Türkenfeld:Ratsbegehren zum Supermarkt

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Nun sollen die Türkenfelder selbst entscheiden: Der Gemeinderat hat beschlossen, die Bürger über die umstrittenene Ansiedlung eines Edeka abstimmen zu lassen.

M. Amann

Die Bürger von Türkenfeld sollen binnen drei Monaten bei einem Ratsbegehren darüber entscheiden, ob auf dem Endmoränenhügel am östlichen Ortseingang neben der Schule ein Lebensmittelmarkt von Edeka errichtet werden darf. Ausschlaggebend für den Beschluss des Gemeinderates am Mittwochabend, Bürgermeister Pius Keller (CSU) zu folgen und ein Ratsbegehren durchzuführen, war das Ergebnis einer umstrittenen Umfrage von Edeka, bei der sich 811 von 935 Teilnehmern für die Ansiedlung eines zusätzlichen Lebensmittelmarktes aussprachen.

"Wir können diesen Bürgerwunsch nicht ignorieren", begründete Keller seinen Antrag, den die Ratsmitglieder mit neun gegen sieben Stimmen annahmen. Unter den rund 60 Zuhörern im Sitzungssaal war die Enttäuschung groß. In der aktuellen Viertelstunde hatten Mitglieder der Interessengemeinschaft (IG) Dorfentwicklung noch einmal an die Ortspolitiker appelliert, sich von dem Lebensmittelmarkt nicht instrumentalisieren zu lassen und zu ihrem vor zwei Wochen gegebenen Wort zu stehen, die Dorferneuerung voll zu unterstützen. "Ein Ratsbegehren spielt Edeka in die Hände und stellt die Dorferneuerung in Frage", sagte IG-Sprecher Hans Well.

Oberstes Ziel der Dorferneuerung sei es, die Ortsmitte zu beleben und die Einkaufsmöglichkeiten im Ort zu verbessern. Sich dafür einzusetzen, hätten alle Parteien vor den Wahlen versprochen. Wenn sich Edeka am Ortsrand ansiedle, dann habe ein Dorfladen keine Chance mehr, betonte der Musiker der Biermösl Blosn, der die Edeka-Umfrage anzweifelte. Das Ergebnis sei nicht repräsentativ, sagte Well, denn 521 Bürger seien dem Boykottaufruf der IG gefolgt und hätten ihre "Nein-Stimme" bei den Sprechern abgegeben statt bei Edeka. Einige IG-Mitglieder erklärten, an der Edeka-Aktion gar nicht beteiligt worden zu sein, andere gaben an, die Abstimmungskarten bewusst mit fiktiven Namen ausgefüllt zu haben und wieder andere drohten, ihr Engagement für die Dorferneuerung einzustellen, sollte sich Edeka durchsetzen.

"Edeka und Dorferneuerung, das geht nicht zusammen", befand Well. Er warnte davor, die Bürgerschaft zu spalten. Diese Ansicht teilte auch Helmut Hohenleitner. "Nur weil von 2850 wahlberechtigten Bürgern 35 Prozent in einer noch dazu sehr fragwürdigen Umfrage ja zu Edeka gesagt haben, dürfen wir uns nicht in Zugzwang bringen lassen", sagte der FW-Sprecher. Er erinnerte daran, dass die CSU in der Juli-Sitzung erklärt hatte, die Edeka-Planung nicht mehr weiter verfolgen zu wollen. Hohenleitner bat abzuwarten, ob sich eine Bürgerinitiative für Edeka bildet.

© SZ vom 13.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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