SZ-Serie "O Du Fröhliche":Die Besinnung stets im Blick

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Eichenaus katholischer Seelsorger Martin Bickl zündet im Pfarrsaal den Adventskranz an. (Foto: Günther Reger)

Der Eichenauer Pfarrer Martin Bickl lässt sich vom Weihnachtsstress nicht anstecken, auch wenn der Advent für ihn natürlich eine arbeitsreiche Zeit ist

Von Moritz Glas, Eichenau

Was bedeutet eigentlich die Adventszeit und Weihnachten für einen Priester? Erleben Pfarrer die stade Zeit überhaupt noch als ruhig und besinnlich, oder sind sie wie die meisten anderen auch schon dem Weihnachtsstress verfallen. Für den Eichenauer Pfarrer Martin Bickl ist Weihnachten eine sehr arbeitsintensive Zeit. Verständlich, immerhin zählt das Fest der Liebe zu den wichtigsten Feiern im christlichen Glauben. Der Pfarrer aus Eichenau und Alling hat aber seine ganz eigene Art damit umzugehen. "Ich versuche schon die besinnliche Zeit als eine solche zu erleben", sagt der 49-Jährige. "Ich plane immer viel voraus. Für die nächsten zwei Wochen steht schon das komplette Programm fest. Als Dauerstress kann ich die stade Zeit für mich jedenfalls nicht betrachten", fügt er hinzu.

Natürlich bietet auch Bickls Pfarrei den Gläubigen in der Adventszeit abgesehen von der Christmette einige ganz besondere Aktionen an. So organisiert der Pfarrer beispielsweise jeden Mittwoch im Advent einen sogenannten "Rorate Gottesdienst". Dieser doch sehr abstrakte Begriff beschreibt einen morgendlichen Gottesdienst mit viel Musik, der ausschließlich bei Kerzenschein stattfindet. Dazu kommen die großen Gottesdienste an Weihnachten selbst wie der am ersten Weihnachtsfeiertag und die Eucharistiefeier am zweiten Feiertag mit der südamerikanischen Trommelgruppe "Machu Picchu". All das beschert dem Priester extra Arbeit, es soll ihn aber, wie er selbst sagt, nicht davon abhalten, die besinnliche Zeit als eine Solche zu genießen. Für weihnachtliche Gefühle und Stimmung findet der Geistliche immer noch genügend Zeit.

Was Dieses Thema angeht, vertritt Bickl auch eine eigene Meinung. Für ihn gehört die weihnachtliche Stimmung zur Heiligen Nacht selbst, nicht aber in die Adventszeit. Und schon gar nicht gehören sie, wie es mittlerweile in den meisten Supermärkten der Fall ist, noch vor den ersten Advent. In den Läden stehen schließlich die ersten Schokoladennikoläuse und Plätzchen schon Ende Oktober in den Regalen. "All das, was die Geschäfte da so machen, beeindruckt mich recht wenig", bemerkt er. "Einen Adventskalender mit Schokolade habe ich trotzdem zu Hause", fügt der Priester noch schmunzelnd hinzu.

Das Bild von Weihnachten hat sich ohnehin in den vergangenen Jahren gewandelt. Ob diese Entwicklung nun zum Besseren führt, dass stellt der Pfarrer aus Eichenau und Alling doch sehr in Frage. Weihnachten verbinden viele mittlerweile eher mit Geschenken, gutem Essen und kitschigem Weihnachtsschmuck. "Und das obwohl das Bedürfnis nach Werten, die wir mit Weihnachten verbinden, eigentlich die meisten Leute haben. Das friedliche Miteinander ist schließlich nicht ausschließlich für Christen erstrebenswert", bemerkt Bickl. "Ich persönlich verbringe Weihnachten immer bei meiner Schwester. Auf Geschenke verzichten wir bei unserer familiären Weihnachtsfeier ganz bewusst. Ein bisschen Dekoration gehört aber trotzdem auch dazu. Einen geschmückten Christbaum und einen Adventskranz gibt es zum Beispiel immer", erzählt der Pfarrer.

"Das einzige, was in meinen Augen schiefgehen könnte oder vor dem ich ein bisschen Angst habe, ist das Wetter. "Die Straßen könnten vereist sein, wenn ich nach dem Gottesdienst zu meiner Schwester zur familiären Weihnachtsfeier fahre. Immerhin muss ich dafür einmal quer durch ganz München", meint Bickl. "Weiße Weihnachten brauche ich persönlich nicht", fügt er noch schmunzelnd hinzu.

© SZ vom 20.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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