Unser Lied für Malmö:Priester-Pop

Lesezeit: 3 min

Er ist Internatsleiter in Sankt Ottilien und singt Kirchenlieder. An diesem Donnerstag aber tritt Pater Vianney mit Die Preister und Mojca Erdmann beim Grand-Prix-Vorentscheid auf.

Susa Hartung

Wenn man an Priester denkt, was kommt einem da in den Sinn? Gott - natürlich - und Gebete. Kirchen und Gottesdienste. Frömmigkeit. Vielleicht noch die langen, schwarzen Roben. Aber eines kommt in der Liste der potenziellen Assoziationen wohl erst ganz zum Schluss: der Eurovision Song Contest. Wie, werden sich jetzt manche denken, Priester und der Grand Prix? Wie soll denn das zusammenpassen?

Für Pater Vianney, Internatsleiter in Sankt Ottilien, ist das ganz einfach: "Ich bin ein ganz normaler Priester, der Musik macht und in einer Band spielt." Und mit eben dieser Band an diesem Donnerstag beim Grand-Prix-Vorentscheid "Unser Star für Malmö" antritt. Ziel ist, Deutschland beim Eurovision Song Contest 2013 in Schweden zu vertreten. Wie es dazu kam? "Vertreter wichtiger Plattenfirmen und des NDR sind an uns herangetreten und haben uns gefragt, ob wir uns vorstellen könnten, am Vorentscheid teilzunehmen", sagt Pater Vianney. "Wir haben uns dann gedacht, warum nicht?" Mit "uns" meint er Abt Rhabanus Petri aus Vilshofen an der Donau, Diözesanpriester Andreas Schätzle aus Wien und sich selbst. Die drei sind die Besetzung der Vokalgruppe "Die Priester". Seit 2011 gibt es die Gruppe, zwei Tonträger hat sie bereits veröffentlicht und bei Kirchenkonzerten Dutzende Fans mit ihrer sakralen Musik begeistert. Ihre Musik, das sind Neuauflagen von bekannten Kirchenliedern. Pater Vianney beschreibt sie als "Lieder buntester Couleur, die viele verschiedene Menschen ansprechen". Für die drei Geistlichen ist es also das Normalste auf der Welt, nicht nur hinter dem Altar, sondern auch auf der Bühne zu stehen.

An diesem Abend ist diese Bühne allerdings von einer etwas anderen Größenordnung: 11 000 Menschen in der Tui-Arena in Hannover und Millionen Zuschauer vor dem Fernseher werden mitverfolgen, wenn die Priester ihre Fassung des mittelalterlichen Chorals "Meerstern, sei gegrüßt" performen. In der Jury sitzen Musikgrößen wie Tim Bendzko und Roman Lob, die Komikerin Anke Engelke wird moderieren. Macht diese Vorstellung nicht nervös? "Ach, eigentlich nicht. Sicher, ein kleines Kribbeln in der Magengegend ist schon da, aber ich fühle mich jetzt nicht als jemand Besonderes", sagt Pater Vianney. Er trete sowieso eher aus Spaß an der Sache auf, als um zu gewinnen.

Schließlich ist auch die Konkurrenz groß und sehr gut: Deutschlandweit bekannte Bands wie LaBrassBanda oder die Söhne Mannheims sind unter den elf anderen Kandidaten. Und solche Persönlichkeiten zu treffen und hinter der Bühne mit ihnen ein bisschen zu schwatzen, ist für die Priester schon der eigentliche Gewinn der Veranstaltung. Sollte die Jury sie zum Sieger des Vorentscheids küren und als deutsche Vertretung ins schwedische Malmö schicken, müssten sie auch erst mal ihre Terminkalender checken. Denn der Eurovision Song Contest 2013 fällt direkt auf die Pfingstfeiertage. Damit würden die Priester quasi direkt im Spannungsfeld zwischen ihren beiden Aufgaben stehen. Doch Pater Vianney ist zuversichtlich: "Es wäre zwar schwierig, aber irgendwie würde es schon gehen. Wer A sagt, muss schließlich auch B sagen."

Der Anstoß, die Gruppe zu gründen, kam von Abtprimas Notker Wolf in Rom und dem Zisterziensermönch Karl Wallner vom Stift Heiligenkreuz. 2011 hatten die Geistlichen die Idee, Gott und die Kirche den Menschen wieder näherbringen zu wollen. Musik, besonders in moderner Version, war für sie hier der beste Weg. Mit Pater Vianney, Abt Rhabanus Petri und Priester Andreas Schätzle fanden sie die Richtigen für ihre Mission: ausverkaufte Konzerte und 100 000 verkaufte Exemplare ihrer CDs "Spiritus Dei" und "Rex Gloriae" - die Priester kommen bei den Menschen an.

Ob sie auch die Jury an diesem Abend überzeugen, bleibt abzuwarten. Aber egal wie der Vorentscheid ausgeht, ob die Priester nach Malmö fahren oder nicht: Ihre größten Unterstützer haben die Drei immer noch zuhause - wie Pater Vianney im ländlichen Sankt Ottilien. Wenn er sein Internat betritt, kann es schon mal sein, dass seine eigenen Schüler ihn um Autogramme bitten. "Manche wollen sogar, dass ich auf ihrem Arm unterschreibe", erzählt er und lacht. "Die sind schon sehr stolz auf mich." Übertragen wird der Vorentscheid an diesem Donnerstag von 20.15 Uhr an auf ARD.

© SZ vom 14.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: