Volksfest in Maisach:Bärenstarke Feuerwehr

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Die Maisacher Retter erweisen sich als gut trainiert. Beim Tauziehen und beim Masskrugstemmen lassen sie ihren Kontrahenten in einem vollen Festzelt keine Chance und gewinnen das Bierturnier

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Auf die Feuerwehr Maisach ist Verlass. Standhaft, reaktionsschnell, geübt in der Auswahl ihrer Mittel, die Übersicht behaltend und unbändig kräftig - so treten die Freiwilligen bei Unfällen oder Bränden auf. Auch auf dem gesellschaftlichen Parkett, in diesem Fall den Holzdielen des Maisacher Festzelts, machen die Feuerwehrler eine gute Figur. So gut, dass sie am Ende das dritte Maisacher Bierturnier für sich entschieden. Doch nicht das Löschen der eigenen Brände nach salzigem Hendlgenuss war die Aufgabe, sondern ein sich über Stunden hinziehender Dreikampf mit sieben anderen Vereinen und Gruppen.

Hohe Luftfeuchtigkeit und enorme Wärme unterm weiten Zeltdach sind die unangenehmen Begleitumstände, unter denen sich am Dienstabend acht Mannschaften messen. Eingeladen zum Bierturnier hat zum dritten Mal Michael Schweinberger, Chef der Maisacher Brauerei. Seine Freude an diesem Abend ist berechtigt, haben sich doch in diesem Jahr bei ihm zehn Mannschaften angemeldet. Im vergangenen Jahr hatte es schon so ausgesehen, als würde das Turnier keine weitere Auflage erfahren, so verhalten war der Zuspruch. Doch Schweinberger hat auf die Kritik von 2018 reagiert und eine Disziplin ersetzt. Zu brachial war das Fingerhakeln ausgegangen, nicht nur ein Tisch war unter der Gewalt der Hakler geborsten, auch an den Verletzungen hatten Teilnehmer monatelang gelitten. Beim Tauziehen, der neuen Disziplin, sollte das nicht vorkommen. Und auch eine Art "Außenwette" wie einst bei "Wetten dass...?" hat Schweinberger gedacht und die Dart-Bude auf dem Festplatz in den Wettbewerb eingebunden. Doch der Reihe nach.

Noch ziemlich entspannt sieht Christian Walch von der Feuerwehr Maisach aus (Dritter von links), während seine Konkrurrenten sich schon recht verkrampfen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Das Warm-up übernehmen die Luitpoldmusikanten aus Germerswang, die am Vorabend daheim angeblich noch das: "Ein Prosit der Gemütlichkeit", geübt haben, damit auch alle im Zelt wissen, wann sie wieder zur Mass Maisacher Festbier greifen müssen. Die Mass, auch wenn sie nur einen Liter fasst, ist fast zwei Kilo schwer, wie Michael Schweinberger das erste der drei Turnierspiele erläutert. Masskrugstemmen ist angesagt, acht Teilnehmer wollen mit durchgestrecktem Arm möglichst lange einen vollen Bierkrug vor dem Körper halten. Die Aufsicht haben Schweinberger und Dritter Bürgermeister und Volksfestreferent Roland Müller.

Der SC Malching hat jemanden auf die Bühne geschickt, der Burschenverein Überacker ebenfalls, die Feuerwehren aus Maisach, Überacker und Rottbach sind vertreten, auch Rot-Weiß Überacker und der zweifache Turniersieger, die Stockschützen aus Germerswang, sind wieder dabei. Neu auf der Bühne ist das spontan gebildete Team der Brauerei Maisach. Sie wollen an diesem Abend das Triple schaffen, doch schon die erste Disziplin gerät zum Desaster. Moderator Schweinberger hat allen Masskrugstemmern ein wenig Angst eingejagt und alle im Festzelt überrascht, als er vom mehr als 20 Jahre alten Weltrekord erzählt, der in Tirschenreuth aufgestellt worden sei. 45 Minuten und zwei Sekunden habe der Weltmeister die Mass gestemmt.

Michael Schweinberger gibt den Start fürs Tauziehen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Eine Herausforderung? Nicht für die Praktikantin der Brauerei. Nach etwas mehr als 90 Sekunden, lässt sie den Krug sinken und ist raus. Nach vier Minuten - die Gesichter der Stemmer röten sich jetzt schon - fangen die ersten an zu schwächeln, auch für den SC Malching ist bald Schluss, und die Stockschützen Germerswang scheiden ebenfalls aus. Nach 8:45 Minuten ist das erste Spektakel vor einem johlend anfeuernden Publikum vorbei: Christian Walch hat so lange durchgehalten, und die Feuerwehr Maisach hat ihre ersten Siegerpunkte.

Laut Turnierregie betreten nun die Luitpoldmusikanten wieder die Bühne, es wird die "Perle von Tirol" besungen, und an den Tischen wird zum Kufsteinlied geschunkelt. Derweil bereiten sich jeweils sechs Mitglieder der Teams auf den zweiten und eigentlich entscheidenden Teil des Turniers vor. Schweinberger hat den Wettbewerb nach Beschwerden zwar entschärft, aber dennoch ist ein Ziehen dabei. Nicht mit den Fingern übern Tisch, sondern am Seil durch das halbe Festzelt. Bierbänke sind herausgeschafft worden, den Helden der Vorkämpfe jetzt und des Finales später ist die Arena bereitet. Die Distanzen werden mit einem Maßband exakt abgemessen, die Markierungen geklebt, vier Meter muss eine Sechsermannschaft die gegnerische zu sich herziehen, bis sie über den Strich und damit ausgeschieden ist. Das Tau ist ein bewährtes Schulseil, an dem vielleicht der eine oder andere Tauzieher schon als Grundschüler gezogen hat.

Die Mitglieder des SC Malching versuchen beim Dart einen Platz gutzumachen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Während die Musikanten die Zeit überbrücken, werden draußen Mitglieder der Feuerwehr Maisach beim Spickern beobachtet. Trainiert da schon jemand heimlich? Drinnen jedenfalls machen sich die acht Teams für die Vorrunde bereit. Das längs durchs Zelt liegende Seil macht den Bedienungen so manche Probleme, aber bald ist dort, wo sie drüberstolpern, ohnehin kein Platz mehr zum Durchgehen. Denn die Feuerwehr aus Überacker zieht die Burschen vom SC Malching zweimal übern Strich, fast mühelos auch der Sieg für Rot-Weiß Überacker, die Stockschützen aus Germerswang lassen das Brauereiteam ziemlich alt aussehen, und die Maisacher Feuerwehr lässt den Kameraden aus Rottbach keine Chance.

So geht es nach einer weiteren Pause nach draußen auf den hell erleuchteten Festplatz, wo sechs Schausteller ziemlich einsam den Abend verbringen. Michael Schweinberger moderiert mit Funkmikrofon ins Zelt hinein und nennt jeweils den Punktestand. Dartpfeile müssen auf wenig aufgepumpte Luftballons geworfen werden, was manchem nicht gelingt, weil zu wenig Schwung, der falsche Winkel, weil, weil, weil. Die Stockschützen schlagen sich wacker und glauben da noch, den Titel wieder erringen zu können, doch werden sie bald die Bretter, die für sie an diesem Abend die Welt bedeuten, schlitternd verlassen.

Beim Tauziehen unterliegt das Brauerei-Team. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Denn die Feuerwehr Maisach zieht an, als würde sie einen brennenden Lkw daran hindern wollen, in einen Kindergarten zu rollen. Jeweils zwei Duelle gibt es im Finale, das erste zeigt schon die Stärke der Maisacher, und im zweiten dauert es immerhin 17 Sekunden, die die Germerswanger dagegenhalten können. Dann steht der Sieger fest. Im Zelt, in dem es auch bis 22 Uhr nicht merklich abgekühlt hat, wird gefeiert, während draußen die Autoscooter für den nächsten Tag aufgeräumt werden und am Süßwarenstand der Zuckerwattekessel geputzt wird.

Der Tag der Betriebe und Behörden findet am Donnerstag, 29. August, statt, am Abend spielen Die Ziacheiner . Am Freitag ist von 19 Uhr an Tag der Jugend mit der Apollos-Band, und am Samstag wird der Wanderpokal von Festwirt Jochen Mörz beim Stockschützenturnier von neun Uhr an ausgespielt (Stockbahnen des SC Maisach). Am Samstagabend spielt Manyana , und am Sonntag, 1. September, klingt die 45. Maisacher Festwoche mit einem Brillantfeuerwerk gegen 22.15 Uhr aus.

© SZ vom 29.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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