Verbrechen bei Fürstenfeldbruck:Familiendrama gibt der Polizei Rätsel auf

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Eine 38-jährige Frau erstickt in Emmering ihre vier und sechs Jahre alten Söhne, danach nimmt sie sich selbst das Leben. Der Vater steht unter Schock, er hat die Toten zu Hause gefunden. Nun wird über die Motive der Tat gerätselt.

Gerhard Eisenkolb

Vor den Toren Münchens hat sich eine schreckliche Gewalttat abgespielt: Eine 38 Jahre alte Frau hat im Landkreis Fürstenfeldbruck ihre zwei Söhne getötet und sich danach selbst das Leben genommen. Der Vater entdeckte die Leichen, als er in der Nacht zum Samstag nach Hause kam. Zu einem möglichen Motiv für das Drama, das sich in der 6000-Einwohner-Gemeinde Emmering ereignete, wollte sich die Polizei zunächst nicht äußern. Der Familienvater steht unter Schock und konnte noch nicht befragt werden.

Blumen und Kerzen im Gedenken an die Toten. In diesem Haus in einem Neubaugebiet in Emmering hat sich die Gewalttat abgespielt.  (Foto: Günther Reger)

Laut Polizei kehrte der 45-Jährige ungefähr um 23.15 Uhr in sein Einfamilienhaus zurück, das in einem gepflegten Neubauviertel steht. Als er auf seine toten Kinder stieß und seine Frau, die sich erhängt hatte, rief er sofort die Polizei, die kurz danach mit einem Großaufgebot am Tatort eintraf. Die Vermutung, dass es sich um einen sogenannten erweiterten Suizid handelte, wurde durch die Obduktion Gewissheit.

Nach der Untersuchung der Leichen durch Gerichtsmediziner gab des zuständigen Polizeipräsidiums Ingolstadt bekannt, dass die Mutter ihre beiden vier und sechs Jahre alten Söhne erstickt hatte, ehe sie sich selbst das Leben nahm. Details des Tatablaufs blieben zunächst im Dunkeln. Wie die 38-Jährige ihre Kinder tötete, sei noch nicht zweifelsfrei zu klären gewesen, hieß es bei der Kripo. Anzeichen von "Gewalteinwirkung im Halsbereich" der beiden Buben, sprich Würgemale, gibt es jedoch nach Angaben eines Polizeisprechers nicht.

Die Familie lebte erst seit zwei Jahren im Ort

Die Gewalttat scheint aufgeklärt, die Polizei schließt die Beteiligung anderer Personen aus. Trotzdem ist noch zu klären, was die 38-jährige Mutter dazu trieb, ihre Söhne und sich zu töten. Die junge Familie war erst vor etwa zwei Jahren von Schöngeising in das schmucke Neubaugebiet am südlichen Ortsrand von Emmering gezogen.

Dort hatte die Gemeinde Baugrund zu Sonderkonditionen für Einheimische, also für Emmeringer, ausgewiesen. Da die Nachfrage nach den Bauplätzen jedoch gering war, wurden die Grundstücke schließlich auch anderen Interessenten aus dem Landkreis angeboten, vor allem jungen Familien mit Kindern. Der 45 Jahre alte Vater stammt aus einer alteingesessenen Familie in Schöngeising. Bevor er von dort nach Emmering zog, gehörte er dem Pfarrgemeinderat an.

Der unter Schock stehende Mann konnte auch am Sonntag noch keine Auskünfte zu den Umständen der Tat oder möglichen Motiven geben. "Wir haben ihn gleich kurz befragt", sagte ein Polizeisprecher, "aber da war in diesem Moment nicht viel zu erfahren." Wo sich der 45-Jährige am Freitagabend bis zur Rückkehr in sein Haus aufhielt, ist unbekannt. Die Ermittler wollen ihm aber noch einige Tage Zeit lassen, das Familiendrama zu verarbeiten. Da die Täterin sich selbst gerichtet habe, bestehe "kein Zeitdruck", hieß es.

Der Familienvater wurde am Tatort von einem Kriseninterventionsteam betreut und später der Obhut von Angehörigen übergeben. Angaben zur Familie und deren Umfeld macht die Polizei keine. Der Sprecher erklärte lediglich, dass Emmering ein kleiner Ort sei und deshalb die Privatsphäre der im Landkreis lebenden Angehörigen als besonders schützenswert eingestuft werde.

Erst vor wenigen Tagen hatte ein 44-jähriger Mann im Allgäu zunächst seine beiden Söhne im Alter von vier und zehn Jahren getötet und sich danach selbst das Leben genommen. Im März 2010 waren bei einem Familiendrama in Eichenau, einer Nachbargemeinde Emmerings, zwei siebenjährige Zwillingsschwestern und deren Eltern tot in verschiedenen Zimmern ihrer Wohnung aufgefunden worden. Täter war, so die Polizei, der 40-jährige Vater.

© SZ vom 20.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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