Verkehrsausschuss:Nicht mehr zuzumuten

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Mit zusätzlichen Zughalten im nördlichen Landkreis zu warten, bis die Stammstrecke in vielleicht zehn Jahren fertig gestellt ist, ist den Bürgern schlicht nicht mehr zu vermitteln

Kommentar von Manfred Amann

Die Bemühungen des Verkehrsausschusses der Gemeinden im nordwestlichen Landkreis gleichen dem Bohren dicker Bretter. Die mühsam erkämpften Ergebnisse belegen aber auch, dass mit dem Aufbau von Druck über möglichst viele Wege Erfolge möglich sind. Dennoch scheint der Weg zum Ziel wieder weiter als erwartet. Das stückweise Einlenken der Bahn zeigt, dass sie sich sehr wohl bewusst ist, dass sie momentan ihren Auftrag nur unzureichend erfüllt. Aus der Erklärung von Ministerpräsident Markus Söder, einen flächendeckenden Stundentakt im Schienenpersonennahverkehr anzustreben, lässt sich überdies schließen, dass auch die Staatsregierung erkannt hat, dass der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs über wenigstens zwei Jahrzehnte stark vernachlässigt worden ist. Aktuell steht der Bau von bezahlbaren Wohnungen im Vordergrund, während man bei der Bahn alle Hoffnungen auf die zweite Stammstrecke in München setzt.

Die stückweisen Zugeständnisse lassen auch vermuten, das die Verantwortlichen bei der Bahn nur noch reagieren, statt zukunftsfähige Lösungen zu erarbeiten Der durchgängige Stundentakt der Regionalzüge in Mammendorf, Althegnenberg und Haspelmoor wäre so eine Zukunftslösung. Drei zusätzliche Zughalte würden insgesamt etwa fünf bis sechs Minuten beanspruchen. Kaum zu glauben, dass dies den gesamten Fahrplan für die Region durcheinanderbringen würde. Vielmehr scheint es, dass sich die Bahn noch nicht ausreichend bewusst ist, dass mit der Einführung des Stundentaktes eine Vielzahl "Umsteiger" vom Auto auf die Bahn gewonnen würde und man damit einen erheblichen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten könnte. Zudem würden die S-Bahnen entlastet.

Wichtig und wegweisend wäre der Stundentakt auch hinsichtlich der Schaffung von Wohnraum. Den Wohnungsbau intensiv zu fördern, ohne einen entsprechenden Schienenverkehr anzubieten ist wenig sinnvoll, da die Straßen zumindest zu den Stoßzeiten ohnehin überquellen. Zu warten, bis die Stammstrecke in vielleicht zehn Jahren voll greift, ist den Bürgern im nordwestlichen Landkreis schlicht nicht mehr zuzumuten. Da die Bahn offensichtlich nur auf Druck reagiert, sollte der Ausschuss noch energischer auftreten, bei der Bahn und bei den Politikern, die die Belange der Region vertreten. Die Ankündigung der Landeseisenbahngesellschaft, die fahrgaststarke Strecke zwischen München und Augsburg an die deutsche Tochter des englischen Go-Ahead-Konzerns, zu vergeben, sollte in diesem Sinne genutzt werden.

© SZ vom 02.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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