Tag der offenen Gartentür:Inspiration in grünen Oasen

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Drei Besitzer öffnen am Sonntag die Pforten zu ihren besonderen Gärten. Die Besucher können duftende Rosen und heimische Schönheiten ebenso entdecken wie ein nur 60 Quadratmeter großes Raumwunder mit reicher Pflanzenfülle

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Eine Vielzahl von Ideen und Anregungen erhält man, wenn man beim Nachbarn über den Gartenzaun schaut. Beim Tag der offenen Gartentür an diesem Sonntag darf man nicht nur schauen, sondern durch die Gärten streifen. Die Gartenbesitzer erklären ihr Konzept, geben Tipps zu Auswahl und Pflege der Pflanzen. Eine bessere Inspiration ist kaum vorstellbar. "Private Gärten sind für den Gartenliebhaber oft besonders aufschlussreich", sagt Gartenfachberater Horst Stegmann. Drei unterschiedliche Gärten öffnen am Sonntag, 30. Juni, von 10 bis 17 Uhr ihre Pforten.

Rosen mit Hofstaat

Bei Monika Mathé in Landsberied wird der Tag der offenen Tür offiziell eröffnet. In ihrem gut 300 Quadratmeter großen Garten blühen mehr als 100 Rosensorten. "Und jede duftet", verspricht Mathé. Französische Delbard-Rosen sind ebenso vertreten wie solche des deutschen Züchters Tantau, die meisten aber sind englische David-Austin-Rosen. Seit kurzem vermehrt Mathé ihre Rosen selbst über Stecklinge und hat einige sogar schon erfolgreich veredelt. Rosen alleine in einem Beet können ein wenig reizlos wirken, und so haben sie in Mathés Garten einen Hofstaat aus natürlich wirkenden Stauden wie Fingerhut und Gilbweiderich, die auch ein schönes Farbenspiel zeigen. Dazwischen finden sich griechisch-römische Kunst und ziemlich gemütliche Sitzplätze.

Im Rosengarten von Monika Mathé in Landsberied wird der Tag der offenen Gartentür eröffnet. (Foto: Matthias Döring)

Die Gestaltung des Garten ist angelehnt an englische Parks mit geschwungenen Wegen und einer optischen Wegführung. Besonders überraschend: Der Garten gehört zur Mietwohnung Mathés, der sehr freundliche Vermieter lasse ihr aber freie Hand, erzählt sie. Erst 2013 hat Mathé begonnen, den Garten anzulegen, und immer noch komme etwas dazu. "Ein Garten ist nie fertig", sagt sie. Heuer musste sie ihre viereinhalb Meter lange Buchsbaumhecke entfernen, wegen des Zünslers. Dort entsteht nun ein neues Beet. Ihre eigene Inspiration findet die Rosenliebhaberin in Gärten in Großbritannien oder von Schlössern wie Schönbrunn in Wien oder Ippenburg in Niedersachsen.

Insektengarten

Die Familie Sailer heißt in ihrem Insektengarten in Olching ebenfalls Besucher willkommen. (Foto: Familie Sailer/oh)

Der Garten der Familie Sailer in Olching sieht jedes Jahr ein bisschen anders aus. Der große, alte Kirschbaum und die Hecke mit essbaren Wildsträuchern wie Kornelkirsche und Holunder bleiben natürlich an Ort und Stelle. Aber viele Einjährige und Stauden säen sich selbst an unvermuteten Stellen aus, "und das dürfen sie auch", erklärt Gertrud Sailer. Ganz bewusst verfolgen sie auf dem Grundstück, das sie seit 20 Jahren bewirtschaften, das Naturgarten-Konzept, hatten auch schon einen Naturgartenplaner da, wie Gabriel Sailer berichtet. Der Garten bietet nun vielen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum. Die Sailers achten bei der Auswahl der Pflanzen darauf, dass sie heimisch sind. Besonderheiten sind verschiedene Distelarten wie die Wilde Karde und Kugeldisteln, die von Bienen, Hummeln und Schmetterlingen umschwärmt werden. Die Samen holen sich Stieglitze. Die Disteln seien zwar stachelig, aber auch schön und wertvoll, sagt Gertrud Sailer. Wichtig ist den Sailers auch, dass möglichst lange etwas blüht: Von den Winterlingen und Krokussen im späten Winter bis zum Efeu, der noch im Oktober Insekten anlockt. Nachtviole und Nachtkerze blühen in Dämmerung und Dunkelheit für Nachtfalter. Nistmöglichkeiten für Insekten und Unterschlupf bieten ein Sandbeet, Totholz, Reisig- und Laubhaufen. Giersch, Brennnesseln und Löwenzahn sind als Wildgemüse willkommen, auch Schmetterlingsraupen finden Futter. Denn ohne die Raupen gebe es eben auch keine Falter, erklärt Gertrud Sailer. Schon vor dem Haus fängt es an: Die Einfahrt ist nicht gepflastert, sondern ein blütenreicher Schotterrasen. Im Garten gibt es einen Teich und ein Sumpfbeet. Auf kleinem Raum findet sich so eine große Vielzahl an Lebensräumen, die von Insekten, zahlreichen Vögeln, Igeln und Fröschen besiedelt werden. Und das Beste: Der Garten macht wenig Arbeit, wie Gertrud Sailer versichert.

Ziergarten - klein, aber fein

Der Garten von Erika Scholz in Germering wird auch für Besucher geöffnet. (Foto: Horst Stegmann/oh)

Gerade einmal 60 Quadratmeter hat Erika Scholz zur Gartengestaltung zur Verfügung. In der Frühlingsstraße 104/E in Germering kann man darüber staunen, wie viele Pflanzen auf dem kleinen Raum einer Parzelle untergebracht werden können, die zu einer Mietwohnung gehört. Kein Fleckchen Erde bleibt ungenutzt, auch in Töpfen und Kübeln auf der Terrasse grünt und blüht es. Dort finden mediterrane Kräuter ihren Platz. Hortensien und Dahlien bringen Farbe in den Garten, Farne wachsen an schattigen Stellen und eine von Efeu überwachsene Mauer begrenzt die kleine Oase, die sogar einem Sitzplatz Raum bietet. Gartenfachberater Stegmann hebt den großen Sachverstand hervor, mit dem Erika Scholz ihren Garten liebevoll pflegt, der bunt und vielfältig ist. Leider ist der Garten am Sonntag nicht in seiner üblichen Pracht zu sehen, denn er wurde am Pfingstmontag von der Hagelwalze getroffen. Wie sie die Schäden durch die faustgroßen Eisgeschosse behebt, wird die Gartenbesitzerin ihren Gästen sicher auch verraten.

Tag der offenen Gartentür, Sonntag, 30. Juni, 10 bis 17 Uhr, bei Monika Mathé, Annastraße 6, Landsberied, Familie Sailer, Goethestraße 29 a, Olching, und Erika Scholz, Frühlingstraße 104 E, Germering.

© SZ vom 28.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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