Türkenfeld:Neues Leben im alten Gemäuer

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Nach der Sanierung des Linsemannhauses im Jahr 2001 wurde der historische Saal an private Veranstalter vermietet. Nun hat der türkenfelder Kulturreferent dort eine Veranstaltungsreihe initiiert und hofft, den Raum langfristig nutzen zu können

Von Manfred Amann, Türkenfeld

Valentin Schmitt hat ein großes Ziel: Das kulturelle Leben in Türkenfeld attraktiv zu gestalten. Eine Säule, die der Kulturreferent der Gemeinde dafür aufgestellt hat, ist die neue "Sonntags-Matinee", die Anfang April mit großem Erfolg gestartet ist und die nun am kommenden Sonntag fortgesetzt wird. "Richtig happy" ist der Musiklehrer im Ruhestand, dass dafür der reizvolle und für hundert Personen zugelassene Saal im Obergeschoss des ortsbildprägenden Linsemannhauses genutzt werden kann.

Im Nebenraum des Saals befindet sich die Kleiderkammer für Asylbeweber. (Foto: Carmen Voxbrunner)

"In dem Saal mit seiner Galerie können nun endlich Musikveranstaltungen und auch Lesungen stattfinden, so wie es ursprünglich auch geplant war", freut sich Schmitt, der sich stets dagegen gewehrt hatte, die Räumlichkeiten anderweitig zu nutzen und so der Öffentlichkeit vorzuenthalten. Glücklich über die Wendung nennt er die Veranstaltungsreihe "So-Ma-Li" für Sonntags-Matinee im Linsemannhaus. 2001 war das alte Gebäude in der Ortsmitte, im Ensemble von Kirche und Fugger-Schloss, nach langem Streit im Dorf darüber, ob es erhalten oder abgerissen werden soll, saniert worden. Dabei war der Dachraum auf der Kirchenseite ähnlich ausgebaut worden, wie der Gretl-Bauer-Saal in der Kulturwerkstat am Olchinger Mühlbach, in dem seit jeher Kulturelles geboten wird. "Ich hab immer ein wenig neidvoll nach Olching geblickt, weil dort ging, was bei uns nicht möglich war", verrät Schmitt.

Kulturreferent Valentin Schmitt hat die neue Veranstaltungsreihe im Linsemann-Saal vorangetrieben. (Foto: Voxbrunner Carmen)

Weil die Gemeinde knapp bei Kasse gewesen sei, habe sie den Saal damals an den Betreiber des "Kultur- und Seminarzentrums" vermietet. Dann aber hatte es Ärger mit den Nachbarn gegeben, die insbesondere den Lärm bei Abendveranstaltungen nicht mehr hinnehmen wollten, was die Kündigung zu Folge hatte. Nach längerem Leerstand wurde der Saal erneut vermietet und zwar an ein privates Fortbildungsinstitut. "Ich habe damals heftig protestiert und im Gemeinderat eine Trauerrede gehalten" schmunzelt der 67-jährige, der seit 2008 dem Gremium angehört. Dass er auch noch Sterbebilder verteilte, um auf die "Fehlnutzung" hinzuweisen, habe man ihm lange krumm genommen. Nach einiger Zeit wurde dem Institut wegen Insolvenz gekündigt, was der Gemeinde laut Schmitt bis heute nachhängt, da noch Mieteinnahmen ausständig sind.

Demnächst soll es in dem historischen Saal im Linsemannhaus auch neue Stühle und besseres Licht geben. (Foto: Voxbrunner Carmen)

2015 war dann die Idee aufgekommen, den Saal so umzubauen, dass acht Asylbewerber dort unterkommen können. "Zum Glück" habe das Landratsamt 2016 aber einen Planungsstopp verfügt, weil der Brandschutz nicht den Vorschriften entsprach, erzählt der Kulturreferent. Infolge eines Brandgutachtens seien dann zwar Rauchmelder eingebaut und Brandschutzmaßnahmen ergriffen worden, eingezogen sei aber letztlich kein Asylbewerber. Heute geben die Asylhelfer im Saal Deutschunterricht und in einem Nebenraum befindet sich die Kleiderkammer. "Zur Vorbereitung von Veranstaltungen müssen wir ein wenig umräumen, aber das kriegen wir hin"sagt Schmitt.

"Da drin kann man so viel machen, Geburtstage und Hochzeiten feiern, Vereinstreffen veranstalten, Gemeinderatssitzungen abhalten oder eben auch Kultur in seiner ganzen Vielfalt anbieten, Lesungen, Musik und sogar Ausstellungen sind möglich", schwärmt Schmitt und freut sich über die positive Haltung in der Gemeindeverwaltung und der Ratskollegen zu seinem Projekt, was nach seiner Ansicht wohl auch damit zu tun hat, dass es um Türkenfelds Finanzen derzeit "ganz gut" steht. Da der Gemeinderat zugestimmt habe, im diesjährigen Haushalt 30 000 Euro für eine Bestuhlung und für die Verbesserung der Lichtverhältnisse einzustellen, ist Schmitt zuversichtlich, dass der Saal nun dauerhaft für öffentliche Zwecke zur Verfügung steht.

Am Sonntag wird bei der So-Ma-Li eine Lesung mit Musik geboten. Es liest der Autor der "Henkerstochter-Saga", Oliver Pötzsch zum Thema "Meine Kur hat einen Schatten - Wie ich nach einer Herz-OP die Reha trotz Country-Abenden und Bier-Dealern überlebte". Oliver war mal mein Schüler und hat echt was drauf", verspricht Schmitt, der den Abend am Klavier begleiten wird.

Lesung mit Oliver Pötzsch, Sonntag, 30. April, von 11 Uhr an im Linsemannhaus Türkenfeld. Der Eintritt kostet acht Euro.

© SZ vom 27.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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