Türkenfeld:Ausgehverbot

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Die Hühner von Marianne Glas aus Türkenfeld müssen seit der Anordnung vom Mittwoch im Stall bleiben. Mittlerweile gilt die Schutzmaßnahme vor der Vogelgrippe auch im übrigen Landkreis. (Foto: Günther Reger)

Wie sich die Vogelgrippe auf die Hühnerhaltung auswirkt

Von Manfred Amann, Türkenfeld

Endlich hat sich die Sonne durch die Wolken gekämpft, als Marianne Glas vorsichtig die Tür zum Hühnerstall öffnet, um ihre Legehennen - zehn weiße und neun braune - zu versorgen. Sie muss jetzt öfter das Wasser wechseln, seit ihre Hühner wegen der Vogelgrippe "Hausarrest" haben. Als Anfang der Woche bekannt geworden war, dass am Ammersee eine tote Seeschwalbe oder Lachmöwe mit Verdacht auf Vogelgrippe aufgefunden worden war, hatte die Geflügelhalterin ihre Hühner unversehens in den Stall verbannt, schon bevor sie dazu vom Veterinäramt in Fürstenfeldbruck aufgefordert worden war. Denn sie will ihr Federvieh nicht gefährden.

"Wir haben vor einigen Jahren Hühner geschenkt bekommen und nun sind sie von unserem Hof nicht mehr wegzudenken und mir mittlerweile auch ans Herz gewachsen", erklärt die Bäuerin, die mit ihrem Mann Norbert im Türkenfelder Ortsteil Burgholz einen Hof mit Milchvieh-wirtschaft betreibt. Um den Weiler herum seien viele Wälder, an Wildvögeln, die das ansteckende Virus H5N8 in sich tragen könnten, mangele es daher wohl nicht. Die Familie freue sich täglich auf die frischen Eier, ein Erwerbszweig sei die Eierproduktion bei der Hühnerzahl aber dennoch nicht, "eher ein Hobby mit willkommenem Nutzeffekt", so Marianne Glas.

Wann die Hühner wieder ins Freie dürfen, das hänge von der Entwicklung der Tierseuche ab. Wie die Entwicklung aussieht, darüber kann auch das Fürstenfeldbrucker Veterinäramt keine Aussagen machen. Also muss das Geflügel weiterhin im Stall bleiben. Die Hühner wollen aber ans Tageslicht. Damit ihr keines der in freudiger Erwartung gackernden Hühner auskommt, schiebt sich Marianne Glas langsam, mit den Füßen eine Sperre bildend, durch einen ganz schmalen Türspalt in den Holzstall und schließt die Tür hinter sich sofort wieder. Und damit ein trotzdem durchgeschlüpftes Huhn schnell wieder eingefangen werden kann, hat ihr Mann um den Stall einen Maschendrahtzaun gespannt.

Der Bäuerin "tun die Hühner schon leid", denn diese sind den Aufenthalt im Freien gewohnt. Damit sie nun nicht völlig im Dunkeln leben müssen und Frischluft bekommen, gibt es eine vergitterte Fensteröffnung. In der Regel können sich die Hühner täglich nach dem Eierlegen - es sind zwischen zehn und 15 Stück - bis zum Eintreten der Dunkelheit rund um den Stall frei bewegen, in der Erde scharren, sich in ihren selbst ausgebuddelten Mulden im Staub baden und Fressbares, aber auch Steinchen aufpicken.

"Das geht nun nicht mehr, ist aber wichtig für Gesundheit und Wohlbefinden", weiß Marianne Glas. Also muss für das Unabdingbare Ersatz geschaffen werden. Die Bäuerin hat daher eine Wanne mit Sand im Stall aufgestellt. Darin können die Hühner "baden" und sich so das Gefieder von Flöhen, Milben oder anderen Parasiten frei halten. Im Sommer wäre die Stallhaltung wegen der Parasitengefahr problematischer als jetzt in der kalten Jahreszeit. Vorsorge zu treffen, sei aber dennoch wichtig, betont die Landwirtin.

Deshalb mischt die Türkenfelder Bäuerin unter die Futtermischung aus Dinkel, Weizen, Sojaschrot, Legemehl und Muschelkalk für die Eischalenbildung sogenannten Geflügel-Grit. Dieses Gemisch aus Sand, Kalk- und Spurenelementen dient im Magen dem Zerkleinern der Körner und unterstützt so die Verdauung. Finanziell fällt die Zusatzfütterung laut der Hühnerhalterin kaum ins Gewicht, aber zusätzlicher Arbeits- und Zeitaufwand fällt schon an, "ist aber unerheblich". Wichtig ist für Familie Glas nur, dass die Hühner nicht von der Vogelgrippe angesteckt werden.

© SZ vom 19.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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