Valentinstag:"Es gibt auch Männer, die das sehr ernst nehmen"

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Seit 17 Jahren arbeitet die Psychologin Brigitte Fehn in der Beratungsstelle, seit 2007 leitet sie sie auch. (Foto: oh)

Die Fürstenfeldbrucker Psychologin Brigitte Fehn über den Stellenwert dieses Datums

Interview von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Rote Rosen, Pralinenschachteln in Herzform oder Candlelight-Dinner für Verliebte: Die Massivität, mit der der Valentinstag beworben wird, erinnert an Weihnachten. Allerdings gibt es für alles mögliche einen Welttag, warum nicht auch für Verliebte? Über die Bedeutung dieses Tages für Paare sprach die SZ mit der Psychologin Brigitte Fehn. Sie leitet die Brucker Ehe-, Familien- und Lebensberatung der Erzdiözese München-Freising.

SZ: Kann ein Blumenstrauß oder eine Schachtel Pralinen die Liebe zweier Menschen wieder neu entfachen?

Brigitte Fehn: Ich glaube, dass es weniger um materielle Dinge geht, wenn es um die Beziehung zwischen zwei Menschen geht. Da ist es eher wichtig, sich füreinander zu interessieren, den jeweils Anderen an den eigenen Gedanken und Gefühlen teilhaben zu lassen, wertschätzend miteinander umzugehen, auch bei Konflikten und die Wechselfälle des Lebens gemeinsam anzunehmen. Das heißt aber nicht, dass die Wertschätzung für einen anderen durch ein kleines Geschenk, zum Beispiel am Valentinstag, nicht etwas Gutes wäre.

Das heißt aber auch, dass eine solche Wertschätzung nicht zwangsläufig mit dem Valentinstag verbunden sein muss, oder?

Ich glaube, das wäre ein bisschen zu wenig, nur an einem Tag im Jahr die Bedeutung der Beziehung zu zeigen. Dennoch: Eine schöne Geste zu einem wichtigen Termin, Valentinstag, Geburtstag, Hochzeitstag ist auch etwas Schönes.

Sie sagten gerade, dass es in zwischenmenschlichen Beziehungen vor allen Dingen um Immaterielles geht. Den Valentinstag vermarktet die Industrie hingegen im großen Stil. Wird da nicht der eigentliche Sinn des Tages - sich seiner Liebe bewusst zu werden - ad absurdum geführt?

Ich habe den Eindruck, das ist überhaupt ein Thema unserer Zeit: Wie sehr orientiere ich mich an Materiellem, wie wichtig sind mir Beziehungen zu anderen. Und diese Entscheidung kann einem keiner abnehmen. Im Prinzip geht es einfach darum, welche Prioritäten man in seinem Leben setzt. Ich finde es generell schön, wenn man jemandem ein Geschenk macht. Aber wir müssen alle viel arbeiten, um uns all das zu leisten, was wir haben wollen. Da verliert man das Wichtigste, das Zwischenmenschliche, manchmal aus den Augen.

Sie arbeiten seit 17 Jahren in der Brucker Beratungsstelle. Wie weit hat sich die Bedeutung des Valentinstages verändert?

Ich habe das Gefühl, solche Tage werden für Menschen bedeutsamer, durch die Werbung. Aber es ist auch schön, zu sagen, es gibt einen Tag im Jahr für Paare. Und es gibt auch Angebote, die sind nicht kommerziell, zum Beispiel bieten einige Kirchengemeinden Erlebnistage für Paare an.

Haben Sie den Eindruck, dass die Werbung den Menschen einredet: Je wertvoller und größer die Geschenke, desto größer ist die Liebe des Partners?

Die Wirkung der Werbung hat ja jeder selber in der Hand. Mir ist nur wichtig, dass die Aufmerksamkeit dem Partner gegenüber nicht nur punktuell auf einen Tag beschränkt ist. Wichtig wäre, dass man sich immer wieder Zeit füreinander nimmt, sich zusammensetzt, miteinander redet.

Wem ist der Valentinstag wichtiger, Frauen oder Männern?

Da gibt es bei uns tatsächlich beides. Es gibt auch Männer, die das sehr ernst nehmen. Tatsächlich glaube ich aber, dass er Frauen ein bisschen wichtiger ist.

Welche Erfahrungen haben Sie in Ihrem Berufsalltag zum Valentinstag gemacht?

Dass wegen eines vergessenen Valentinstages eine Beziehung kaputt gegangen wäre, habe ich noch nicht erlebt. Doch an solchen besonderen Tagen zeigen sich vielleicht die Unterschiede der Geschlechter mehr: Für die Frauen ist das gemeinsame Gespräch meist wichtig, Männer drücken ihre Liebe häufig lieber in Taten aus.

© SZ vom 14.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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