Türkenfelder Feuerwehr:Vom Wassereimer bis zum Löschfahrzeug

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Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Türkenfeld spiegelt die großen technischen Entwicklungen auf dem Gebiet der Brandabwehr wider. Zum 125-jährigen Bestehen ruft ein viertägiges Fest diese Errungenschaften in Erinnerung

Von Manfred Amann, Türkenfeld

Nichts führt die Notwendigkeit und die Leistungsbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehren deutlicher vor Augen als die Brände dieser Tage im Landkreis. Auch im Mai 1891, als die Türkenfelder Feuerwehr ins Leben gerufen wurde, war das Bewusstsein schon längst bestimmend, dass man der Brandabwehr nur gemeinschaftlich begegnen kann. Im Laufe der 125 Jahre seit der Gründung, die vom kommenden Donnerstag an bis zum Sonntag, 5. Juni, gefeiert wird, hat sich das Einsatzspektrum zwar auf technische Dienstleistungen wie Rettung bei Unfällen, Wespennester beseitigen, Bäume wegräumen oder Keller leer pumpen sowie auf Sicherungsaufgaben bei den verschiedensten Anlässen ausgeweitet, doch das Leitmotiv gilt nach wie vor: "Allzeit bereit", um Leben und Gesundheit sowie Hab und Gut der Mitmenschen zu schützen. Es wird auch zukünftig Gültigkeit haben wie das traditionelle Motto: "Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr".

Genau genommen ist der organisierte Brandschutz in Türkenfeld schon viel älter als 125 Jahre. Wie Chronist Josef Naßl erzählt, waren Brände in den Nachbarorten Beuern und Eching, 1837 und 1839, Anlass für eine Initiative von Lehrer Alois Lohmüller, für den Erwerb einer Feuerlöschmaschine zu sammeln, so dass die aufwendigen, aber wenig effektiven Löscheinsätze mit Wasserkübeln, die von Mann zu Mann gereicht wurden, der Vergangenheit angehörten. Da die privat organisierten Einsätze Ende des 19. Jahrhunderts aber nicht mehr ausgereicht hätten, sei etwa 60 Jahre danach schließlich die Freiwillige Feuerwehr Türkenfeld gegründet worden.

Sie wurde von Kaspar Berchtold und Lorenz Iblher geführt und konnte 39 Mitglieder aufnehmen, die sogar bereit waren, zusätzlich zu ihrem freiwilligen Hilfsdienst monatlich zehn Pfennig Beitrag zu bezahlen. 1897 konnte eine Saug- und Druckspritze mit einer Strahlweite von 36 Metern erworben werden, die heute noch funktioniert und beim Jubiläumsumzug am Sonntag mitgeführt wird. Überdies wurde ein Spritzenhaus errichtet. Zur Finanzierung seien damals im Gemeindewald Bäume gefällt worden, berichtet Naßl. Ihren ersten Einsatz hatte die Spritze bereits ein Jahr später, als das Anwesen von Gastwirt Anton Ruch trotz der Beteiligung von damals 52 Ehrenamtlichen bis auf die Grundmauern niederbrannte.

Die erste Motorspritze bekamen die Türkenfelder 1929. Auch sie wird von den Mitgliedern sorgsam gepflegt und kann so auch heute noch gezeigt werden. Schwierige Zeiten erlebte die Wehr während der beiden Weltkriege und in der Zeit dazwischen. Nachdem 1956 eine neue Tragkraftspritze angeschafft worden war, ging es aber wieder aufwärts. 1988 wurde der Feuerwehrverein neu gegründet, der 1937 auf Betreiben der Nationalsozialisten hatte aufgelöst werden müssen. Einen Meilenstein in der Entwicklung stellte 1974 der Umzug ins neue Feuerwehrhaus dar, das im Zuge der Sanierung des Fuggerschlosses nebenan errichtet worden war. Hier konnten auch neue Löschfahrzeuge untergestellt sowie Übungs-und Aufenthaltsräume geschaffen werden, die noch heute genutzt werden. Stolz sind die Mitglieder, im Obergeschoss eine Atemschutzstrecke errichtet zu haben, die eine der ersten im Landkreis war und heute noch auch von auswärtigen Gruppen in der Ausbildung durchlaufen wird. Auch das neueste Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug HLF/20/16 hat dort Platz, auch wenn die Räumlichkeiten mittlerweile als beengt gelten.

Seit dem Zweiten Weltkrieg bringen sich die Floriansjünger auch ins Dorfleben ein. So wurde 1953 zum ersten Mal das Aufstellen des Maibaums organisiert, das alle vier Jahre wiederholt wird. Ebenfalls im Rhythmus von vier Jahren lässt die Feuerwehr zu einem Fischerstechen auf den Dorfweiher ein. Zum ersten Mal wurde das Spektakel, bei dem Teams aus der gesamten Region gegeneinander um Trophäen kämpfen, 1981 veranstaltet, 2019 zum nächsten Mal. Seit gut 30 Jahren wird eine freundschaftliche Beziehung zum Markt Oberdrauburg in Kärnten gepflegt, mit der Türkenfeld eine Gemeindepartnerschaft eingegangen ist.

Das Festprogramm startet am Donnerstag, 2. Juni, mit einem Standkonzert um 18,30 Uhr und anschließendem Einzug der Vereine ins Festzelt, wo Bürgermeister Pius Keller als Schirmherr musikalisch umrahmt vom Blasorchester Türkenfeld das erste Fass Bier anzapft.

© SZ vom 01.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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