Türkenfeld:Leichter lernen mit Musik

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Nachwuchsmusiker: Die erste Bandklasse der Mittelschule Türkenfeld mit (von links) Dirk Hoogen, Ralf Siebenkäß und Markus Istenes. (Foto: Günther Reger)

An der Mittelschule gibt es jetzt eine Bandklasse

Von Ariane Lindenbach, Türkenfeld

Zuerst gab es das nur an ein paar Gymnasien: Zusätzlichen Musikunterricht, bei dem die Schüler ein Instrument erlernen. Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass gemeinsames Musizieren weit mehr ist als nur das Erzeugen von ein paar wohl klingenden Tonabfolgen - insbesondere unter pädagogischen Gesichtspunkten. Seit 2009 gibt es in Bayern das Projekt "Klasse.im.puls - Das musizierende Klassenzimmer", welches das gemeinsame Musizieren mit Instrumenten in den Mittelpunkt des Musikunterrichts stellt. Initiiert wurde es vom Fachbereich Musikpädagogik der Universität Erlangen. Auch an der Mittelschule in Türkenfeld gibt es seit diesem Schuljahr in der fünften Jahrgangsstufe eine Musikklasse. Die ersten Erfolge zeigen sich schon.

"Man merkt das schon, wie schnell sich die Gruppe gefunden hat", berichtet Lehrerin Susanne Michl. Als sogenannte mobile Reserve, die an verschiedenen Schulen einspringt, wenn dortige Kollegin erkranken, ist sie nicht nur in Türkenfeld tätig, hat also einen "Blick von außen" auf die insgesamt 19 Schüler der Musikklasse. Wie sie unterstreicht, kommen die sieben Mädchen und zwölf Buben von mehreren Grundschulen. Sie sind erst seit September in einer Klasse. Dennoch habe sich Gruppe bereits zu einer verschworenen Gemeinschaft entwickelt, berichtet Michl. Ralf Siebenkäß ist Konrektor sowie Leiter des Projekts. Er habe über seinen Sohn von "Klasse.im.puls" und dessen weit reichenden Nebeneffekten erfahren, berichtet er. Der Sohn besucht die Realschule Puchheim. Siebenkäß, damals Lehrer an der Mittelschule in Olching, führte das Projekt dort ein. Und nun, zwei Jahre später, in Türkenfeld. Siebenkäß, der wie Michl, Schulleiter Markus Istenes sowie Referendarin Loretta Busillo eine Ausbildung als Musiklehrer hat - sie alle sind begeistert von den Effekten, die das Musizieren auf die Kinder hat. Die Schüler werden freilich zunächst in ihrer Musikalität gefördert, lernen Noten lesen, ein Instrument spielen. Für die Pädagogen aber noch viel wichtiger ist, dass als Nebeneffekt beim Musizieren in einer Gruppe verschiedene soziale Kompetenzen gefördert werden: Die Musizierenden müssen aufeinander achten, sich zurücknehmen, damit das große Ganze zur Geltung kommt. Das schult beispielsweise das Empathievermögen und den Teamgeist. Zudem fördert es das Selbstvertrauen und baut die Gewaltbereitschaft ab. Auch beim logischen Denken oder dem Erlernen einer Fremdsprache hilft Busillo zufolge das Musizieren.

"Das ist jetzt die fünfte Bandklasse, die wir unterstützen und wir haben nur gute Erfahrungen gemacht", bestätigt auch Dirk Hoogen, Sprecher der Sparkasse Fürstenfeldbruck. Das Geldinstitut bezuschusst "Klasse.im.puls", die anderen Bandklassen im Landkreis sind an den Mittelschulen in Maisach, Germering, Olching sowie an der Realschule Puchheim. Die Mittelschule Türkenfeld bekam zum Start 4000 Euro, je zur Hälfte von der Brucker Sparkasse und dem Sparkassenverband Bayern. Gekauft wurden damit zwei E-Schlagzeuge, drei Keyboards, vier Gitarren, drei Bässe sowie die jeweiligen Verstärker. "Schlagzeuger hätten wir ganz viele haben können", doch nach dem ersten Probieren auf diversen Instrumenten habe sich alles ganz gut und entsprechend ihrer Neigungen gefügt, erzählt Siebenkäß.

Dass an der Volksschule Türkenfeld mit rund 270 Schülern Musik eine große Rolle spielt, ist nicht ganz neu. "Wir haben eine große musikalische Tradition", unterstreicht Schulleiter Istenes in Anspielung an die Bläserklassen der Grundschule. Die gibt es seit etwa fünf Jahren. Da die fünfte Jahrgangsstufe heuer einzügig ist, war die Einführung unproblematisch. "Die Resonanz seitens der Eltern war überwältigend positiv", berichtet der Konrektor. Sollte es nächstes Schuljahr wieder zwei fünfte Klassen geben, dann müssten sich die Schüler gezielt für die Bandklasse bewerben, erklärt Istenes.

© SZ vom 11.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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