SZ-Serie: Bodenschätze, Folge 22:Die Fibeln von Schöngeising

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Wann genau diese Vogelfibel geschaffen wurde, lässt sich nicht sagen. Wahrscheinlich aber stammt sie vom Übergang zum Frühmittelalter. (Foto: Volker Rein)

Zwei Schmuckstücke aus unterschiedlichen Zeiten erzählen vom Übergang von der Römerzeit zum Mittelalter

Von Florian J. Haamann, Schöngeising

Überall im Brucker Land sind unter der Erde Schätze verborgen, die viel über die Entwicklung des Landkreises und der menschlichen Zivilisation erzählen. Mit seiner weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannten archäologischen Abteilung schafft es der Historische Verein, dass diese Schätze geborgen, erforscht und erhalten werden. In einer Ausstellung präsentiert der Verein nun in jeder Kommune mindestens ein für den Ort bedeutendes Fundstück. In einer SZ-Serie werden alle Ausstellungsstücke vorgestellt.

Zwei Fibeln eine aus der Römerzeit und eine, die nicht sicher zuzuordnen ist, sind in Schöngeising zu sehen. Die erste, eine spätrömische Zwiebelknopffibel, diente als dekorativer und praktischer Mantelverschluss an der Schulter. Quellen legen nahe, das dieser nach der Form seiner Enden benannte Typ von hochrangigen Militärs und Beamten getragen worden ist. Ab Mitte des dritten Jahrhunderts dürften sie als eine Art Amtsinsignie gedient haben, die zu einem speziellen Mantel, dem chlamys, gehörte. Die in Schöngeising gefundene Fibel wird in das mittlere Drittel des vierten Jahrhunderts datiert. Dass solche Fibeln auch abseits der großen Militärstandorte oder Provinzhauptstädten gefunden werden, interpretieren die Forscher unterschiedlich. Gab es auch dort Soldaten? Oder waren die dortigen Zwiebelknopffibel-Träger so etwas wie "Zivilbeamte in Uniform", die in unruhigen Zeiten Ordnung schaffen sollten?

Die zweite Fibel wurde in der Nähe der Sunderburg gefunden und lässt sich zeitlich nur schwer einordnen. Auch, weil es weder vergleichbaren Stücke noch einen Fundkontext oder eine zugehörige Baustruktur gibt. Sie gehört zur großen Gruppe der römischen Tierfibeln, die seit des Mitte des ersten Jahrhunderts nach Christus bekannt sind. Wahrscheinlich handelt sich dabei um einen Greifvogel. Die stilistischen Merkmale wie Darstellung in Aufsicht, Verzierung mit Kerben und Kreisaugen deuten auf eine Verwandtschaft mit Vogelfibeln des fünften und sechsten Jahrhunderts hin. Forscher gehen davon aus, dass beide Fibeltypen Vorbilder bei der Gestaltung des Stücks von der Sunderburg gewesen sein dürften. Sie gehen davon aus, dass es sich um eine lokale Imitation aus der Spätantike oder dem beginnenden Frühmittelalter handelt.

Unabhängig davon, von wem die Fibel denn nun wann getragen wurde, lässt der Fund den Schluss zu, dass in der instabilen Zeit der Völkerwandung (Ende viertes bis Anfang sechstes Jahrhundert), der gut zu verteidigende Geländesporn damals besiedelt war.

Ausstellung "Bodenschätze" des Historischen Vereins, bis 27. September. Die Fibeln sind zu sehen in der VR Bank Schöngeisung, Bahnhofstraße 2. Geöffnet montags von 8 bis 12 und von 14 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 15 Uhr. Alle Ausstellungsorte finden sich im Internet unter www.historischer-verein-ffb.de. Erschienen ist zudem ein lesenswerter Katalog. Ab dem 2. September sind alle Exponate gemeinsam im Landratsamt zu sehen. Der Historische Verein bietet kostenlose einstündige Führungen für Gruppen von fünf bis 20 Personen. Anfragen per Mail an Fahrten@hvf-ffb.de

© SZ vom 23.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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