SZ-Serie: Start-up, Folge 14:Die passenden Blumen zu jedem Fest

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Irene Sporer hat ein Studio für Eventfloristik eröffnet. Die 30-jährige Frau aus Fürstenfeldbruck hat schon als Kind gerne Gestecke gefertigt

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Rosen. Überall Rosen. Wer das Studio für Eventfloristik von Irene Sporer betritt, blickt auf unzählige weiß gerahmte Bilder an den hohen, in der oberen Hälfte hellblau gestrichenen Wänden. Die meisten Fotos zeigen Rosensträuße und Gestecke mit Rosen, von zartrosa bis hellblau, aber es gibt auch Gebinde und Sträuße mit anderen Blumen, zum Beispiel Sonnenblumen. In einer Ecke trohnt ein etwa ein Meter hoher silberner Kerzenhalter, opulent mit Blüten dekoriert. In dem kleinen, wie aus einer anderen Zeit anmutenden Raum in einem der schönen alten Häuser mitten in Fürstenfeldbruck gibt es unzählige Blumen, auf Fotos und zum Anfassen: als Kranz an dem schönen, alten Sprossenfenster, einzeln in kleinen Vasen auf dem Tisch oder als aufwendiges Gebinde in einer Porzellanschale auf einem Beistelltisch. Blumen sind offensichtlich Irene Sporers Leidenschaft. Doch sie sind noch weit mehr für die 30-Jährige: Mit Blumen will sie sich eine Existenz aufbauen.

Der Schritt in die Selbständigkeit war für Sporer, die eigentlich Irene Sarento Sporer heißt und aus den beiden Namen ihren Firmennamen "Irena Saro - Blumen, Events, Dekor" gemacht hat, nach eigener Aussage "relativ einfach". Dass es in ihrer Familie viele Selbständige gibt, hat ihre Entscheidung wohl begünstigt. Der Vater ist seit 20 Jahren selbständiger Unternehmensberater, die Großmutter betreibt eine Wirtschaft in der Oberpfalz und ihr Onkel hat dort eine Brauerei "wiederbelebt", wie es die 30-Jährige sagt. Es ist Heber-Bräu, die Brauerei, die einst Sporers Urgroßeltern gegründet haben. Das Unternehmertum hat also in der Familie der gelernten Floristin eine gewisse Tradition. Und natürlich ist es eine glücklich Fügung, dass sie ihr Studio zu einem bezahlbaren Preis in ihrem Elternhaus eröffnen konnte.

Blumenpracht: Die Floristin Irene Sporer beim Dekorieren eines Kerzenleuchters. (Foto: Matthias F. Döring)

Der Fürstenfeldbruckerin mit der Vorliebe für Blumen und den Vintage-Stil brachte das familiäre Unternehmertum den Vorteil, dass sie von klein auf direkt miterlebt hat, was es bedeutet, selbständig zu sein. "Es macht mir nichts aus, auch mal am Samstag oder am Sonntag zu arbeiten, weil ich selbständig sein will", erklärt die junge Frau. Dafür nimmt sie gern auch Termine am Abend oder am Wochenende in Kauf, bei denen der klassische Nine-to-Five-Angestellte vermutlich die Nase rümpfen würde.

Denn die Gespräche mit ihren Kunden finden häufig erst nach Feierabend statt. Bislang hatte sie meist mit Brautpaaren zu tun, aber es waren auch schon Hinterbliebene bei ihr, die die passenden Blumen für die Trauerfeier bei der 30-Jährigen bestellt haben, sowie die Betreiber eines Seniorenheimes, für die sie bei einem Sommerfest den Blumenschmuck lieferte. Da Hochzeiten überwiegend an Wochenenden gefeiert werden, hat Sporer an den Tagen davor viel zu tun. Sie muss nach München zum Großmarkt fahren, die Blumen einkaufen, sie lagern - praktischerweise befinden sich Studio und Lager in ihrem Elternhaus. Im kühlen Keller stehen dann eimerweise Blumen. Außerdem ein Regal für ihr ganzes Dekorationsmaterial - überwiegend Vasen, aber auch Schalen, Gläser und natürlich Kerzenständer. In der Regel am Tag vor der Feier beginnt sie mit der kreativen Arbeit, dem Binden von Sträußen und Blumengestecken, dem Dekorieren der Kerzenständer. "Ich habe schon als Kind immer Gestecke gemacht", erzählt sie lächelnd. Dieser Teil ihrer Arbeit unterscheide sich im Übrigen schon ein wenig von der in einem Blumenladen, wo das Binden und Stecken nur einen kleinen Teil ausmacht. "In dem Blumenladen, wo ich gearbeitet habe, haben wir zum Beispiel keine Kerzenständer gemacht." Schließlich liefert sie das Ganze noch an den Ort der Veranstaltung und baut auf, bevor die Feier startet.

Gut durchdacht ist auch die Gestaltung einer Festtafel. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Sporers Kunden geht es in der Regel um eine einheitliche florale Gestaltung ihrer Feierlichkeit. "Die meisten wollen einen roten Faden durch ihr Fest", sagt sie, "zum Beispiel, dass die Torte mit den Blumen zusammenpasst." Für eine Hochzeitsfeier unlängst in Emmering hat sich die Jungunternehmerin deshalb Kirche und Saal angesehen, das Hochzeitskleid auf einem Foto begutachtet, und selbstverständlich mit dem Paar abgestimmt, in welche Richtung dessen Vorstellungen gehen. Vor einem Kundengespräch macht sich die 30-Jährige schon einmal Gedanken, welche Blumen zurzeit Saison haben, also besonders preisgünstig zu beschaffen sind, und wie man sie verwenden könnte. Außerdem hat sie eigene, sechs Seiten lange Bestellformulare entwickelt, auf denen sie beispielsweise die geplanten Farben abfragt sowie die "Erwartungen an den Blumenschmuck".

Für ihren Traum von der Selbständigkeit zeigt die begeisterte Floristin eine Menge Einsatz. Sie hat zwar ihr Gewerbe bereits vor rund einem Jahr angemeldet - zum Jahresbeginn folgte die Eröffnung ihres Studios -, aber um noch eine gewisse finanzielle Sicherheit zu haben, arbeitet sie nebenbei noch 32,5 Stunden pro Woche für einen Pflegedienst. Auch ihre Kunden will sie nicht durch abschreckende Kosten verprellen, bevor sie sie überhaupt gewonnen hat. Deshalb verlangt Sporer für die Vorabgespräche, die durchaus mal bis zu zwei Stunden dauern können, noch kein Geld.

Auch auf die Details kommt es an, damit ein gelungenes Gesamtbild kreiert wird. (Foto: Matthias F. Döring)

Neue Kunden gewinnen will die Fürstenfeldbruckerin aber auch durch ihre Präsenz bei Messen, beispielsweise der für Jungunternehmer in Fürstenfeldbruck oder solchen für Heiratswillige. Bei einer habe sie neulich zwei Weddingplaner kennen gelernt und sich zum Netzwerken verabredet, berichtet die 30-Jährige.

Dass sie durchaus Geschäftssinn besitzt, zeigen Ideen wie der für ihre Muttertagssträuße. Die selbst gebundenen Sträuße bot Irene Sporer exemplarisch auf der Jungunternehmermesse Ende April an. Auf diese Weise konnte sie das Angebot noch verbreiten, sodass sie an Muttertag frühmorgens Blumensträuße im ganzen Landkreis auslieferte. Regelmäßig postet sie auf Instagram (@irenasaroevents) und präsentiert immer wieder ihre neuesten Kreationen. Mit Arrangements wie den kleinen, mit rosa Bändern verzierten Glasfläschchen, die anstelle von Vasen weiß-rosa Blumenvariationen beherbergen und in Dreier-Formationen auf hellen Baumscheiben stehen, trifft sie den aktuellen Geschmack. Das zeigen die vielen Likes, die sie an dieser Stelle bekommen hat. Vielleicht wird der eine oder andere Sympathisant irgendwann einmal Kunde bei Irena Saros Eventfloristik.

© SZ vom 27.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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