Türkenfeld:Den Segen fürs neue Jahr erbitten

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Mit Bändern geschmückt und mit gestriegeltem Fell, so herausgeputzt präsentieren sich kleine und große Pferde beim Silvesterritt. (Foto: Günther Reger)

Sonnenschein und Raureif verzaubern den Silvesterritt. Für viele ist die Teilnahme eine lieb gewordene Tradition

Von Manfred Amann, Türkenfeld

Sonnenschein und Raureif zaubern am letzten Tag des Jahres eine malerische Landschaft. Für viele Pferdefreunde aus der Region ist der traumhafte Tag eine zusätzliche Einladung, beim traditionellen Silvesterritt in Türkenfeld den Segen für Mensch und Tier zu empfangen. Aus allen Richtungen kommen Gruppen über Feldwege angeritten. Aus Augsburg, Landsberg, Weilheim und München reisen Teilnehmer mit Pferdeanhängern an. Alle Ortsvereine reihen sich mit Fahnen und Bannern in den Festzug ein, die Schäferhundestaffel bringt Vierbeiner zur Segnung. Auch der 21 Jahre alte Esel "Pepe" aus Purk bei Moorenweis ist mit dabei. Musikalisch begleitet wird die Prozession von der Schule zur Pfarrkirche vom Blasorchester und der Blaskapelle des Musikvereins Türkenfeld. Der Ortsobmann des Bauernverbandes trägt die Figur des heiligen Silvester, die daran erinnert, dass die Kommune 1980 durch die Fürsprache des Heiligen selbstständige bleiben konnte.

Etwa 150 Erinnerungsschlaufen verteilen die Gemeinderäte Werner Epp und Michael Schneller. Bürgermeister Pius Keller kann circa tausend Zuschauer begrüßen. Der Rathauschef erinnert an das Gelübde im Jahre 1807, mit dem Türkenfelder Bauern eine alljährliche Pferdesegnung versprachen, wenn ihre Tiere von seiner Seche verschont blieben. Da damals kein Tier mehr verendet sei, werde das Versprechen jedes Jahr erfüllt. Hans-Peter Schattmann, der in Pflugdorf in der Nähe des Klosters Sankt Ottilien einen Pferde- und Ponyhof betreibt, kommt mit 47 Reitern nach Türkenfeld. Die jüngste Reiterin ist Schattmanns dreijährige Enkelin auf dem Shetlandpony Stella. Zu den jüngeren gehören auch Vicky Schmid und Selina Nikohic aus Weil im Landkreis Landsberg, die auf ihren Ponys Pinocchio und Rubin Premiere haben. "Es ist herrlich heute", freut sich Leonhard Schmid aus Jesenwang, der seit 21 Jahren mit zwei Kaltblütern, die einen Leiterwagen mit dem Modell der Jesenwanger Willibaldskirche ziehen, am Ritt teilnimmt. Von früh um 5 Uhr an habe er die Pferde "aufgehübscht", um gegen 9 Uhr zusammen mit Helmut Putzlochner und Werner Brandlhuber bei noch eisiger Kälte nach Türkenfeld zu fahren. "Die Jesenwanger kommen jedes Jahr zu uns und wir nehmen mit unserem Wagen mit dem Modell der Türkenfelder Pfarrkirche im Juli am Willibaldritt teil", sagt Mayer, der sich seit Jahren um den Ablauf des Silvesterrittes kümmert.

Den Festzuges führt Wolfgang Pfund aus Hörbach an. Er trägt ein Kreuz auf einem Pferd von Hans Ruppaner, der den Wagen mit der Pfarrkirche zum 30. Mal lenkt. "1969 bin ich zum ersten Mal mitgeritten", verrät er und zeigt stolz auf seinen Enkel Leander, der auf dem Kutschbock sein Debüt hat. Zur Sicherheit geht Peter Baumann als Bremser mit. Seit Jahren Pflicht ist die Teilnahme auch für Manfred Strahlheim und Ingrid Heinzinger aus dem Ortsteil Peuthenmühle. "Wir schließen das alte Jahr mit dem Silvesterritt ab und holen uns den Segen für das neue Jahr", sagt der Reiter. Es reihen sich auch wieder Pferdefreunde vom Reit-und Fahrverein Moorenweis sowie eine Kutsche mit Soldaten vom Münchner "Königlich-bayerischen Chevauleger-Regiment" ein, deren grünrote Uniformen an Zeiten erinnern, als Bayern noch ein Kurfürstentum und später ein Königreich war.

© SZ vom 02.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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