Fürstenfeldbruck:Dreieinhalb Schläge und ein Urenkel des Königs

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Festzugsteilnehmer und kroatische Gäste beobachten das Anzapfen. Und der Volksfestreferent sinniert, wie man den blaublütigen Brauereichef korrekt begrüßt

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Ob der Auftakt zu einem Volksfest als gelungen zu bezeichnen ist, mag man an der Zahl der Besucher im Festzelt festmachen oder auch an der Zahl der Schläge beim Anzapfen. Am Freitagabend war freilich auch noch die Frage zu klären, wie man Luitpold Prinz von Bayern korrekt begrüßt.

Klar ist, dass das Festzelt in Bruck rappelvoll ist. "Ein erhebendes Gefühl" ist das für Volksfestreferent Markus Droth, der auf der Bühne alle Gruppen aus dem Landkreis, die zuvor am Festzug teilgenommen haben, einzeln begrüßt - 52 Gruppen, von den Sportvereinen über die Trachtler und Schützen bis hin zur Blaskapelle Maisach. Teil eins spricht somit für einen rundweg gelungenen Auftakt. Wie aber sieht es mit Teil zwei aus? Wie viele Schläge also braucht Oberbürgermeister Erich Raff? Die Generalprobe bei der Bierprobe der Brauerei Kaltenberg hatte er mit zwei Schlägen locker bestanden. Einig sind sich alle Augenzeugen der obligatorischen Eröffnungsprozedur eines jeden ordentlichen Volksfests, dass es diesmal beim Anzapfen ordentlich spritzt. Waren es nun aber drei Schläge, wie CSU-Ortschef Andreas Lohde meint, oder waren es möglicherweise vier, wie Emmerings Bürgermeister Michael Schanderl nicht ausschließen will? So ganz klären lässt es sich nicht. SPD-Stadtrat Mirko Pötzsch und sein BBV-Kollege Karl Danke einigen sich ein paar Tische weiter hinten schließlich auf "drei Schläge und einen halben Nachschlag". Na also. Das ist in Ordnung. Gelungener Auftakt!

Freistil (von links): Oberbürgermeister Erich Raff beim feuchtfröhlichen Anzapfen - assistiert von Volksfestreferent Markus Droth sowie Richard Sturm, Oliver Lentz und Luitpold Prinz von Bayern von der Brauerei Kaltenberg. (Foto: Günther Reger)

Völlig unumstritten ist die gute Laune im und rund ums Volksfestzelt. Draußen hat das Kettenkarussell gerade eine ziemliche Unwucht zu verkraften, weil sich auf der einen Seite sechs Mitglieder der Brucker Jugendfeuerwehr durch die Luft wirbeln lassen und auf der anderen Seite nur ein kleines Mädchen dagegenhält. Solche Probleme hat das wohl spektakulärste Fahrgeschäft, der Free Style, nicht: Ein Monteur steht auf der Leiter, mit einem Werkzeug in der Hand - mutige Möchtegernfahrgäste müssen sich noch etwas gedulden. Sie können sich ja mit dem Autoscooter warmfahren oder erst mal an einem der Schießstände eine Plastikrose für die Mama ergattern.

In der städtischen Box gesellen sich derweil vier kroatische Musiker zur illustren Runde und lassen sich davon überzeugen, dass Bayern zwar berühmt für seine Bratwürste ist, auf einem Volksfest der Mass Bier aber am besten ein halbes Hendl zur Seite gestellt wird. Partnerschaftsreferent Karl Danke erledigt das mit der Bestellung, weil die Bedienung sich mit dem Kroatischen schwer tut. Die vier Musiker der Band Klapa Diadora stoßen dann mit einem "Živjeli" an, weil das mit dem "Oans, zwoa, drei, gsuffa" doch ein rechter Zungenbrecher ist. Die Gäste aus Zadar sind zur 30-Jahr-Feier der Städtepartnerschaft gekommen. Karl Danke und Erich Raff hatten sie und die Delegation am Mittwochabend vom Flughafen abgeholt. Zadars Bürgermeister Branko Dukić musste wegen eines wichtigen Termins bereits wieder heimreisen. Danke und Raff haben sich aber ohnehin vorgenommen, ihn mal in Zadar zu besuchen. Martin Kinda, 39, von Klapa Diadora weiß, dass sein Bürgermeister interessante Einblicke in die bayerische Gemütlichkeit entgehen. Das Bier: sehr gut. Das Hendl: sehr gut. Und die Brucker: am allerbesten - allen voran der "Brucker "Außenminister" Danke: "He is our king." Und Bruck: "A beautiful town".

Das alles weiß Droth längst. Über eine andere Frage hat er sich unlängst aber den Kopf zerbrochen: Wie redet man Brauereichef Luitpold Prinz von Bayern korrekt an? "Eure Königliche Hoheit" vertrage sich nicht so ganz mit seinem Demokratieverständnis. Gut, dass es für den Urenkel des letzten Königs von Bayern, Ludwig III., auch auf dem Fest des Volkes völlig okay ist, wenn man ihn begrüßt als "Herrn von Bayern".

© SZ vom 29.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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