Umwelt:Öko bleibt eine Nische

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Den Umstieg zum Ökobetrieb hinter sich hat Michaela Unglert. (Foto: Günther Reger)

Der Anteil der Biolandwirtschaft im Landkreis ist mit sechs Prozent unterdurchschnittlich. Die Böden eignen sich vor allem für Ackerbauern. Für die ist der Umstieg jedoch schwierig und wenig lukrativ

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Bio ist angesagt, auch bei den Verbrauchern in Fürstenfeldbruck. Allerdings liegt der Anteil der ökologisch wirtschaftenden Bauern im Landkreis mit etwa sechs Prozent unter dem Durchschnitt in Bayern. Das liegt daran, dass die Böden in Fürstenfeldbruck sich vor allem für Ackerbau eignen. Der Umstieg auf ökologische Landwirtschaft ist schwieriger und weniger lukrativ als bei Milchbauern, sagt Johann Drexl, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV).

Der Hof der Familie Unglert in Puchheim ist seit 15 Jahren ein Bioland-Betrieb. Die Unglerts züchten Schafe, Rinder und Schweine. Etwa 300 Tiere stehen auf ihrer Weide und die Familie verkauft im Hofladen und auf dem Brucker Bauernmarkt Fleisch und Wurst, Eier und Käse. Der Umstieg auf die ökologische Landwirtschaft ist ein "Riesenschritt", sagt Michaela Unglert. Sie hatten es leichter, weil sie schon einige Jahre ökologisch wirtschafteten, bevor sie sich von Bioland zertifizieren ließen. Normalerweise koste die Umstellung viel Arbeit, Zeit und Geld. Wenn man auf Dünger und Spritzmittel verzichte, wachsen auf einem Acker erst mal bloß Brennessel und Ampfer, erzählt die Bäuerin.

Vermutlich liegt es daran, dass laut Statistik des Landwirtschaftsamtes nur 40 von etwa 630 Höfen im Landkreis als Biobetriebe registriert sind. Sie bewirtschaften etwa acht Prozent der Fläche. Die Anteil der Ökobetriebe liegt in Fürstenfeldbruck damit etwas unter dem bayerischen Durchschnitt, der bei 7,2 Prozent liegt. Der bayernweite Zuwachs an Biobauern von zehn Prozent allein im Vorjahr, den die Landsvereinigung für ökologischen Landbau (LVÖ) vor einigen Tagen verkündete, muss woanders herkommen. Sowohl das Brucker Landwirtschaftsamt als auch der Bauernverband können im Landkreis allenfalls einen leichten Anstieg ausmachen.

In Gegenden mit mehr Grünland ist der Anteil der Biobauern deutlich höher. In Landsberg liegt er bei etwa zehn Prozent, sagt Hans-Jürgen Gulder, der Leiter des Landwirtschaftsamtes, das für Dachau, Bruck und Landsberg zuständig ist. "Das sind höhere und südlichere Lagen mit mehr Milchviehhaltern", erklärt er. Es sind jedoch nicht nur unterschiedliche Böden. Eine ökonomische Erklärung hat der BBV-Obmann parat, die sinkenden Milchpreise. Bauern mit glücklichen Öko-Kühen verdienen derzeit im Schnitt 20 Cent mehr pro Liter. "Biobauern kriegen zwar nicht mehr als früher, aber die konventionellen Kollegen immer weniger", sagt Drexl. Im Landkreis Fürstenfeldbruck betreiben die Bauern dagegen in erster Linie Ackerbau. Da sieht die Rechnung anders aus.

Beim Weizen würden nach Angaben des BBV-Obmanns Ökobauern im Schnitt nur die Hälfte ernten. Die Spitzenwerte liegen bei 100 Doppelzentnern pro Hektar bei den konventionellen gegenüber 50 Doppelzentnern bei den Biobauern. Zwar hätten die Konventionellen Ausgaben für Dünger und Spritzmittel, dafür müssten ökologisch wirtschaftende Ackerbauern bestimmte Fruchtfolgen einhalten, um den Boden nicht zu erschöpfen. Am Besten sei die Kombination mit Tierhaltung, um statt Chemie Mist und Gülle als Dünger ausbringen zu können.

Beim Verein Bauernquelle sind zehn Betriebe in einem Bioverband wie Bioland, Demeter und Naturland, erzählt Unglert. Auf dem Bauernmarkt im Kloster Fürstenfeld sind es fünf Betriebe - ein Drittel der Stände. Die Solidargemeinschaft Brucker Land kann nicht mit Zahlen aufwarten, die eine Zunahme der Biobetriebe belegen würden. Allerdings geht der Dachverband Unser Land, dem Vereine aus der gesamten Region angehören, von einem leichten Zuwachs aus. Dem Dachverband gehören etwa 360 Bauernhöfe an. Die meisten Produkte von Unser Land haben Bioqualität, viele betreiben zertifizierte ökologische Landwirtschaft, aber längst nicht alle, sagt Pressesprecherin Marianne Wagner.

Jeder muss jedoch die Richtlinien von Unser Land einhalten, die für die einzelnen Sparten detailliert ausgearbeitet sind. Für Tierhaltung gilt, dass keine Gentechnik und nur Futter aus heimischem Anbau verwendet werden dürfen. Auf diese Weise hat die Solidargemeinschaft den Anbau von Soja in Bayern stimuliert, der vorher von Experten als unmöglich abgetan wurde. "Wir beobachten, dass viele Bauern mit unseren Richtlinien anfangen, irgendwann umstellen und sich als Biobauern zertifizieren lassen", berichtet die Pressesprecherin. Beileibe nicht für alle Landwirte, aber für viele sei das ein logischer Schritt.

Etwa für die Familie Unglert. "Nachweis, Zertifizierung und Kontrolle sind wichtig und konsequent, deshalb haben wir uns einem Verband angeschlossen", sagt Michaela Unglert. Der Trend gehe eindeutig in Richtung Bio, langsam aber kontinuierlich. Das Bewusstsein sei bei immer mehr Leuten da. Ob das für die heimische Landwirtschaft eine Perspektive ist, steht auf einem anderen Blatt. "Viele Höfe sterben, bevor sie auf Ökolandbau umstellen", sagt die Bäuerin aus Puchheim.

© SZ vom 21.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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