Teststrategie:Tagestickets im Drive-in

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In Fürstenfeldbruck eröffnen die ersten zwei von fünf zusätzlichen Corona-Schnellteststationen auf Stadtgebiet. Das Ergebnis liegt in gut 15 Minuten vor und ermöglicht bereits Shoppen in "Click-and-Collect"-Läden

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Prozedur des Corona-Schnelltests dauert ein paar Minuten. Und innerhalb von weiteren 15 Minuten liegt in Form einer E-Mail das Ergebnis schwarz auf weiß vor, das einem von diesem Dienstag an im Landkreis für einen Tag die Türen zu den Geschäften öffnet, in denen ansonsten nur vorbestellte Ware abgeholt werden darf. Die Inbetriebnahme zweier neuer Schnellteststationen in der Kreisstadt nährt die Hoffnung, dass durch intensives Testen neben Geschäften bald auch Besuche von Kulturevents und Biergärten wieder möglich sind.

Bislang fehlten im Landkreis die nötigen Kapazitäten, es gab lediglich zwei offizielle Testzentren: in Fürstenfeldbruck sowie in Germering. Nach erfolgreichen Testläufen haben am Montag Stationen auf den Parkplätzen neben dem Veranstaltungsforum sowie neben dem Hagebaumarkt eröffnet - für mindestens sechs Monate. Sie sollen schrittweise ergänzt werden durch weitere Standorte im Stadtgebiet (auf dem Volksfestplatz, an der Hauptstraße sowie im Brucker Westen) - und möglicherweise auch in weiteren Kommunen wie Moorenweis und Landsberied.

Am Montagmittag lässt sich Herbert Fischer (rechts) vor dem Fürstenfeldbrucker Hagebaumarkt einen Rachenabstrich nehmen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Stadt unterstützt das privat getragene Projekt. Zum einen hat der Stadtrat jüngst ohnehin beschlossen, notfalls in Eigenregie das vorhandene Angebot deutlich zu erweitern. Zum anderen verspricht man sich dadurch bessere Chancen, als Modellstadt nach dem Vorbild Tübingens ausgewählt zu werden. Fernziel ist es, dass Schnelltests als Eintrittskarten zu Örtlichkeiten wie Veranstaltungsforum, Biergärten in der Innenstadt sowie zu den Geschäften dienen. Noch aber fehlt es an der gesetzlichen Grundlage für solche Öffnungen.

Ein negativer Schnelltest ist dennoch sinnvoll. Und dies nicht nur aus medizinischen Gründen, weil man zum Beispiel sichergehen will, keine Angehörigen anzustecken oder weil eine solche Bescheinigung von Kindergarten, Schule, Seniorenheim oder Arbeitsstätte gefordert werden (offen ist noch, ob es für Auslandsreisen akzeptiert wird oder es dafür einer ärztlichen Unterschrift bedarf). Die Novelle der Infektionsschutzverordnung ebnet heute bereits den Weg in Geschäfte, die ansonsten lediglich "Click and Collect" anbieten dürfen: Mit einem aktuellen negativen Testergebnis nebst Reservierung können Kunden dort von diesem Dienstag an auch bei Inzidenzwerten jenseits der 100 shoppen.

Das ist der Grund für Barbara Rölz, die am Montagmittag auf den Parkplatz neben dem Veranstaltungsforum gekommen ist. Sie wollte beim Modegeschäft Fuchsweber an der Schöngeisinger Straße einkaufen. Dort habe man ihr empfohlen, zunächst eine der neuen Teststationen zu besuchen. Barbara Rölz kann bei ihrem ersten Corona-Test überhaupt in ihrem Auto sitzen bleiben. Alles läuft durchs geöffnete Fenster, schnell und unkompliziert. Im ersten roten Pavillon, der bereits am Donnerstag durch ein festes Zelt ersetzt werden soll, werden ihre Daten aufgenommen. Im zweiten Pavillon wird mit einem Teststäbchen ein Rachenabstrich gemacht. Darum kümmert sich nun Kilian Duttberg. Der Student der Elektrotechnik hat eine Kurzschulung absolviert und arbeitet hier bis auf Weiteres als Vollzeitkraft. Ebenso wie die zwei oder drei Kollegen, die je nach Bedarf eingesetzt werden, trägt er Schutzkleidung, Maske sowie Schutzschild - denn der Rachenabstrich löst bei manchem Besucher einen Hustenreflex aus. Mit dem Mobiltelefon und der eigens programmierten Software geht alles noch schneller als klassisch mit Papierformular und Stift. Das Handy mit dem negativen Testergebnis auf dem Display dient quasi als Eintrittskarte für die Geschäfte. Im Falle eines positiven Ergebnisses übernimmt die Teststation gleich die Meldung ans Gesundheitsamt. Ansonsten würden die persönlichen Daten aber noch am gleichen Tag gelöscht, heißt es. Jeder Besucher kann sich beliebig häufig testen lassen. Kann ein deutscher Wohnort belegt werden, übernimmt die Kassenärztliche Bundesvereinigung die Kosten, ansonsten werden 20 Euro fällig. Etwa 25 Menschen haben sich am Montagmittag seit sieben Uhr testen lassen, sagt Christina Schmiedel. Hat sich das Angebot erst einmal herumgesprochen, dann rechnet sie mit deutlich höheren Besucherzahlen.

Schmiedel ist eigentlich Schauspielerin von Beruf. Für die Solo-Selbständige ist das Projekt gleichermaßen Engagement gegen die Pandemie wie auch Brücke ins Erwerbsleben. Mit im Boot sind beim "Schnelltestzentrum-FFB" die beiden Ärzte Sandra Kainzinger und Stefan Groß vom HNO-Zentrum sowie die IT-Experten der Firma "Die Systementwickler" um Markus Ströhle. Dessen Bruder Andreas Rothenberger, einer der Geschäftsführer von "Regionale Netze" und Stadtrat, hilft derweil an der Teststation vor dem Hagebaumarkt mit - als Vertreter der Brucker Gewerbetreibenden, die das Projekt ebenso wie die Stadt ausdrücklich unterstützen.

"Schnelltestzentrum-FFB" am Hagebaumarkt, Nicolaus-Otto-Straße 3, Montag bis Samstag jeweils 8 bis 20 Uhr (die Zeiten für Sonntag werden noch geklärt)sowie am Veranstaltungsforum, Fürstenfelder Straße, Montag bis Freitag jeweils 7 bis 12 und 16.30 bis 18.30 Uhr; Samstag und Sonntag 9 bis 12 und 16.30 bis 18.30 Uhr.

© SZ vom 13.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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