SZ-Schulratgeber:Realschulen im Konkurrenzkampf

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So unterschiedlich können die Angebote an Realschulen im Landkreis sein: Aktionen mit Jerome Boateng in Fürstenfeldbruck. (Foto: Günther Reger)

Vier Realschulen konkurrieren im Landkreis um Schüler. Mit unterschiedlichen Angeboten wollen sie sich ein Profil geben, das möglichst viel Nachwuchs anzieht. Die Ideen reichen dabei von Auslands-Kooperationen über Schuluniformen bis hin zum Kalligrafie-Kurs.

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Für manche Eltern ist die Nachricht ein Schock: Ihr Kind muss auf die Realschule. Der erhoffte Karriereweg für den eigenen Nachwuchs - Gymnasium, Abitur, Studium - ist mit einem Mal dahin, wenn der Notendurchschnitt am Ende der vierten Klasse "nur" für den mittleren Schulabschluss reicht. Doch zum einen ist es wirklich nicht so, dass einem Kind der Weg zur Universität ein für allemal verbaut ist, wenn es zunächst die Realschule besucht.

Es gibt inzwischen viele Wege, um mit mittlerer Reife oder sogar einem Hauptschulabschluss zu studieren. Zum anderen bieten die vier Realschulen im Landkreis ein attraktives Angebot, das sich hinter dem der Gymnasien nicht verstecken muss. Alle haben Französischunterricht, Ganztagsangebote, es gibt Austauschprogramme mit Schulen in USA und Indien, Chinesischunterricht oder spezielle Musikerklassen. Die folgende Zusammenfassung soll einen Überblick geben.

Realschule Fürstenfeldbruck

"Eines der wesentlichen Elemente an unserer Schule ist der Kontakt zum Ausland", sagt der Konrektor der Brucker Realschule, Hans-Peter Sang. Erst Ende Februar hatten die Brucker Besuch von Schülern aus der Ukraine, Holland, Irland und Portugal, im Mai soll der erste Austausch mit einer Schule in Indien starten. Bereits zum zweiten Mal nahm die Schule am Comenius-Projekt teil, das Schulpartnerschaften auf der ganzen Welt vermittelt.

Doch auch davor gab es laut Sang bereits einen regen Austausch mit Schulen in Frankreich, Irland und den USA. Überdies bietet die Ferdinand-von-Miller-Realschule für die ersten beiden Jahrgangsstufen ein offenes Ganztagsangebot. Des weiteren ist die Schule eine sogenannte Seminarschule. Das heißt: Angehende Lehrer bekommen dort Praxistraining von den etablierten Kollegen. Für den Unterricht folgt daraus, dass er immer auf dem neuesten Stand ist. Des weiteren gibt es eine Mittagsbetreuung und immer wieder verschiedene Projekte, zum Beispiel gegen Rassismus.

Realschule Puchheim

Ein Fairtrade-Projekt in Puchheim. (Foto: privat/oh)

"Theater, Musik spielt bei uns eine wichtige Rolle", sagt Herbert Glauz. Regelmäßig gibt es dem Schulleiter der Realschule Puchheim zufolge größere Aufführungen im örtlichen Kulturzentrum Puc, zuletzt ein Musical. Das Fundament dafür legt die spezielle Band- und Chorklasse, die die Schüler in den ersten beiden Schuljahren nach einer Eignungsprüfung besuchen können. Des weiteren ist man in Puchheim dabei, sich zu einer Fairtrade-Schule zu entwickeln, das heißt der Fokus wird auf Nachhaltigkeit gelegt. Ein entsprechender Antrag ist gestellt, erste Schritte waren beispielsweise beim vorigen Weihnachtsmarkt zu erkennen, wo fair gehandelte Produkte verkauft wurden. "Und wir sind eine sogenannte Mint-Schule", betont Glauz.

Für den Unterricht bedeutet das, dass auf die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer ein Schwerpunkt gelegt wird und die Schüler dafür begeistert werden sollen. In Puchheim will man das durch Forscherklassen in der fünften und sechsten Jahrgangsstufe erreichen. Dort sollen Experimente in Physik, Biologie und Chemie das Interesse wecken. Zudem gibt es ein offenes Ganztagsangebot, das die Nachbarschaftshilfe organisiert.

Außerdem ist Puchheim Seminarschule für junge Lehrer und es gibt dort das sogenannte Kesch-Projekt. "Ich komme aus der Schulpsychologie heraus, deshalb liegt mir Kommunikation besonders am Herzen", lautet Glauz Erklärung dafür. Es soll die Kommunikation zwischen Eltern und Schule fördern, eine Arbeitsgruppe, besetzt mit Eltern und Lehrern erarbeitet derzeit Ziele, die dann schrittweise umgesetzt werden sollen. Die Nachbarschaftshilfe in Puchheim bietet für die Schüler bis einschließlich zur achten Klasse eine Mittagsbetreuung an.

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Realschule Unterpfaffenhofen

Eine Bläserklasse in Germering. (Foto: Günther Reger)

Eine große Besonderheit an der Realschule in Unterpfaffenhofen ist ihre Wahlpflichtfächergruppe Haushalt und Ernährung. "Das ist eine alte Tradition bei uns", erklärt Rektor Christoph Breuer. Im Landkreis gibt es diesen Schwerpunkt kein zweites Mal, die nächsten Realschulen, die ihn anbieten, sind in München und Herrsching. Wie Breuer betont, besuchen auch viele Buben diesen Zweig. Und egal, was man später einmal mache, "da haben sie immer etwas fürs Leben gelernt". Darüber hinaus gibt es auch an der Realschule Unterpfaffenhofen ähnlich wie in Puchheim seit dem Schuljahr 2013/14 für die ersten beiden Jahrgangsstufen die Möglichkeit, eine spezielle Bläserklasse zu besuchen und dort ein Blechblasinstrument zu lernen.

Nach Ansicht des Rektors lernen die Schüler dort weit mehr als nur ein Instrument zu spielen: "Gemeinsames Musizieren ist ja auch ein aufeinander Hören, aufeinander eingehen." Diese Klassen mit musikalischem Schwerpunkt sind eingebettet in eine gebundene Ganztagsschule. Das bedeutet, die Schüler der Bläserklasse sind von Montag bis Donnerstag von Schulbeginn bis -ende um 16 Uhr gemeinsam in einem Klassenverband, der Unterricht wechselt mit Studier- und Freizeit ab und sie nehmen ihr Mittagessen gemeinsam ein. Einzigartig im Landkreis ist in Unterpfaffenhofen sowohl dieses gebundene Ganztagsangebot, das nur für die Fünft- und Sechstklässler gilt, als auch die Möglichkeit, eine ganz traditionelle Halbtagsschule zu besuchen oder die offene Ganztagsschule.

Kalligraphie mit Liu Yanni in Maisach. (Foto: Günther Reger)

Bei Letzterer findet der Unterricht nur vormittags statt, anschließend wird der Klassenverband aufgelöst und es gibt Mittagessen und Betreuung mit Freizeitangeboten. Im Gegensatz zur gebundenen Ganztagsschule können die Schüler für nur zwei Tage in der Woche angemeldet werden. Darüber hinaus pflegt man Partnerschaften mit Schulen in den USA und Indien, alle zwei Jahre gibt es einen Schüleraustausch.

Realschule Maisach

Schon rein optisch unterscheiden sich die Schüler der Orlando-di-Lasso-Realschule von anderen Realschulen im Landkreis: In Maisach tragen die etwa 1000 Schüler Schulkleidung. So soll der Druck, Tag für Tag in schicke Markenklamotten gekleidet in der Schule aufzuschlagen, von ihnen genommen werden. Eine weitere Besonderheit ist das Wahlfach Chinesisch, das die Realschüler können. Ebenso der bilinguale Erdkundeunterricht in englischer Sprache.

Des Weiteren haben die Schüler in der achten Klasse die Möglichkeit, am Kompassprojekt mitzumachen. Kompass ist die Abkürzung für "Kompetenz aus Stärke und Selbstbewusstsein"; die Teilnehmer lernen beispielsweise, ihre Prüfungsangst zu überwinden und sich selbst zu reflektieren. Auch in Maisach gibt es für die fünfte und sechste Jahrgangsstufe eine Musiker-, beziehungsweise eine Bläser- und eine Chorklasse. Wer möchte, kann das Gelernte in den höheren Klassen als Wahlfach vertiefen. Bei den Wahlfächern reicht die Auswahl von Ergänzungsunterricht in den Kernfächern bis zu Chemie-Übungen und experimenteller Geschichte. Die Mittagsbetreuung erfolgt durch die Sozialpädagogen der Jugendbegegnungsstätte zusammen mit den Schülern der benachbarten Mittelschule.

© SZ vom 17.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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