit Spenden finanziert werden konnten, allerdings nicht mit dem gewünschten Lernerfolg, weil zwei Stunden Unterricht an einem Wochentag nicht ausreichten. Die VHS möchte die Deutsch- und Integrationskurse für Flüchtlinge und Asylbewerber gerne ausbauen, doch es fehlt noch an Räumlichkeiten und Kursleitern. Um kostendeckend zu sein, müssten Kurse mit 14 bis 20 Teilnehmern besetzt sein, erläuterte Hofer. Dafür fehlten im VHS-Haus an der Hauptstraße Räume.

Hofer hofft auf zusätzliche Räume in der alten Hauptschule an der Heckenstraße. Auch die Ausbildung von Kursleitern sei noch vonnöten. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zahlt nur dann Zuschüsse, wenn die Deutschlehrer von ihnen anerkannt sind. Gut, dass VHS-Chefin Sajons die BAMF-Lizenz erhalten hat, bezuschusste Kurse für "interkulturelle Kompetenz" zu leiten" und damit auch zukünftige Leiter von Integrationskursen ausbilden kann. Sajons hat über die EU ebenfalls erfolgreich angeleiert, dass 32 VHS-Lehrkräfte 2016/2017 im Ausland, Fortbildungen, zum Beispiel Sprachkurse, besuchen können. Neben Sajons und Meskendahl-Münch wurden von den 20 Teilnehmern der Jahreshauptversammlung der bisherige Schriftführer Andreas Cludius zum stellvertretender Vorsitzenden für den scheidenden Hans Pfeifer und Helmut Achatz als Schriftführer einhellig gewählt.

© SZ vom 20.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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