Geschichte:Eine Schenkung für das Seelenheil

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Ein Votivbild in der Kirche erinnert an Wallfahrten nach Unterschweinbach. (Foto: Gemeinde Egenhofen)

Vor 1250 Jahren schenkt ein Adeliger die Siedlung "Shoamba" an den Freisinger Bischof. Es ist die erste Erwähnung des heutigen Unterschweinbach. Nun wird das Jubiläum gefeiert

Von Manfred Amann, Unterschweinbach

Eine Urkunde vom 30. August 773, die eine Schenkung der Siedlung "Shoamba" des Edlen Huniperht an den Bischof von Freising belegt, ist Anlass dafür, dass Unterschweinbach, früher auch "Suueinpah", heuer seine Erstnennung vor 1250 Jahren feiern kann. Am Sonntag, 13. August, wird das Jubiläum auf dem Dorfplatz begangen. Die Gemeinde Egenhofen und die Vereine aus dem Ortsteil haben ein abwechslungsreiches Fest vorbereitet, bei dem unter anderem eine Kirchenführung angeboten wird.

Die Schenkung des Edelmanns "zur Sicherung seines und seiner Angehörigen Seelenheil" umfasste laut Urkunde die "gesamte Landsiedlung, alle Höfe mit Knechten und Mägden, alle Felder, Wiesen, Weiden, Wälder und Wasserläufe mitsamt den in Betrieb befindlichen Mühlen, mit Schafen und mit allem Gerät und was alles zu dieser Siedlung gehört, mit allen rechtmäßig angelegten Grenzen und Grenzpfählen". Es ist anzunehmen, dass Huniperht auch eine "Eigenkirche" übergab.

In einer historischen Urkunde wird das heutige Unterschweinbach als "Suueinpah" erwähnt. (Foto: Gemeinde Egenhofen)

Tatsächlich ist die Gegend schon viel länger besiedelt. Hügelgräber und bronzene Gegenstände, die in der Umgebung gefunden wurden, legen nahe, dass dort bereits in der Jungstein- und Bronzezeit, also vor etwa 4000 Jahren, Menschen lebten. Zudem ist ein frühgeschichtlicher Eisenverhüttungsplatz südlich des großen Wertstoffhofes als Bodendenkmal dokumentiert.

Es wird angenommen, dass sich der Ortsname davon ableitet, dass im 10. Jahrhundert immer wieder Überschwemmungen unter anderem des Rambachs und des Schweinbachs auftraten. ( Suueinpah bedeutet schwemmender, auch schwindender, Bach). Bevor 1180 die Wittelsbacher Herzöge von Bayern wurden, sind 1140 ein "Henricus de Sveinnepach" und ein "Otto von Suueinspach" überliefert.

Eine Unterscheidung in Ober- und Unterschweinbach ist erstmals in Aufzeichnungen von 1336 des von Ludwig II., der Strenge, 1263 errichteten Klosters Fürstenfeld mit der Bezeichnung des Ortes als Nidern-Sweinpah zu finden. Die heutige Kirche wurde vermutlich im 12. Jahrhundert im romanischen Stil errichtet, im 15. Jahrhundert dem gotischen Stil angepasst und später dem Barock. Aus dem Jahr 1480 stammt eine Marienstatue, die alten Pfarrberichten zufolge das Ziel vieler Wallfahrten war.

Die Marienstatue aus dem 15. Jahrhundert ist als Ziel vieler Wallfahrten überliefert. (Foto: Gemeinde Egenhofen)

Der Arbeitskreis zur Aufarbeitung der Gemeindegeschichte um Bürgermeister Martin Obermeier und Kulturreferentin Korinna Konietschke, hat zudem aus vielen Dokumenten entnehmen können, dass im 16. Jahrhundert die Straßenführung zwischen Augsburg und München über Unterschweinbach bedeutender gewesen sei, als über den damaligen Markt Bruck. An der Furt über den Rambach sei eine Zollstation nachgewiesen.

Im Zuge der Gebietsreform im Mai 1978 wurde die Ortschaft Unterschweinbach mit seinen Weilern Herrnzell, Kumpfmühle und Spielberg mit den bis dahin selbständigen Gemeinden Aufkirchen, Oberweikertshofen, Wenigmünchen und Egenhofen zur Gemeinde Egenhofen zusammengeschlossen. Als Verwaltungssitz wurde Unterschweinbach bestimmt.

Zum Dorfjubiläum hat die Gemeinde ein so genanntes "Sühnekreuz" in Auftrag gegeben. (Foto: Gemeinde Egenhofen)

Anlässlich des Dorfjubiläums wurde von der Gemeinde die Herstellung eines so genannten Sühnekreuzes in Auftrag gegeben, damit wieder alle drei überlieferten vorhanden sind. Zwei haben die Zeit überdauert und stehen beim Maibaum und am Ortseingang an der Alpenstraße. Das neue im alten Stil soll am Orteingang dort aufgestellt werden, wo der Weg nach Egenhofen führt.

Sühnekreuze wurden im Mittelalter aufgestellt. Sie galten als Zeichen dafür, dass eine Blutfehde zwischen zwei verfeindeten Parteien wegen eines begangenen Mordes oder Totschlages vertraglich beendet ist. In Unterschweinbach hat sich dazu jedoch eine Sage entwickelt: "Auf Schloss Spielberg lebten die drei adeligen Brüder Siegfried, Otto und Karlmann. Nicht weit von ihnen auf der Glonnburg in Weyhern die schöne Adelstochter Bertha - einzige Tochter des Burgherrn. Bei einem Spazierritt stürzte das Edelfräulein Bertha vom Pferd, woraufhin Karlmann sie auf ihre Hilferufe hin rettete und nach Hause begleitete. Beide verliebten sich ineinander. Siegfried, der Älteste, der ebenfalls das Edelfräulein liebte und abgewiesen wurde, schwor Rache. Als er Bertha gewaltsam entführen wollte, kam es mit Karlmann zu einem Zweikampf, in dem sie sich gegenseitig tödlich verwundeten.

Nachdem der dritte Bruder Otto die Nachricht erfuhr, sei er an die Stätte des Grauens geeilt und vor Schreck ebenfalls tot zusammengebrochen. Die Bauern von Unterschweinbach sollen daraufhin die drei steinernen Kreuze errichten haben. Die schöne Bertha fand man angeblich eines Morgens tot an Karlmanns Kreuz. Andere Versionen berichten davon, dass sie ins Kloster nach Augsburg ging.

Das Jubiläumsfest beginnt am Sonntag um 10.30 Uhr mit Begrüßung, Weißwurstessen und einem historischen Rückblick. Von 12 Uhr an gibt es Ansprachen und Ehrungen und um 14 Uhr geht es im Umzug mit den Vereinen durch den Ort. Nach Kaffee und Kuchen, Musik und Tanz klingt das Fest aus. Auf die Kinder wartet ein buntes Programm mit Hüpfburg und Torwandschießen.

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