Unterhaltung im Altenheim:Senioren freuen sich über Konzert

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"Geh aus mein Herz und suche Freud": die Musiker (von links) Freddy Staudt, Andreas Eberl und Uli Rücker beim Auftritt in Gröbenzell. (Foto: Günther Reger)

Puchheimer Trio spielt im Betreuten Wohnen

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Livemusik mitten in Coronazeiten ist nicht einfach zu veranstalten. Doch nun stehen Freddy Staudt mit der Gitarre in den Händen sowie Uli Rücker und Andres Eberl, Klarinette spielend, im Garten des Innenhofs des Betreuten Wohnens am Gröbenbach in Gröbenzell und musizieren. Das Trio spielt melodische Klezmer-Musik. Auf den Terrassen und Balkonen sitzen und stehen ältere Menschen und schauen auf den Rasen herunter. Sie applaudieren und singen aus 20 Meter Entfernung mit, als das Trio abschließend das Kirchenlied: "Geh aus mein Herz und suche Freud", anstimmt. "Bleiben Sie gesund", ruft Staudt nach etwa 25 Minuten Musikdarbietung. "Sie auch", schallt es von den Balkonen zurück, und eine Frau fragt, wann die Musiker wiederkommen.

78 Menschen wohnen in der Wohnanlage am Gröbenbach. "Wir wollen den Menschen eine Freude machen und etwas Abwechslung bieten", sagt Carmen Sturz, Geschäftsführerin des Ökumenischen Sozialdiensts, die mit ihrer Co-Geschäftsführerin Annette Koller gekommen ist. An Abwechslung für die Bewohner fehlt es seit Wochen gewaltig. Das Café in der Anlage ist zurzeit kein Treffpunkt, so dass etwa die Hälfte der Bewohner die Vorstellung gerne verfolgt. Staudt hat den Sozialdienst angeschrieben, ob dieser an Livemusik vor einem Seniorenheim interessiert ist. "Wir haben die Idee sofort aufgegriffen", sagen die beiden verantwortlichen Frauen übereinstimmend. Sturz und Koller haben aber auch darauf geachtet, dass die Veranstaltung geheim bleibt und nur den Bewohnern bekannt wird. "Wir wollten nicht, dass es zu einer Menschenansammlung im Garten kommt", sagt Sturz. Den älteren Menschen haben sie deshalb vorher gesagt, dass sie während des Konzerts in ihren Wohnungen bleiben sollen.

Das Musiker-Trio kommt aus Puchheim. Staudt, Geschäftsführer einer PR-Agentur, Grundschullehrerin Rücker und Rechtsanwalt Eberl sind Hobbymusiker und haben sich danach gesehnt, endlich einmal wieder zusammen zu spielen. "Immer allein zu Hause üben, macht keinen Spaß", sagt Eberl, und die beiden anderen nicken. Den letzten gemeinsamen Auftritt haben sie bei einer Weihnachtsfeier in einem Puchheimer Kindergarten gehabt. Staudt ist die Konzertidee gekommen, als er in dem von Lady Gaga initiierten virtuellen Weltkonzert eine Szene gesehen hat, in der in Frankreich vor einem Seniorenheim gespielt wurde. In Gröbenzell hat er mit seinem Vorschlag Erfolg gehabt, in seiner Heimatstadt Puchheim nicht. "Dort durfte niemand aufs Gelände des Seniorenheims", sagt Staudt, habe die Antwort der Heimleitung gelautet.

Man merkt dem Trio die Spielfreude an. Die Klarinetten dominieren bei den Klezmer-Stücken. Sie übertönen auch den lästigen Heckenschneider auf dem Nachbargrundstück, nur als der dann seinen Rasenmäher angeworfen hat, dringen die Klarinetten nicht mehr richtig durch. Da stehen sie schon auf der anderen Seite des Gartens, um auch vor diesen Bewohnern zu konzertieren. Nebenan hinter einer Hecke geht der Fahrradweg am Gröbenbach vorbei. Manchmal bleiben Radler stehen und applaudieren. Hier beendet das Trio den Auftritt mit dem Lied "Mein kleiner grüner Kaktus", und wieder singen einige Bewohner mit.

© SZ vom 12.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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