Traditionelle Feier:Herbstfest mit sommerlichem Flair

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Hingucker: Für die Fürstenfelder Kirta am Sonntag haben viele Besucher ihre Tracht angezogen. Die meisten davon wirken eher dezent und schlicht, zumal wenn man sie mit dem vergleicht, was zur Wiesn angezogen wird. Aber auch diese traditionellere Tracht kann durchaus auffallen. (Foto: Günther Reger)

Tausende Besucher kommen wieder zum Fürstenfelder Kirta. Es gibt Vorführungen von Trachtenvereinen, Gänsebraten und die obligatorischen "Kiacherl" sowie etliche Angebote für die vielen Kinder

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Der Duft von gebrannten Mandeln und Zuckerwatte weht durch den Stadtsaalhof von Fürstenfeld, begleitet von den Klängen zünftiger Volksmusik. Auf der zum Hof hin gewandten Bühne tanzen etwa ein Dutzend Buben und Mädchen - herausgeputzt in einheitlicher Tracht mit weißer Feder am schwarzen Hut und weinroten Röcken - zu den traditionellen Weisen. Die Kinder im Alter von etwa zwölf Jahren stampfen gleichzeitig mit einem Fuß auf, bevor sie sich paarweise im Kreise drehen. Es ist die Kindergruppe des Trachtenvereins Almfrieden aus Gröbenzell, die da an diesem strahlend schönen Sonntag Ende Oktober bei dem Kirta in Fürstenfeld tanzt.

Außerhalb des Stadtsaalhofs - dort ist offiziell kein Kirta - strömen die Leute in Scharen Richtung Kloster: zu Fuß, per Fahrrad, manche mit Wanderstöcken - und sehr viele mit Kindern. Für die gibt es Ponyreiten im Klosterhof. Es fällt auf, dass viele von den Tausenden Besuchern Tracht tragen, allerdings dezent schlichte Sachen aus Wolle und Filz - nicht knallbunt oder aus Chemiefasern, wie man sie während der Wiesn öfter gesehen hat.

Drinnen, im Hof des Stadtsaals mit Bühne und der Tenne ist Platz für den Fürstenfelder Kirta mit seinen Tanzvorführungen, kulinarischen und sonstigen Verführungen sowie den vielen Angeboten für Kinder. Da gibt es zum Beispiel eine Schiffschaukel, die oben mit dem Konterfei von König Ludwig und Bildern seiner Schlösser verziert ist. In der Mitte des Hofs dreht sich ein kleines, aber feines Kinderkarussell und in der hinteren Ecke, zwischen den Biergarnituren und der Bühne, ist eine Hüpfburg aus Strohballen aufgebaut. Die Kinder turnen begeistert darauf herum. Während aber die Almfrieden-Kinder tanzen, klettern ihre Altersgenossen für eine bessere Sicht auf die höchsten Strohballen.

Die Erwachsenen scheinen mehr an kulinarischen Genüsse interessiert. An den unzähligen Bierbänken ist kein Platz mehr frei. Man genießt Gänsebraten oder Kaffee und Kuchen, den man natürlich frisch vom Stand der Bauernquelle geholt hat. Oder man nimmt sich die Zeit und stellt sich in der lange Schlange vorm Stand der Furthmühle an. Denn nur da gibt es die für den Kirta obligatorischen "Kiacherl". Kein Wunder, dass die in Fett ausgebackenen Hefeteile an diesem vorletzten Oktober-Sonntag so begehrt sind.

Selbstverständlich ist auf der Kirta noch mehr geboten. Neben Almfrieden treten auch die Mitglieder vom Trachtenverein D'Maisachtaler und die Stadtkapelle Fürstenfeldbruck auf. Vier Dutzend Aussteller bieten ihre Waren im Hof und in der Tenne feil. Die Bandbreite reicht von Kerzen aus Bienenwachs und Met über handgearbeitete Holzkunstwerke, Trachten-Accessoires aus Wolle und Filz bis zu importierten Buddha-Statuen aus Metall sowie Geldbörsen mit dem Zusatz "echt Leder", wie man sie auf jedem Marktsonntag kaufen kann.

14 Frauen von der Brucker Spinnstube demonstrieren drinnen wie draußen ihr Können. "Wir sind von Anfang an dabei, wir gehören zum Inventar", erklärt Roswitha Hofrichter, während sie ein vielleicht fünfjähriges Mädchen davon abhält, an einem verwaisten Spinnrad zu spielen. Sie drückt dem Kind die eigens vorbereitete Rohwolle, Locke genannt, und zwei spezielle Bürsten in die Hand. Voller Eifer kämmt das Mädchen die gewaschene Schafwolle glatt. "Die Kinder lieben das", kommentiert Hofrichter zufrieden lächelnd.

© SZ vom 23.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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