Theater in Fürstenfeldbruck:Familienbande

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Das einzige, was die drei Töchter und ihre Stiefmutter verbindet, sind die Lieder der Beatles, die sie gemeinsam singen. (Foto: Neue Bühne Bruck)

Neue Bühne Bruck inszeniert das Stück "All you need is love"

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Das Ziel war klar: Ein Stück finden, in dem vier Frauen mitspielen können. Was erst einmal nach einer lösbaren Aufgabe klingt, entpuppte sich für Regisseur Olf Dröge schnell als Problem. "Ich habe viel gelesen, Verlage angeschrieben, aber irgendwie einfach nicht das Stück gefunden, das richtig passt", erzählt der 39-Jährige. Wenn es das richtige Stück also nicht gibt, dann muss es eben geschrieben werden. "Auf einmal hatte ich eine Inspiration und habe einfach angefangen zu schreiben. Der erste Teil ist mir gut aus der Hand geflossen. Nach zwei, drei Wochen hatte ich dann die Idee für den zweiten Teil." Harald Molocher, Chef der Neuen Bühne Bruck, der Dröge beauftragt hatte, war sofort begeistert. Herausgekommen ist das Stück: "All you need is love", das am Freitag Premiere feiert.

Das tragikomische Kammerspiel erzählt von drei Schwestern, die auf der Beerdigung ihres Vaters zusammentreffen. Mit dabei: die nicht viel ältere Stiefmutter. Schnell wird deutlich, dass da vier völlig verschiedene Lebensentwürfe aufeinandertreffen. Die jüngste Tochter ist alleinerziehend, sehnt sich nach Familie und Partnerschaft, ist auf der Suche nach sich selbst, findet aber nichts. Die mittlere Schwester ist Lehrerin, seit vielen Jahren Single und im Großen und Ganzen mit ihrem Leben zufrieden. Die älteste Schwester war einmal eine erfolgreiche Juristin, hat dann aber ihre Karriere aufgegeben, zwei Kinder bekommen. Nun will ihr Mann sie verlassen. Ein Scherbenhaufen. Und die Stiefmutter steht nach dem Tod ihres Mannes vor einem Wendepunkt: Wie geht es nun weiter?

In dieser Situation also treffen die Frauen aufeinander, die fast zwingenden Konflikte treten zu Tage. Das geht schon mit dem Bild los, das jede von ihnen vom Verstorbenen hat, und endet damit, dass alle denkbaren Familienkonstruktionen durchdekliniert und diskutiert werden.

"Schon bei der ersten Leseprobe gab es intensive Gespräche, weil sich jeder in gewisser Form in den Figuren wiedergefunden hat und etwas mitzuteilen und beizutragen hatte", sagt Regisseur Dröge. "Es wäre schön, wenn es den Zuschauern genauso gehen würde, egal ob Mann oder Frau, Patchwork- oder klassische Familie". Dass ihm der Text so reibungslos gelungen sei, liege wohl auch daran, dass das Thema Familie eines ist, das ihn selbst viel beschäftigt. "Ich lebe selbst seit drei Jahren in einer Patchwork-Familie, habe selbst drei Geschwister und bin Scheidungskind."

Ein zentrales Element der Inszenierung ist, wie der Titel schon vermuten lässt, die Musik der Beatles. "Mir war von Anfang an klar, dass ich Musik möchte. Das mit den Beatles war dann auch etwas Intuitives. Während ich geschrieben habe, habe ich auch über meinen Dad nachgedacht. Ich bin mit den Beatles groß geworden, die liefen bei uns immer. Ich habe schon mitgesungen, als ich noch gar kein Wort Englisch konnte", erzählt Dröge. Für seine vier Protagonistinnen sind die Lieder ein verbindendes Element. Immer wieder singen sie gemeinsam am Klavier im väterlichen Wohnzimmer.

Premiere von "All you need ist love", Freitag, 18. Oktober, 20 Uhr, Neue Bühne Bruck. Nächste Termine: 19. und 25. Oktober sowie 3. November.

© SZ vom 17.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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