Treffen in Olching:Prächtige Wagen, stolze Besitzer

Lesezeit: 2 min

Der Aero von 1934 ist der drittälteste Wagen auf dem Platz und findet viele Bewunderer. (Foto: Günther Reger)

Viel mehr Besucher als voriges Jahr wollen in Olching Oldtimer sehen

Von Katharina Knaut, Olching

Ein roter Teppich ist auf dem Volksfestplatz ausgerollt. Eine Menschentraube hat sich darum gebildet. Alle blicken auf das eine Ende des Stoffes, gespannt auf den nächsten Neuankömmling. Ein prächtiger Wagen fährt heran, ein schnurrender Bentley. Doch er bleibt weder quer vor dem roten Teppich stehen, noch steigen elegant gekleidete Prominente aus seinem Inneren. Stattdessen rollt er selbst auf den Stoff. Die Zuschauer bestaunen den makellosen Lack, ein Moderator erläutert die Besonderheiten des Wagens.

Fahrzeuge, genauer gesagt alte Fahrzeuge, darum geht es an diesem Samstagnachmittag. Zum zweiten Mal findet das Olchinger Oldtimer-Treffen statt. Etwa 2000 Besucher kommen zum Volksfestplatz, zehnmal so viele wie voriges Jahr. "Dieses Mal ist es nicht so heiß", sagt Herbert Kluge, Vorsitzender der Motorsportfreunde Olching, die das Oldtimer-Treffen ausrichten. Zwischen 400 und 450 Besitzer präsentierten an diesem Tag ihre Fahrzeuge, manche auf dem roten Teppich.

Wie der Halter des Bentleys, der nach seiner Vorstellungsrunde mit röhrendem Motor wieder vom Teppich fährt, um sich zu den anderen Oldtimern zu stellen. Auf dem gesamten Platz sieht man lange Reihen glänzender Stoßstangen und schimmernder Motorhauben. Einige der Autos wirken dabei wie dem Museum entsprungen. Doch so alt einige der Oldtimer auch sind, fahren können sie alle noch.

Andreas Wendling aus Eichenau ist mit seinem Auto sogar schon nach Italien gereist, 2200 Kilometer, zu einem Fünfzigerjahre-Fest. Er ist stolzer Besitzer eines Chevrolet Two Ten Handyman, eines ehrfurchtgebietenden Autos mit sechs Sitzen, verdunkelten Scheiben und beeindruckender Länge. Parkplatzprobleme habe er trotzdem nie, sagt Wendling. In Italien habe er sogar besser als andere parken können: Alle Oldtimer durften während des Fests kostenlos in der Stadt abgestellt werden. Damit der Wagen gut in Schuss bleibt, wartet Wendling ihn regelmäßig. Freunde helfen ihm dabei. "Er ist immer fahrbereit." In Oldtimer müsse man viel Zeit investieren, bestätigt Motorsportfreund Kluge. Trotz dieses Aufwandes erfreuen sich die Oldtimer großer Beliebtheit. "Es werden immer mehr", sagt Kluge. Das liege aber auch daran, dass etliche der Youngtimer mittlerweile Oldtimer geworden sind, indem sie die Altersgrenze von 30 Jahren überschritten haben.

Insgesamt lasse sich auf Ausstellungen ein Generationenwechsel beobachten, erklärt Horst Schlag aus Gröbenzell. "Jetzt kommen die ganzen starken Jahrgänge aus den Fünfzigerjahren." Er selbst könne damit nur wenig anfangen. Mit 82 Jahren fehle ihm die Verbindung, erklärt er. Schlag selbst fährt das drittälteste Auto am Platz, ein Aero Jahrgang 1934, ein helles Cabrio mit dunkelroten Sitzen, Standardkarosserie. Weltweit gebe es von diesem Modell noch etwa 120 Stück, sagt Schlag. Tendenz: sinkend. "Diese Art Oldtimer stirbt mit ihren Besitzern aus." Es sei ein Auto der Schrauber, nicht der Sammler. Keine Werkstatt nehme sich dieses Autos mehr an. "Man braucht eine eigene, und wer hat die schon?" Für ihn ist der Wagen eine Leidenschaft. Schlag ist sogar in einer Interessensgemeinschaft, die sich für den Erhalt der Aeros einsetzt. Einmal im Jahr gibt es ein Treffen, dieses Jahr in Tschechien. Und, ja, er lege auch Strecken von mehreren hundert Kilometern mit seinem 86 Jahre alten Oldtimer zurück. "Das sind Fahrzeuge, die wollen gefahren werden."

Das heißt aber nicht, dass sie nicht doch mal streiken. Am späteren Nachmittag steht an der Dachauer Straße eine der prächtigen Karossen behelfsmäßig auf dem Bürgersteig. Einige Menschen beugen sich über den Motor. Dahinter leuchten die gelben Lichter eines Fahrzeugs des ADAC.

© SZ vom 29.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: