Türkenfeld:Im Almdorf entschleunigen

Lesezeit: 2 min

Endspurt im Türkenfelder Weihnachtsalmdorf: Die Brüder Gerhard und Robert Müller dekorieren eine der Buden mit Tannenzweigen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Bevor die Besucher der Bergweihnacht am Steingassenberg entspannen können, hat der Organisator viel Stress

Von Manfred Amann, Türkenfeld

Viele Wochen vor dem Advent hat Robert Müller, Geschäftsführer der Türkenfelder Wildvermarktungs- und Veranstaltungs-GmbH, kaum noch Zeit für besinnliche Momente der "staden Zeit". Seit Tagen kann man vom Einbrechen der Dunkelheit an von weitem die Silhouette des "Weihnachts-Almdorfes" auf dem Steingassenberg bei Türkenfeld leuchten sehen. Dort findet an den beiden kommenden Wochenenden die elfte Bergweihnacht statt, für die Müller wieder etwa 60 Kunsthandwerker aus der Region, 15 Budenbetreiber, die nur selbstgemachte Speisen verkaufen, sowie eine Vielzahl von Musikgruppen und Unterhaltungskünstlern für ein buntes und anspruchsvolles Kulturprogramm verpflichtete.

Um den weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannten, außergewöhnlichen Christkindl-Markt mit seinen vielen kulturellen Glanzlichtern vorzubereiten und letztlich das Almdorf auf der höchsten Erhebung im Landkreis aufzubauen, braucht man laut Müller "viel Energie und vor allem starke Nerven". Die Vorbereitung für die nächste Bergweihnacht beginne schon während eines laufenden Marktes, indem Standl-Betreiber und Handwerker verpflichtet werden, "die ich bei der nächsten Bergweihnacht gerne wieder haben möchte". Das ganze Jahr über besucht Müller Brauchtumsveranstaltungen, traditionelle Handwerkermärkte, Musikfeste und Museumsveranstaltungen, um alte Handwerkskünste wie zum Beispiel heuer einen Hirschhorn-Schnitzer, Gruppen wie die Spinnergilde Fürstenfeldbruck, die noch bäuerliches Brauchtum pflegen, sowie Musikgruppen und "Exoten" ausfindig zu machen, die auf die Bergweihnacht passen. "Dieses Aufspüren und Entdecken macht aber auch viel Spaß" verrät Müller, dem es wichtig ist, immer wieder was Neues zu bieten und jüngeren Musikgruppen eine Bühne zu bieten. Wichtig sei ihm auch, aus den Erfahrungen der Vorjahre lernend die Aufenthaltsqualität zu verbessern, so gebe es heuer erstmals einen "Bereich für Entschleunigung" mit Tieren, damit sich Besucher auch einmal aus dem Markttrubel zurückziehen können. Von dort aus könne man weit über das Panorama von Türkenfeld hinwegschauen und durch ein Fernrohr der neu gewonnen Astro-Gilde aus Gilching sogar Sterne beobachten.

Bereits im Sommer schon wird überlegt, wie der Marktbereich und die Maschinenhalle, in der die Veranstaltungen stattfinden, barrierefrei und seniorengerecht zu gestalten sind. Mittlerweile gibt es eine behindertengerechte Toilette, etwas abseits der Budengassen ein Skulpturenpfad sowie eine "Kinderwagengarage". Damit eine Rollstuhlfahrerin Kassendienste besser verrichten kann, wurde heuer die Kassenbude entsprechend umgebaut. Spätestens Mitte des Jahres beginnt Sekretärin Christina Kirzdorfer mit der bürokratischen Vorbereitung. Die Auflagen seien enorm, egal ob Anmeldungen von Musikveranstaltungen bei der Gema, von Tieren beim Veterinäramt, Nachweise zum Brandschutz oder die vielen Genehmigungen vom Landratsamt und von der Polizei bezüglich der Verkehrsregelung oder der Parkplätze, alles muss lange vor der Bergweihnacht passieren, um die Gewissheit zu haben, dass die Planung umgesetzt werden kann.

Die "heiße Phase" der Vorbereitung beginnt dann 14 Tage vor der Öffnung des Marktes. Früher darf ich laut Verfügung des Landratsamtes nicht anfangen", bedauert Robert Müller. Dankeswerterweise könne er aber auf die verlässliche Unterstützung seines Bruders Gerhard, von Landwirten und vieler Bekannter zählen. Die Lichtdekoration für den Außenbereich und für die Halle müsse er aber einer Fachfirma übertragen.

© SZ vom 01.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: