Theater:Doppelgesichtige Göttin

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Bühnentaugliche Ausdrucksform der Göttin Perchta: Das Gute symbolisiert nun ein goldenes Kleid, das Schlechte eine schaurige Maske, die auf dem Kopf sitzt und im dramaturgischen Ablauf vor das Gesicht gezogen werden kann. (Foto: Johannes Simon)

Über die Interpretation der Göttin Perchta in der Fürstenfeldbrucker Theaterproduktion "Wuide Hetz" kommt es unter den Amperperchten zu so großen Meinungsverschiedenheiten, dass sich der Verein schließlich aufspaltet

Von Katharina Proksch, Fürstenfeldbruck

Dass es bei einer wilden Jagd zu Kämpfen zwischen Jägern und Verfolgten kommt, ist klar. Dass es aber zu Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Jäger kommt, ist eher nicht vorgesehen. Im Zuge der Produktion des Theaterstücks "Wuide Hetz - Eine Fürstenfelder Rauhnachtsgeschichte" des Veranstaltungsforums Fürstenfeld kam es jedoch zu einer Spaltung des Vereins "Amperperchten", woraus sich ein zweiter Verein, die "Brucker Perchten und Rauhnachtsgsindl", gegründet hat.

Der von Klaus Trnka 2013 gegründete Verein "Amperperchten" wurde von der Theaterproduktion engagiert, um Perchten und Brucker Rauhnachtsfiguren auf der Bühne darzustellen. Während der Proben entwickelte sich auch eine Neuinterpretation der Figur der Göttin Perchta, die Trnka auf der Bühne umsetzen wollte. Einigen Mitgliedern seines Vereins war dies jedoch zu modern. Darüber kam es zum Zerwürfnis und letztendlich zur Trennung.

"Der Mythos Wilde Jagd ist bundesweit bekannt und vereint überall andere Sagengestalten. In der bayerischen Region gehören unter anderem auch Perchten dazu", erklärt Trnka. Eine wichtige Figur im Theaterstück ist eben die Perchta, begleitet von den Perchten. Sie vereint das Gute mit dem Bösen und wird traditionell mit einer starren Doppelmaske dargestellt: vorne das schaurige Gesicht und hinten das schöne. Diese Requisite macht eine Bühnenperformance allerdings unmöglich. Es musste ein neue Ausdrucksform gefunden werden. Das Gute symbolisiert nun ein goldenes Kleid, das Schlechte eine schaurige Maske, die auf dem Kopf sitzt und im dramaturgischen Ablauf vor das Gesicht gezogen werden kann .

Die verschiedenen Ansichten über die Darstellung der Perchta hatten dann auf der Mitgliederversammlung einschneidenden Folgen. Vorstand Klaus Trnka stellte die Vertrauensfrage und ließ sich nicht mehr zur Wiederwahl aufstellen. Zu seinem Nachfolger wurde sein Sohn Johannes gewählt. "Ich wollte eine neue Interpretation der Tradition", sagt der Vater. Er gründete deshalb den Verein "Brucker Perchten und Rauhnachtsgesindl" und übernahm den Vorsitz.

"Die Situation, auch mit meinem Sohn als Vorstand, ist nicht ganz einfach. Ich hätte mir das alles anders gewünscht", so Trnka, der nach vorne schauen möchte. Gründungsmitglieder des neuen Vereins sind auch Tochter Sophie sowie der Vorsitzende des Personalrats der Brucker Stadtverwaltung, Joachim Huber. Diese 13-köpfige Perchtengruppe ist nun Teil des Brucker Theaterstücks. "Auch wir hätten gerne die Perchten gespielt", aber im Veranstaltungsforum habe man sich anders entschieden, bedauert Michael Gickler, zweiter Vorstand der "Amperperchten". "Wir hegen keine bösen Absichten gegenüber Klaus, er war ein wertvolles Mitglied."

Neu in der Theaterproduktion ist damit auch die Figur des Kraxenträgers. Dieser begleitet die Perchten auf ihrem Zug von Hof zu Hof. Bauern kennen die Tradition der Rauhnächte und erwarten sie sehnsüchtig, da sie symbolisch die Geister vertreiben und das neue Jahr begrüßen. Ihre rhythmischen Tänze sollen das Wachstum der Natur anregen und eine gute Ernte bringen. Der Kraxenträger ist dabei der Anführer der Gruppe, überbringt an der Tür gute Wünsche und empfängt die Dankesgaben, die er in einem Weidenkorb trägt. Auch im Theaterstück "Wuide Hetz", das am Samstag, 16. Dezember, Premiere feiern wird, wird man das imposante Kostüm aus Schafsfell und der geschnitzten Maske aus Weymouthskiefer mit dem langen Bart aus Langhaarziegenfell bewundern können.

© SZ vom 08.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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