Türkenfeld:Bienen und Blühflächen

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Imker Walter Dürl ist es ein Anliegen, über die Zusammenhänge in der Natur aufzuklären. Für seine vorbildliche Nachwuchsarbeit wird der 61-Jährige vom bayerischen Landwirtschaftsminister ausgezeichnet

Von Julia Bergmann, Türkenfeld

Dafür, dass Imker Walter Dürl vom bayerischen Landwirtschaftsminister Helmut Brunner für seine herausragende Nachwuchsarbeit ausgezeichnet wurde, klingt es schon reichlich komisch, wenn er sich über die Schwemme an neuen Hobbyimkern beschwert. Immerhin ist es laut der Mitglieder des "Imkervereins Fürstenfeldbruck und Umgebung" dem Vorsitzenden Dürl zu verdanken, dass man nun statt 90 mittlerweile gut 170 Mitglieder zählt. Allein, die Zahl an neuen Imkern sei nun mal nicht entscheidend, erklärt Dürl.

Wie so oft geht es auch in der Imkerei nicht nur um Quantität, sondern vielmehr um Qualität oder, wenn man so will, um die richtige Ausbildung. Wer die nicht habe, mache häufig fatale Fehler. "Nur wer entsprechendes Fachwissen hat, kann zum Beispiel Krankheiten erkennen und dementsprechend handeln." Warum das so wichtig ist? Ist ein Bienenvolk eines Imkers von einer meldepflichtigen Seuche befallen, wurden bisher sämtliche Völker des Imkers und sämtliches Zubehör vernichtet, um das Ausbreiten der Krankheit zu vermeiden. "Bei zehn bis zwölf Völkern kann der Schaden für den Imker in die Zehntausende gehen", sagt Dürl.

Ein Problem, dessen sich der 61-jährige Fachwart und Ausbildungsreferent des Bayerischen Bienenzüchterverbandes angenommen hat. Nach dem Vorbild eines Münsteraner Modells hat er ein Bienengesundheitsmobil für Oberbayern entwickelt, mit dem mittlerweile die Sanierung und Desinfektion von Bienenständen möglich ist. So bleibt es den Imkern erspart, dass ihre Völker vernichtet werden müssen. Mit dem Anhänger ist Dürl bereits bis weit über die Bezirksgrenzen bekannt. Sogar in Tirol half er mit seinem Mobil, die Ausbreitung der Faulbrut zu bekämpfen. In Süddeutschland ist der Türkenfelder der einzige, der ein solche Seuchenbekämpfungsstation besitzt. Finanziert aus eigener Tasche, versteht sich.

Die Kosten, beziehungsweise die fehlenden staatlichen Zuschüsse für Imker seien, so ist sich Dürl sicher, mit ein Grund dafür, dass es Angebote wie diese sonst nur sehr selten gebe. Der Türkenfelder will sich davon nicht beirren lassen, die Imkerei ist für ihn eine echte Herzensangelegenheit. Und deswegen setzt er sich auch für die Nachwuchsarbeit, die Vereinheitlichung der Imkerausbildung und die Einhaltung von Hygienestandards ein. Dürl ist es etwa zu verdanken, dass sich der Brucker Verein 2013 einen lang ersehnten Wunsch erfüllen konnte: einen eigenen Lehrbienenstand. In Zusammenarbeit mit Schülern des Graf-Rasso-Gymnasiums hat Dürl in monatelanger Arbeit einen Bienen-Lehrpfad entwickelt. Der Brandinspektor der Münchner Berufsfeuerwehr unterrichtet unter anderem an der Imkerschule des Bezirks Oberbayern und hat dafür das Kursprogramm von Grund auf neu gestaltet. Für seine Schüler ist Dürl bei Fragen rund um die Imkerei ständig erreichbar - Whatsapp sei Dank.

Die große Begeisterung für die Imkerei hat Dürl gepackt, als er Haus und Garten seiner Eltern übernommen hat. "Nachdem an den Obstbäumen fast nichts mehr dran war, habe ich einen Gartenbauer geholt", sagt er. Dem Fachmann war klar, dass die fehlenden Bienen und die ausbleibende Bestäubung der Grund waren für den mickrigen Ertrag der Obstbäume. Dürl widmete sich der Problembekämpfung schließlich selbst. Wobei er freilich nicht alle Faktoren, die für das Bienensterben verantwortlich sind, beeinflussen könne. Immerhin sind die Gründe dafür vielfältig: Monokultur, klimatische Bedingungen, der Einsatz von Spritzmitteln und die Verbreitung der Varroamilbe. "Und in der oberbayerischen Agrarwüste finden sie schlecht Nahrung", sagt er. In den Städten sehe es da schon besser aus als auf dem Land. Das liegt daran, dass es in Städten mehr Blühflächen gibt. Die Grünflächen auf dem Land bestehen zum Großteil aus Wäldern und diese wiederum aus Nadelbäumen. Übrigens, meint Dürl abschließend, könne wirklich jeder Gartenbesitzer seinen Beitrag dazu leisten, das Fortschreiten des Bienensterbens zu verhindern. Und wie? "Einfach einen kleinen Flecken als Wildgarten belassen".

© SZ vom 06.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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