SZ-Serie: Arbeiten in Corona-Zeiten, Folge 2:Allein in der Kehrmaschine

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Leonhard Högenauer (vorne) und Alexander Schön vom Bauhof Emmering müssen bei all ihren Tätigkeiten, die sie gemeinsam machen müssen, auf den nötigen Sicherheitsabstand achten. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Mitarbeiter des Emmeringer Bauhofs versuchen, Kontakte zu vermeiden, um das Ansteckungsrisiko zu senken. Eine unangenehme Situation, findet Leonhard Högenauer

Von Ingrid Hügenell, Emmering

Home-Office funktioniert für Mitarbeiter von gemeindlichen Bauhöfen ganz schlecht. Leonhard Högenauer, 52, muss lachen über die Vorstellung. Der gelernte Landwirt ist beim Emmeringer Bauhof für die Pflege der Grünanlagen zuständig und vertritt Bauhofleiter Leonhard Kandler bei der Einteilung der Kollegen. Derzeit sollen, wegen des Coronavirus, so wenig Leute wie möglich zusammen arbeiten. "Wir müssen uns da erst finden", sagt Högenauer. Auch für die neun Emmeringer Bauhofmitarbeiter ist die Situation neu, so wie für alle. Manches geht nun sogar leichter als sonst, wie Arbeiten an und in der Schule.

Denn die Arbeit der Bauhöfe in Emmering und anderswo muss natürlich weitergehen, auch wenn momentan kein Winterdienst ansteht und noch nicht gemäht werden muss. Die Straßen müssen gereinigt, die gemeindlichen Abfalleimer und Hundetoiletten ausgeleert und kleinere Reparaturen ausgeführt werden. Wer noch welchen hat, feiert alten Urlaub ab, und auch Überstunden werden abgebaut. So sind immer nur vier oder fünf Mitarbeiter gleichzeitig im Einsatz, nicht alle neun. "Aber das geht nur eine gewisse Zeit", sagt Högenauer. Und dann? Man weiß es nicht. "Es ist ein bissl merkwürdig, dubios. Angenehm ist es nicht." Im Ort sei es viel ruhiger, die Schule ist zu, die Kindergärten, auch die Aussegnungshalle auf dem Friedhof ist gesperrt. "Man merkt, dass viel weniger Leute unterwegs sind. Wir werden ja sonst öfter angesprochen, gerade von älteren Leuten. Das ist eigentlich schön." Diesen Kontakt solle man jetzt aber vermeiden. "Das ist komisch."

Gerade in der Hauptstraße mache es sich bemerkbar, dass die Menschen zu Hause bleiben und vieles geschlossen hat. Es gebe sogar freie Parkplätze. "Schön, dass sich die Leute an die Beschränkungen halten. Das ist einfach notwendig." Högenauer hofft, dass es auch am Badesee ruhig bleibt, wenn es wieder wärmer wird. "Da haben wir noch mal Schilder aufgestellt, hoffentlich werden die beachtet." Vorige Woche, vor der Ausgangsbeschränkung, hätten dort viele Menschen in der Sonne gelegen.

Der Kontakt soll auch unter den Kollegen eingeschränkt werden. Wer die Kehrmaschine fahre, sei ohnehin den ganzen Tag alleine unterwegs und vor Ansteckung geschützt. Der Maler mache ebenfalls sehr viel alleine, zum Beispiel könne er nun gut in der Schule und im Jugendhaus streichen. "Beides ist ja leer, das nutzen wir aus", sagt Högenauer.

Neue Spielgeräte aufbauen könne man jedoch nur in Teams. Und gemacht wird das, auch wenn die Spielplätze gesperrt sind. Generell seien die Mitarbeiter nur in kleinen Trupps unterwegs. In Adelshofen, wo Högenauer auch tätig ist, sei das einfacher als in Emmering, sagt er - dort gibt es außer ihm nur einen Bauhofmitarbeiter.

Und die Mittagspause in Emmering wird wohl künftig versetzt stattfinden, Högenauer hat das vorgeschlagen und dafür Zustimmung erhalten. Der Pausenraum am Bauhof ist sehr klein, da wird es schwierig, die nötigen Abstände einzuhalten, wenn alle gleichzeitig drin sind. Alle achteten nun auch darauf, sich regelmäßig und gründlich die Hände zu waschen, was aber schwierig sei, wenn die Bauhofleute unterwegs sind. Im Bauhof selbst und im Rathaus gibt es warmes Wasser, im Friedhof nur kaltes. Und eigentlich sollen im Rathaus nicht zu viele Leute ein und aus gehen. Dafür gibt es jetzt im Bauhof einen Spender für Desinfektionsmittel.

Solche Geräte haben die Bauhofmitarbeiter auch für die Kommunalwahl aufgestellt. Die, die sie eigentlich wollten, mit einem Sensor, die das Mittel versprühen, ohne dass man irgendwo drücken muss, seien aber nicht mehr zu bekommen gewesen. Jedenfalls versuchten alle Mitarbeiter daran zu denken, dass man auch Flächen desinfizieren sollte, etwa die Lenkräder der Fahrzeuge."Es schaut schon jeder auf sich selber." Ein paar Arbeiten bleiben Högenauer zufolge liegen, kleine Ausbesserungen an den Fußgängerbrücken zum Beispiel, oder die Reinigung der Verkehrsschilder: "Das kann man schieben."

© SZ vom 26.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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