Türkenfeld:Wer zuerst nass wird, verliert

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Beim Fischerstechen geht es vor allem um die Gaudi. Die haben Teams und mehrere tausend Zuschauer

Von Valentina Finger, Türkenfeld

Beim Fischerstechen auf dem Dorfweiher traten auch die Afrika-Disco Türkenfeld (hinten) gegen den Krieger- und Veteranenverein Türkenfeld an. 16 Mannschaften bestritten das Turnier. Foto: Günther Reger (Foto: Günther Reger)

Es war ein knapper Sieg der Wikinger über die Bajuwaren. Mit Strickhelmen und Langhaarperücken tritt das Team der Oberdrauburger Feuerwehr in der Vorrunde des Türkenfelder Fischerstechens gegen die Trachtenbadehosenträger der Musikkapelle Windach an. Drei Versuche und einen Stecherwechsel braucht es, bis der Feuerwehr-Kommandant aus der österreichischen Gemeinde seinen Windacher Gegner mit der Lanze vom Boot stoßen kann. Jubel und Sympathiebekundungen gibt es für die Gäste aus Kärnten. Insgesamt schaffen sie es immerhin in die 26. Runde.

Fast wie die Wikinger: Das Team der Oberdrauburger Feuerwehr trägt gestrickte Mützen. Angereist ist es aus Kärnten. (Foto: Günther Reger)

Doch erst im Finale nach 30 Einzelrunden steht fest: Die AH-2.0-Mannschaft des TSV Türkenfeld schlägt den Obst- und Gartenbauverein Türkenfeld-Zankenhausen und gewinnt das achte Türkenfelder Fischerstechen. Damit ist es das erste Mal seit 1998, dass ein Gastgeber-Team das Wettstechen für sich entscheidet. Alle vier Jahre wird das Turnier abgehalten. Am Sonntag war es wieder so weit: 16 Mannschaften aus Türkenfeld, Moorenweis, Geltendorf, Beuern, Kottgeisering, Windach, Zankenhausen und aus Türkenfelds Partnergemeinde Oberdrauburg traten dabei auf dem Dorfweiher an.

Die Turnierstruktur ist nach dem "Double-knock-out"-System aufgebaut: Auf eine Vorrunde folgt eine erste Verliererrunde, in der die acht Zweitplatzierten noch einmal stechen dürfen. Danach treten die Gewinner der Vorrunde gegeneinander an, dann wieder deren Verlierer gegen die Sieger der ersten Verliererrunde. Auf diese Weise wird einerseits die Zahl der Teilnehmer bis zum Finale reduziert, während jeder Besiegte eine zweite Chance auf den Sieg bekommt.

Beim Fischerstechen rudern zwei je sechsköpfige Mannschaften aufeinander zu. Die sogenannten Stecher, die mit ihrer Lanze auf einem Podest im Boot stehen, versuchen dann, sich gegenseitig ins Wasser zu stoßen. Wer als erster die Wasseroberfläche berührt, verliert. Dieses Spektakel, das seit 1981 von der Feuerwehr Türkenfeld organisiert wird, wollten sich am Sonntag mehrere tausend Zuschauer nicht entgehen lassen - so viele wie nie zuvor seit der ersten Austragung vor 38 Jahren, sagt sich Organisator Wolfgang Neumeier vom Feuerwehrverein freudig.

Und platsch! Wer früher im Wasser landet, hat verloren (Foto: Günther Reger)

Als Schiedsrichterduo wirken dieses Jahr das Fischerstecher-Urgestein Helmut Thalmayr und der zweite Türkenfelder Bürgermeister Emanuel Staffler mit. Weil Fischerstechen zwar eine sportliche Leistung ist, es in erster Linie aber um den Spaß geht, haben es sich die Mannschaften auch heuer nicht nehmen lassen, verkleidet in See zu stechen.

Der TSV Moorenweis kommt in Flamingo-Hemden, der Heimat- und Trachtenverein Geltendorf in Baströcken und das Türkenfelder Stammtischteam "Africa-Disco" mimt venezianische Gondolieri. Als Stars des Tages tragen die Stecher Beinamen wie "Last-Man-Standing", "Das Fallbeil" oder "Die Kampfkugel". Der Stecher des TSV Türkenfelds tritt in silberglänzenden Hotpants an, der Türkenfelder Gemeinderat Uli Herb für den Schützenverein in einem Clownskostüm.

Oft fallen bei den Begegnungen beide Stecher ins Wasser. Manchmal müssen die Schiedsrichter dann den Videobeweis konsultieren. In Zeitlupe können sie auf einem Bildschirm nachvollziehen, wer zuerst nass geworden ist. Nur beim Aufeinandertreffen des Türkenfelder Schützenvereins und der Feuerwehr Kottgeisering klappt das nicht so ganz. Mehrere Minuten lang wird das Material inspiziert, dann wird eine Wiederholung verlangt. Eine Premiere, sagt Staffler: "Das ist das allererste Mal, dass bei uns wiederholt werden muss, weil beide Stecher zeitgleich das Wasser berührt haben." Gewonnen hat das Duell der Schützenverein.

© SZ vom 26.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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