Verluste:Kulturchef spricht von trauriger Situation

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So verwaist wie am Tage ist das Gelände des Klosters Fürstenfeld auch am Abend. Kulturveranstaltungen finden derzeit bekanntlich nicht statt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Das Veranstaltungsforum Fürstenfeld gerät wegen der Pandemie und der zahllosen abgesagten Auftritte und Tagungen immer tiefer in die roten Zahlen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Das Veranstaltungsforum gerät wegen der Pandemie und der zahllosen abgesagten Veranstaltungen und Tagungen immer tiefer in die roten Zahlen. Die Abstimmung über den Wirtschaftsplan 2021 wurde vom Kulturausschuss auf Intervention des Finanzreferenten jüngst vertagt. Klaus Wollenberg (FDP) sieht noch Nachbesserungsbedarf, weil er eine zusätzliche Belastung der Stadt über das bereits bekannte Maß für kaum verkraftbar hält. In dem vorgelegten Entwurf wird für das kommende Jahr mit Erträgen in Höhe von etwa 1,3 Millionen Euro und Ausgaben in Höhe von gut drei Millionen Euro kalkuliert, der entsprechende Fehlbetrag wird auf knapp 1,8 Millionen Euro beziffert. Der Handlungsspielraum der Stadt ist Wollenberg zufolge aber angesichts einer Haushaltslücke im zweistelligen Millionenbereich sehr begrenzt.

Fürstenfeld-Werkleiter Norbert Leinweber bezeichnete die Situation des Veranstaltungsforums als "traurig". Seit März sei ein Ausnahmezustand zu verkraften. Schrittweise habe man die Zahl der Zuschauer zwar zunächst von 50 über 100 auf 200, im Freien sogar 400, aufstocken können. Nun aber gebe es erneut einen "kompletten Lockdown". Gleichwohl sei es gelungen, den finanziellen Schaden stark zu begrenzen. Während der Zuschussbedarf vieler andere Kulturhäuser in Deutschland um hundert Prozent gestiegen sei, weise der aktuelle Wirtschaftsplan lediglich ein Plus von 17 Prozent aus. Einen Beitrag leisten mit etwa 15 000 Euro pro Monat Einsparung bislang nicht zuletzt die Mitarbeiter des Veranstaltungsforums, die mit einer Quote von 60 Prozent in Kurzarbeit gegangen sind - obwohl die Arbeit beispielsweise durch Stornierungen und Rückerstattungen von Eintrittsgeldern gar nicht im gleichen Maße zurückgegangen ist. "Es gibt viel Arbeit, aber wenig Umsätze", so Leinwebers Bilanz. "Alles ist komplett ausgereizt."

Immerhin gebe es große Unterstützung durch die Abonnenten von Veranstaltungsreihen wie Jazz, Konzert, Literatur oder Alte Musik. 88 Prozent hätten bislang an ihrem Abonnement festgehalten, so Leinweber, der darin einen Beleg für das Vertrauen sieht. Veranstaltungen der Konzertreihe waren auf eine Vormittags- und eine Nachmittagsvorstellung gesplittet worden, um die Mindestabstände unter den Besuchern sicherzustellen. Im Theaterbereich ging das nicht so, da mussten die Tickets verlost werden. Auch wenn man letztlich derzeit noch "relativ gut" dastehe, so sei die Perspektive alles andere als gut, sagte der Fürstenfeld-Chef. Sofern Veranstaltungen wieder zugelassen werden, will er sich vor allem auf die sechs Aboreihen konzentrieren und, sofern möglich, einige Veranstaltungen ins Freie verlegen. Zudem sind Zuschüsse aus dem Bundesprogramm "Neustart Kultur" beantragt worden.

© SZ vom 03.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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