Umstellung auf Pauschalen:Freie Schulen fürchten Finanzdesaster

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Montessori- und Waldorf-Pädagogen protestieren gegen die geplanten Kürzungen der Zuschüsse durch den Freistaat.

Heike A. Batzer

Die Gröbenzeller Waldorfschule und die Montessori-Schule in Olching machen sich Sorgen um ihre Zukunft. Von August an sollen Privatschulen weniger staatliche Zuschüsse erhalten. Die Betreiber fürchten deshalb, gegenüber den staatlichen Schulen ins Hintertreffen zu geraten. Im schlimmsten Fall müssten sie die Elternbeiträge erhöhen, um über die Runden zu kommen.

Noch haben die beiden privaten Träger im Landkreis die finanziellen Konsequenzen nicht genau durchgerechnet. Die Geschäftsführerin der Montessori-Gemeinschaft Fürstenfeldbruck, Anke Bille, schätzt, dass die Sachkostenzuschüsse für die Montessori-Schule in Olching künftig um zehn bis 15 Prozent geringer ausfallen werden. Zwar brächten die bayernweit einheitlichen Pauschalen von 1510 Euro, die künftig pro Schüler und Schuljahr ausbezahlt werden sollen, mehr Planungssicherheit. Doch dass darin auch die Miete für ein Schulgebäude und die Schülerbeförderung enthalten sein sollen, damit wollen sich die Träger der Privatschulen nicht abfinden.

"Das sind Kürzungen, die der Schule sehr weh tun", sagt Bille. Größere Räume, für die man mehr Miete bezahlen müsse, seien so kaum mehr zu finanzieren. Dabei ist das Gebäude an der Johann-G.-Gutenberg-Straße in Olching, das die Montessori-Schule seit 1996 angemietet hat, längst zu klein für 220 Schüler. Doch die Planungen für einen Umzug nach Fürstenfeldbruck, wo die Montessori-Gemeinschaft seit 2008 in der Cerveteristraße ein Kinderhaus betreibt und dort nebenan einen Schulneubau errichten möchte, sind ins Stocken geraten - auch weil der Kauf eines Grundstücks künftig nicht mehr gefördert werde, sagt Bille.

Die Verringerung der Zuschüsse an die Privatschulen soll dem Freistaat Bayern 6,8 Millionen Euro einsparen helfen. Die Verbände der betroffenen privaten Träger kritisieren, dass mit Einführung der Pauschalen weder regionale Besonderheiten - wonach zum Beispiel das Betreiben einer Schule im Großraum München teurer ist als anderswo -, noch einmalige Investitionen berücksichtigt würden.

So müsste die Heizanlage an der Mitte der achtziger Jahre errichteten Rudolf-Steiner-Schule in Gröbenzell nach Aussagen ihres Geschäftsführers Detlef Ludwig in den nächsten Jahren erneuert werden. Offen ist freilich, wie ein solches Vorhaben ohne einmaligen Zuschuss finanziert werden soll. Von einer Erhöhung der Elternbeiträge wollen die Schulen zunächst absehen.

Mit den neuen Zuschusspauschalen, die pro Schüler und nicht pro Klasse ausbezahlt werden, erhält die Waldorfschule Gröbenzell zunächst sogar mehr Geld, weil sie ihre Klassen zumindest in den zum Hauptunterricht zählenden ersten beiden Schulstunden mit bis zu 36 Schülern bestückt. Ludwig sieht in den neuen Bedingungen dennoch den Koalitionsvertrag verletzt, der von einem fairen Wettbewerb zwischen öffentlichen und privaten Schulen spricht und davon, die Finanzierung der Privatschulen zu vereinfachen und zu verbessern. Stattdessen sehe man nun eine "politische Entscheidung, bei der es nicht ums Sparen geht", vermutet Montessori-Geschäftsführerin Bille: "Hier wird versucht, die privaten Schulen so gut wie möglich einzudämmen."

© SZ vom 27.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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