Umweltschutz in Gröbenzell:Engagiert gegen die Klimakrise

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Aktiver Klimaschutz: Kinder im Landkreis Starnberg pflanzen für Plant for the Planet einen Baum. (Foto: Franz X. Fuchs)

Plant for the Planet und Scientists for Future fordern zum Handeln auf

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Noch neun Jahre. Bis 2028 entscheidet sich, ob es der Menschheit gelingen kann, die Klimakatastrophe so weit zu bremsen, dass ihre Spezies weiter leben kann. Oder ob es für den menschlichen Körper schlicht zu heiß wird. Die düstere Prognose kommt nicht von einem esoterisch angehauchten Verschwörungstheoretiker, sondern von einem Wissenschaftler. Michael Stöhr ist Physiker und Mitglied der Scientists for Future. Er ist mit weiteren, vor allen Dingen auch jüngeren Rednern ins Bürgerhaus Gröbenzell gekommen. Die Grünen hatten Stöhr sowie Vertreter von Plant for the Planet, Fridays for Future und einen Fachmann aus der eigenen Partei eingeladen. Der Abend steht unter der Überschrift "Klimakrise - was kommt auf uns zu, was können wir tun?"

"Wir reden nicht über einen Klimawandel, der auf uns zukommt, sondern wir reden über eine Klimakrise, in der wir drin sind", unterstreicht Stöhr den Ernst der Lage. Noch vor einem halben Jahr habe er das deutlich weniger dramatisch gesehen, bekennt der Wissenschaftler. Und nennt Fakten wie die Waldbrände im Amazonasgebiet, den ersten Hurrikan, der im September in Richtung Europa gezogen ist oder das Unwetter vom Pfingstmontag im südwestlichen Raum München. "Das ist keine ferne Zukunft", verdeutlicht er den etwa 60 Zuhörern, "das kommt immer häufiger vor". Und verweist auf unkalkulierbare Verstärkereffekte wie das Tauen des Meereises in der Arktis. "Die Reflexionswirkung des Eises fällt weg", erklärt er, die wärmenden Sonnenstrahlen werden vom Wasser absorbiert, was die Erderwärmung weiter vorantreibt.

"Diese drei Meter Meeresanstieg haben wir sicher." Stöhr ist keiner, der etwas beschönigt. Nun gehe es darum, in den nächsten neun Jahren den Ausstoß klimagefährdender Emissionen so zu reduzieren, dass der Mensch den Klimawandel mit etwas Glück noch abmildern kann. Die dafür notwendigen Schritte, die Wissenschaftler auf der ganzen Welt empfehlen, sind die gleichen, die die Aktivisten von Fridays for Future fordern. Dazu gehört unter anderem der Verzicht auf Flüge, Fleisch und das Wegwerfen von Lebensmitteln, außerdem ein Kohleausstieg bis 2030 sowie null klimaschädliche Emissionen bis 2035. Dass er vom soeben beschlossenen und schon viel kritisierte Klimapaket der Bundesregierung nichts hält, lässt der Redner durchblicken. So soll laut Klimapaket die Emission einer Tonne Kohlendioxid von 2021 an mit einem Preis von zehn Euro belegt werden. Scientists wie Fridays for Future erachten 180 Euro pro Tonne für notwendig, um die klimaschädlichen Folgen zu neutralisieren.

"Fridays for Future fordert von der Politik nichts anderes als die Umsetzung des Pariser Klimavertrags", sagt Ramona Wüst. Die Sprecherin der Fridays for Future-Bewegung in München verdeutlicht die Absurdität des gesamten Wirtschaftssystems, das auf grenzenloses Wachstum in einer begrenzten Welt ausgelegt ist. "Wir brauchen nicht noch mehr, wir brauchen vor allem ganz dringend weniger." Es folgt kräftiger Applaus. Um das Ziel zu erreichen, hofft sie auf "eine soziokulturelle Transformation, die nicht auf dem Rücken der Gesellschaft ausgetragen wird", sondern die alle aktiv mitgestalten.

Grünen-Landtagsabgeordneter Martin Stümpfig zeigt mit mehreren Grafiken, dass die Bemühungen für das Klima seit 1990 etwas gebracht haben. In vielen Segmenten wie Heizen oder Stromverbrauch ist aber gleichzeitig der Konsum gestiegen. So dass unterm Strich die Einsparungen durch den gesteigerten Verbrauch egalisiert wurden. "Wir müssen jetzt sofort loslegen", appelliert er an die Anwesenden und rät zu einem Klimaschutzpaket für Gröbenzell. Es soll eine Solarpflicht geben, die Zehn-H-Regelung abgeschafft werden und eine Modernisierungsoffensive zur Häusersanierung beginnen. Wie Klimaschutz gehen kann, zeigen zu Beginn zwei Botschafter für Klimagerechtigkeit von Plant for the Planet. Die Organisation wurde 2007 vom neunjährigen Felix Finkbeiner gegründet. Inzwischen hat sie weltweit mehr als 13,6 Milliarden Bäume gepflanzt.

© SZ vom 19.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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