Umwelt:Wald der Zukunft

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Schwerstarbeit verrichten Kinder der Klasse 3c der Philipp-Weiss-Grundschule im Rothschwaiger Forst. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Brucker Grundschüler pflanzen 50 Weißtannen und Rotbuchen

Von Linda Zahlhass, Fürstenfeldbruck

Der Klimawandel betrifft nicht nur die Eisbären in der Arktis. Er findet auch vor unserer eigenen Haustür statt. Besonders Bayerns Gletscher, Tiere und Wälder sind von der Klimaerwärmung betroffen: "Der Klimawandel ist bereits da, der muss nicht erst kommen, sondern wir haben ihn schon", erklärt Beratungsförsterin Anita Ottmann vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an diesen Morgen den Schülern der Klasse 3c der Philipp-Weiss-Grundschule im Rothschwaiger Forst.

Mit der Initiative "Zukunftswald", einer Aufforstungsaktion, die von den Stadtwerken Fürstenfeldbruck unterstützt wird, pflanzt Ottmann dieses Frühjahr gemeinsam mit ihren Kollegen 1500 junge Weißtannen und Rotbuchen - Mischbaumarten, die den Klimawandel überstehen sollen, weil sie besonders widerstandsfähig sind. 50 dieser Bäume haben die Grundschüler selbst eingepflanzt. "Das ist total toll und hat richtig Spaß gemacht. Wir haben heute zu zweit fünf Bäume gepflanzt", berichten die Schülerinnen Anna-Sophia und Lina begeistert. Für Ottman ist es nicht das erste Mal, dass sie Schülern den Wald zeigt. "Jedes Jahr führe ich mit meinen Kollegen rund 50 Schulklassen durch mein Revier. Damit die Kinder nicht nur die Fernsehsendungen über den Regenwald kennen, sondern auch unsere Wälder." Das Revier, für das Ottman zuständig ist, umfasst knapp 4000 Landbesitzer und damit fast den gesamten Landkreis Fürstenfeldbruck.

Auch dort bemerkt man die Klimaerwärmung: Über das gesamte letzte Jahrhundert lag Bayerns Durchschnittstemperatur bei 7,5 Grad. Seit dem Jahr 2000 ist die Jahresdurchschnittstemperatur auf knapp neun Grad gestiegen. "Solche Temperaturen hat man früher als Weinbauklima bezeichnet. So wie in Würzburg", erklärt Ottmann.

Anderthalb Grad Unterschied, das klingt zunächst nach nicht viel, doch das bringt schon jetzt Probleme für den Wald mit sich: Die Wärme und der Wassermangel schwächen die vorherrschenden Fichtenbestände und machen sie anfällig für Schädlinge: "Durch den trockenen Sommer 2015 hat der Borkenkäfer auf vielen Flächen leichtes Spiel. Und gerade die Fichten, die wichtigste Baumart für die heimische Waldwirtschaft, die ursprünglich aus dem Gebirge kommen und an das kühle, feuchte Klima angepasst sind, geraten jetzt an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit", erklärt die studierte Forstwirtin Ottmann. Tritt ein solcher Schädlingsbefall ein, berät sie die Waldbesitzer, wie damit umgegangen werden kann. In Bayern hat jeder private Waldbesitzer die Möglichkeit, sich von einem staatlichen Förster wie Ottman beraten zu lassen.

Dieses Beratungsangebot hat auch der Waldbesitzer Leonhard Kandler wahrgenommen, der einen Teil seines Waldes für die Bepflanzungsaktion der Fürstenfeldbrucker Grundschüler zu Verfügung gestellt hat: "Es ist das erste Mal, dass hier neue Bäume von einer Schulklasse angepflanzt werden", erzählt der Forstlandwirt. Die Fichtenbestände mit stabilen Mischbaumarten anzureichern, ist wichtig, denn nach dem weltweiten Hitzerekord 2016 werden sich auch 2017 die extremen Wetterbedingungen und Klimaveränderungen fortsetzen, wie aus dem am 21. März dieses Jahres in Genf vorgestellten Jahresbericht der Weltorganisation für Meteorologie hervorgeht.

© SZ vom 12.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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