SZ-Serie: Bodenschätze, Folge 13:Der Anbruch einer neuen Epoche

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Die sogenannten Luppen sind ein Zwischenprodukt der Eisenverarbeitung. Die Gewinnung war einfacher als die Herstellung von Bronze. (Foto: Hajo Dickmann/oh)

Vier kleine Metallklumpen aus Luttenwang erzählen vom Ende der Bronze- und dem Beginn der Eisenzeit

Von Florian J. Haamann, Adelshofen

Überall im Brucker Land sind unter der Erde Schätze verborgen, die viel über die Entwicklung des Landkreises und der menschlichen Zivilisation erzählen. Mit seiner weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannten archäologischen Abteilung schafft es der Historische Verein, dass diese Schätze geborgen, erforscht und erhalten werden. In einer großen Ausstellung präsentiert der Verein nun in jeder Kommune mindestens ein für den Ort bedeutendes Fundstück. In einer SZ-Serie werden alle Ausstellungsstücke einzeln vorgestellt.

Etwa um das Jahr 800 vor Christus verändert eine neue Technologie die Gesellschaft in Mitteleuropa grundlegend: die Eisenherstellung und -verarbeitung. Von Südosteuropa kommend breitet sich das Wissen über die Herstellung neuer Waffen und Werkzeuge aus, bis in den heutigen Landkreis hinein. Gegenüber der Bronze hat Eisen große Vorteile: Es ist leichter zu bearbeiten, dafür aber härter, der Rohstoff muss, anders als das für die Bronze benötigte Zinn, nicht erst von weit her importiert werden. Eisen ist das zweithäufigste Metall der Erde und kommt in vielen Regionen vor, so auch im Landkreis. Denn gerade in Feuchtgebieten ist es in Form von sogenanntem Raseneisenerz zu finden. Es entsteht, wenn sich die im Wasser gelösten Eisenpartikel knapp unter der Erdoberfläche absetzen.

Forscher gehen davon aus, dass auch bei Luttenwang, im Randbereich von Haspelmoor und Wildmoos, solches Erz zu finden war. Der ehemalige Kreisheimatpfleger Toni Drexler hat in den Neunzigerjahren auf einer Anhöhe zwischen Luttenwang und Hörbach vier unförmige Metallobjekte mit je etwa zehn Zentimetern Durchmesser gefunden. Solche Eisenobjekte werden Luppen genannt, es sind Zwischenprodukte. Ausgestellt sind sie in Adelshofen.

Die damalige Eisenherstellung war relativ einfach. Zuerst wurde das Erz zerkleinert und in eine Ofengrube mit einem Turm aus Lehm und langen Zweigen versenkt. Diese Konstruktionen werden als "Rennfeueröfen" bezeichnet. Sie wurden abwechselnd mit Schichten aus Holzkohle und zerkleinertem Erz befüllt. Bei einer Temperatur von etwa 1150 Grad beginnt das Erz zu schmelzen. Wegen der unterschiedlichen Schmelzpunkte flossen zuerst die unerwünschten Teile des Erzes durch die Grube nach draußen. Am Boden der Grube blieb ein Eisenfladen zurück, der von den Schmieden weiterverarbeitet werden konnte.

Die Forscher gehen davon aus, dass es im Landkreis in Hörbach einen solchen Verhüttungsplatz gab, gut einen Kilometer von der Fundstelle der Luppen entfernt. Es konnten zwar keine Reste von Rennfeueröfen gefunden werden, dafür aber eine etwa 30 Zentimeter dicke Schicht von Eisenschlacke. Das spricht dafür, dass an dieser Stelle über einen längeren Zeitraum hinweg Eisenerz verhüttet worden ist.

Bekannt ist, dass es in der Eisenzeit regelrechte Wirtschaftszentren gab, in denen Eisen verarbeitet wurde, auf dem Michelsberg bei Kelheim wurde eine 600 Hektar große Siedlung gefunden. Luttenwang war damals sicher kein Teil eines größeren Wirtschaftszentrums. Vielmehr gehen die Forscher davon aus, dass es dort eine Siedlung gab, die sich lokal selbst versorgte.

Ausstellung "Bodenschätze" des Historischen Vereins, bis 27. September. Die Eisenluppen sind zu sehen in der Raiba Westkreis in Adelshofen, Nassenhausener Straße 3. Geöffnet montags, mittwochs und donnerstags von 8.30 bis 12 Uhr, zusätzlich Montag von 14 bis 18.30 Uhr und Freitag von 14 bis 16.30 Uhr . Alle Ausstellungsorte finden sich im Internet unter www.historischer-verein-ffb.de. Erschienen ist zudem ein lesenswerter Katalog.

© SZ vom 07.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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